Zu Hause hat sie keinen Computer, deshalb ist sie seit acht Jahren Stammgast im Internet-Café im Caritas-Seniorenzentrum St. Thekla.
Mit ihren Freunden in aller Welt tauscht sie auch Fotos aus, die sie auf CD-ROM speichert und davon im Geschäft Abzüge machen lässt. „Im Internet finde ich auch Wegbeschreibungen, bevor ich zum Beispiel in Frankfurt ein Museum besuche.“ Die Abfahrtszeiten der Züge holt sie selbstverständlich auch im weltweiten Datennetz.
„Ich lasse mir hier außerdem meine Blutdruckmessungen grafisch darstellen“, erzählt Irene Kaczmarek. „Davon ist mein Arzt ganz begeistert, weil er so sieht, dass ich den Blutdruck regelmäßig kontrolliere.“
Manchmal überfordert die komplizierte Technik die 76-Jährige aber auch. Dann ist sie froh, dass im Internet-Café „Von Senioren für Senioren“ immer Helfer sind, die abgestürzte PCs wieder zum Laufen bringen oder verloren gegangene Daten auf den Monitor zaubern. Diese seit zehn Jahren bestehende Einrichtung ist nach ihren Worten „ganz fantastisch“. Denn: „Allein zu Hause käme ich nicht zurecht.“
Irene Kaczmarek betont, dass sich in den Reihen der Besucher niemand schämen muss, wenn er die Fachausdrücke nicht beherrscht.
Gerlinde Göttler ist heute erst zum dritten Mal mit von der Partie, hat aber ihren erst vor kurzem angeschafften Laptop dabei. „Ich will mich langsam vorarbeiten“, meint sie. Ihr zur Seite sitzt und hilft Paul Weissinger. Die 67-Jährige interessiert sich zurzeit hauptsächlich dafür, wie sie einen E-Mail-Verteiler mit den 15 Teilnehmern ihres Stammtisches aufbauen kann. „Ich lasse mir hier eine Stunde lang den Laptop und seine Anwendungen erklären, anschließend übe ich daheim.“
Herbert Schmidt ist einer der Gründerväter des Internet-Cafés. Ein bisschen stolz ist er darauf, dass im Lauf von zehn Jahren fast 15 000 Besucher kamen. Pro Öffnungstag nutzen durchschnittlich zehn Senioren zwischen 55 und 85 Jahren dieses Angebot.
„Wir versuchen, die Besucher auf ihre eigenen Beine zu stellen““
Herbert Schmidt, einer der Gründerväter des Internet-Cafés
Viele Gäste haben noch überhaupt keine Erfahrung mit dem Computer, weiß er aus Erfahrung. Andere sind schon weiter, wollen sich vor Viren schützen oder Bilder bearbeiten und verschicken. „Die wichtigsten Themen sind jedoch die Informationsbeschaffung im Internet und E-Mails.“
„Wir versuchen, die Besucher auf ihre eigenen Beine zu stellen“, fügt Schmidt hinzu. Das fängt manchmal damit an, dass im Internet-Café der neue Rechner ausgepackt und dann durch die Helfer gestartet und eingerichtet wird.
Offen gibt der 73-Jährige zu, dass zuweilen Probleme auftauchen, die nicht sofort behoben werden können. „Wir sind ja keine Experten, sondern nur Helfer mit großem Wissen, das wir aber sehr gern weitergeben.“ Für scheinbar unüberwindbare Schwierigkeiten werden Lösungen gesucht – selbstverständlich im weltweiten Datennetz – und schließlich auch die richtigen Antworten gefunden.
Mit einer „losen Arbeitsgemeinschaft“ fing das Internet-Café an, inzwischen gibt es schon lang einen Verein mit aktuell rund 50 Mitgliedern. Eine Stunde surfen kostet 2,50 Euro, Mitglieder zahlen nur einen Euro. „Wir finanzieren uns im wesentlichen selbst“, erklärt Schmidt. Den Raum stellt das Seniorenzentrum in Zusammenarbeit mit der Stadt zur Verfügung, Sponsoren überreichen gelegentlich Sachspenden.
Zurzeit weihen zwölf Helfer die Besucher in die Geheimnisse des Internet ein. „Wir brauchen aber noch mehr“, richtet Schmidt einen Appell an Interessierte mit guten PC-Kenntnissen. Außerdem macht der Vereinsvorsitzende auf die „Geburtstagsfeier“ und den Tag der offenen Tür aus Anlass des zehnjährigen Bestehens am Dienstag, 13. April, von 14 bis 17 Uhr in St. Thekla, Ludwigkai 12, aufmerksam.
Infos: Tel. (09 31) 7 84 77 35 oder
www.i4s.de
Öffnungszeiten des Internet-Cafés: Dienstag und Donnerstag, jeweils 9-12 Uhr; mittwochs 14-17 Uhr.