Beim Gesundheitstag am 19. Juni stellt sich die Gruppe von 10 bis 16 Uhr an einem Infostand auf dem Marktplatz vor.
Die Initiatorin Karin Schmid erinnert an die Anfänge vor 21 Jahren und an die „IKOS“, die damalige Kontakt- und Informationsstelle, die ganz oben unter dem Dach des Rathauses zu finden war. „Ich kann mich noch sehr gut an die liebenswerte und immer freundliche Art der Mitarbeiterinnen und an ihre wertvolle Hilfe vor 21 Jahren erinnern“, sagt Karin Schmid.
Symptome ohne Erklärung
Bei „IKOS“ erhielt sie Hilfe, die sie und die vielen Angehörigen eines auffällig gewordenen, bis dahin vollkommen normalen Familienangehörigen, der ohne erklärlichen Grund viel Sorge, Not und Verzweiflung bereitete, dringend nötig hatten. Grund für die Sorgen waren Vergesslichkeit, die Unfähigkeit, gewohnte Arbeiten und fest eingeübte Fähigkeiten auszuführen, Orientierungsstörungen, Wutausbrüche und bösartige Attacken gegen Personen, Panik oder tiefe Traurigkeit und Sprachstörungen, für die es keine Erklärung gab.
Angehörige fühlten sich damals mit ihren Problemen allein gelassen, selbst unter Geschwistern gab es Unstimmigkeiten, sie machten sich gegenseitig Vorwürfe und bezeichneten sich als hysterisch, erzählt Karin Schmid.
Das änderte sich im April 1988, als ein Zeitungsartikel in der Main-Post auf eine seltsame, bis dahin fast unbekannte Krankheit hinwies und zu einem Informationsabend einlud mit dem Ziel, für die Angehörigen von auffälligen Familienmitgliedern eine Selbsthilfegruppe zu gründen.
Die zahlreich erschienen Teilnehmer erfuhren an diesem Abend erstmals, dass die Auffälligkeiten ihrer Angehörigen durch eine schwere, nicht heilbare hirnorganische Erkrankung mit dem Namen „Alzheimersche Krankheit“ ausgelöst würden.
„So furchtbar es für uns auch war, Einzelheiten über die Krankheit und ihren Verlauf zu hören, so erleichtert waren wir auch, dass nicht böse Absichten, sondern eine Krankheit das Zusammenleben mit dem kranken Angehörigen so schwer gemacht hatte“, erzählt Karin Schmid, die im Anschluss an den Informationsabend, bewegt vom Schicksal ihrer eigenen Mutter, die Selbsthilfegruppe für Angehörige mitbegründete.
„Wir erhielten nicht nur Information über die Krankheit, für die es keine geeigneten Medikamente gab, sondern auch wichtige Hinweise auf den gerechten Umgang mit dem Kranken und auf Hilfsangebote. Vor allem aber hatten wir erstmals die Möglichkeit, über unsere Seelennöte, Ängste, Verzweiflung und Kränkungen sprechen zu können. Das Gute dabei war, jeder verstand jeden und fühlte mit. Fremde fielen sich in die Arme und weinten hemmungslos ihren Schmerz heraus. Andere wurden wütend und befreiten sich so von ihrer seelischen Not“, erinnert sich Karin Schmid an die ersten Treffen der Selbsthilfegruppe vor über 20 Jahren.
Schnelle Hilfe per Telefon
Für schnelle Hilfe bei Notsituationen und Aussprache wurde ein „Alzheimer-Telefon“ installiert, an dem Karin Schmid in ihrer Wohnung in Höchberg noch heute selbst Auskünfte gibt.
Nun sind über zwei Jahrzehnte vergangen, die Alzheimer-Gruppe ist aus den Kinderschuhen längst herausgewachsen, und aus „IKOS“ wurde das Selbsthilfebüro und nun das Aktivbüro. Von dessen Team wünscht sich Karin Schmid weiterhin eine so erfolgreiche Arbeit zum Wohle aller Selbsthilfegruppen und Hilfesuchenden.
Gerade weil Alzheimer so vielen Belastungen für alle verbunden ist, sollten Angehörige möglichst schnell und ohne Scheu das Angebot der Selbsthilfegruppe, die ehrenamtlich tätig ist, annehmen, so Karin Schmid. Die Gruppe trage die Sorgen gemeinsam, könne wertvolle Erfahrungen zum Umgang mit dem Kranken geben, auf entlastende Möglichkeiten zur Bewältigung des Alltags und auf professionelle Angebote hinweisen.
Selbsthilfegruppe
Die Angehörigengruppe von Alzheimer-Kranken trifft sich jeden ersten Dienstag im Monat ab 19 Uhr im Selbsthilfehaus, Scanzonistraße 4. Alzheimer-Telefon für Angehörige: (09 31) 40 75 93.
Weitere Informationen: Aktivbüro der Stadt Würzburg, Tel. (09 31) 37-37 06, Sprechzeiten: Montag, Dienstag und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr und Dienstag von 14 bis 16 Uhr.
Abendsprechstunde im Selbsthilfehaus, Scanzonistraße 4, 97080 Würzburg: Montag 18 bis 20 Uhr (außer Schulferien), Tel. (09 31) 57 31 62;
www.wuerzburg.de/aktivbuero