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WÜRZBURG / BERGTHEIM: Selbstbewusst wie Pippi Langstrumpf

WÜRZBURG / BERGTHEIM

Selbstbewusst wie Pippi Langstrumpf

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    Herausfordernd: Die zwölfjährige Carolin Steigleder aus Bergtheim hat in ihrer ersten Sprechrolle im Theater gleich die Hauptrolle bekommen. Sie spielt im Würzburger Theater Ensemble die Pippi Langstrumpf. Das Stück auf der „Sommerbühne im Grünen“ wird am 7. und 8. September zum letzten Mal aufgeführt.
    Herausfordernd: Die zwölfjährige Carolin Steigleder aus Bergtheim hat in ihrer ersten Sprechrolle im Theater gleich die Hauptrolle bekommen. Sie spielt im Würzburger Theater Ensemble die Pippi Langstrumpf. Das Stück auf der „Sommerbühne im Grünen“ wird am 7. und 8. September zum letzten Mal aufgeführt. Foto: Foto: Irene Konrad

    Wohl die meisten Schulkinder verbringen ihre Ferien in der Ferne, im Schwimmbad oder beim Chillen mit Freunden und Familie. Für die zwölfjährige Carolin Steigleder aus Bergtheim war das in diesen Sommerferien nicht so, jedenfalls am Wochenende nicht. Seit dem 20. Juli und noch bis zum 8. September spielt sie am Samstag- und Sonntagnachmittag als Pippi Langstrumpf die Hauptrolle im gleichnamigen Kindersommerstück des Würzburger Theater Ensembles.

    Es ist ungewöhnlich, dass ein Neuling wie sie eine Hauptrolle in einem renommierten Schauspiel-Ensemble bekommt. Nur einmal war Carolin vorher auf der Bühne gestanden. Das war im Dezember 2012 in einer stummen Rolle als frierendes, hungerndes Mädchen im Stück „Würzburg 1399“. Der Yes-Club Bergtheim hatte das historische Heimatspiel um die „Schlacht von Bergtheim“ dargestellt. Norbert Bertheau vom Theater Ensemble führte die Regie. Dabei hat er Carolins Schauspieltalent entdeckt.

    „Mir ist sofort ihre Bühnenpräsenz aufgefallen“, sagt Bertheau, der vor 20 Jahren das „Theater Ensemble Würzburg“ gegründet hatte und seitdem in einer Person Prinzipal, Regisseur, Schauspieler, Bühnen- und Kulissenbauer und allerlei mehr ist. Ihm sei zudem aufgefallen, wie unbekümmert sich Carolin in den Pausen mit ihren Freundinnen unterhalten hat, wie energisch und ausgelassen sie war und wie fröhlich sie herumspringen konnte.

    „Damals habe ich mir gedacht, wenn ich jemals die Pippi mache, dann nur mit ihr“, gesteht Bertheau. Der Gedanke habe ihn nicht losgelassen, so dass er schon kurz darauf bei den Eltern Peter und Karin vorsprach und dabei erfuhr, dass Carolin schon immer ein Fan von Pippi-Langstrumpf-Geschichten war. Sie besitzt alle DVDs der Verfilmungen. Zudem äußerten sich die Eltern, dass ihre Tochter der selbstbewussten, starken Pippi von Astrid Lindgren tatsächlich gleicht. „Sogar das breite Grinsen hat sie wie Pippi“, meint ihre Mutter.

    So fügte sich eines ins andere. Die Textbücher wurden verteilt, Schauspieler gesucht und die Sommerbühne im Grünen hergerichtet. Bei den ersten Leseproben habe Carolin noch etwas Hemmungen im fremden Milieu gehabt, aber schon bei der vierten Probe sei sie so aus sich herausgegangen, dass das ganze Team von ihrer Unbekümmertheit begeistert gewesen sei. Carolins Spielfreude und Natürlichkeit sind geblieben. Sie bekam nach allen Aufführungen riesigen Applaus.

    Die junge Bergtheimerin passt einfach super ins Stück und zum elfjährigen Oskar Schleibinger und der 17-jährigen Katharina Largé als Pippis Freunde Tommi und Annika. Auch die anderen Akteure in der Villa Kunterbunt sind stimmig, also Frau Prysselius, Kapitän Langstrumpf oder die Polizisten, der starke Vladimir, die Einbrecher oder Lehrerin. Es macht Carolin Spaß, auf der Bühne herum zu toben, zu klettern, schaukeln und hüpfen, mit der Wasserpistole zu spritzen, Bonbons auszuwerfen oder witzige Dialoge zu sprechen. Das liegt in ihrer Natur. Carolin ist auch privat ein quirliges Mädchen.

    Nicht einmal Lampenfieber hat sie oder Angst davor, den Text zu vergessen. „Es geht nicht so streng zu mit jedem Wort. Ich darf improvisieren“, gesteht die kecke Bergtheimerin. Sie reagiert auf das Lachen der Theaterbesucher und registriert es auch, wenn Kinder an anderen Stellen lachen als Erwachsene. Und wenn sie beim Schlaflied für ihr Bühnenäffchen falsche Töne singt, ist das sogar gewollt. „Das Pippi-Spielen macht mir voll Spaß“, gesteht Carolin.

    Trotzdem: Eigentlich wisse sie gar nicht, warum sie zugesagt hatte, „da mitzumachen“. Die „ganzen Ferien“ sei sie damit gebunden gewesen und habe etwa eine Familienfeier verpasst. Oft sei es auf der Freilichtbühne bei 30 Grad im Schatten in den langen Pippi-Strümpfen und unter der Perücke auch richtig heiß gewesen. „Aber ich konnte Norbert im Frühjahr doch nicht nein sagen“, zuckt sie die Schulter und außerdem sei ihr Papa stolz auf sie. Peter Steigleder hatte im Stück „Würzburg 1399“ als Harlekin eine tragende Rolle gespielt.

    Noch zwei Mal tritt Carolin als Pippi auf, und zwar am 7. und 8. September, jeweils um 15 Uhr. „Wir haben das Stück aufgrund des großen Erfolgs verlängert“, erläutert Produzent Bertheau. Dann aber geht es für Carolin wieder in die Schule, und zwar in die 7. Klasse der Mädchenrealschule bei den Würzburger Ursulinen. Ob sie dort auch in die Theatergruppe geht, weiß Carolin noch nicht. Sie sieht ihre Auftritte als außergewöhnlichen Ferienspaß und ist eigentlich ein wenig enttäuscht, dass kaum jemand von ihren Mitschülerinnen und Lehrkräften die Aufführungen besucht hat. Aber ihre Handballfreundinnen vom HSV Bergtheim sind als Gruppe gekommen, das hat sie riesig gefreut. Und auch einige Bergtheimer und natürlich etliche Verwandte. Allen voran ihre Eltern und ihre zwei älteren Schwestern. Auch eine Tante habe „Bauklötze gestaunt“, wie frei Carolin spielte.

    Solches Lob freut die Schülerin und auch, dass sie als Pippi viele Kinder und eine große Zahl behinderter Menschen zum Lachen gebracht hat. „Mein Selbstbewusstsein ist gewachsen“, ist Carolin überzeugt. Sie weiß nun, dass sie vor Referaten in der Schule keine Angst mehr zu haben braucht. Laut und langsam zu sprechen und die Worte richtig zu betonen, das kann sie nun.

    Karten für die letzten Vorstellungen am 7. und 8. September um 15 Uhr gibt es unter Tel. (09 31) 445 45, in der Tourist-Information am Falkenhaus oder der Tageskasse, Frankfurter Straße 87.

    „Das Pippi-Spielen macht mir voll Spaß.“

    Carolin Steigleder Zwölfjährige Schauspielerin

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