Sieben Motetten, sieben Dirigenten und eine Barockgeige, Musik von Schütz bis zur Gegenwart: Über Mangel an Abwechslung konnte man beim Konzert des Kammerchors der Musikhochschule in der mäßig besuchten Neubaukirche nicht klagen.
Dieser sang durchgängig sehr klangschön, großteils gerade und gut fokussiert, dabei erquickend intonationsrein, mit einer leichten Soprandominanz. Innerhalb der Stimmgruppen hörte man ab und an einzelne Sänger heraus, doch nie so, dass es den homogenen Gesamtklang schädigte. So erlebte man hier einen erfreulich guten Chor, der – obwohl das Programm nicht überprobt schien – konzentriert und sensibel auf die Gestik seiner diversen Leiter reagierte, die sämtlich der Chorleitungsklasse Jörg Straubes entstammten.
Keno Weber eröffnete das Konzert mit Schnittke, legte aber in seinem weichen Schlag zu wenig Entschiedenheit an den Tag, um der Musik gerade in melancholischen Passagen Spannung zu verleihen. Zwischen den Motetten spielte Anna Nesyba eine Bach-Sonate auf der Barockvioline, erfreute dabei durch glanzvollen, bruchlosen Ton, herausragenden Sinn für Agogik und technisch gute Leistungen. Doch fehlte es ihr oft am Mut zur wirklichen Expressivität, zum auch mal rauen Klang.
Eine Motette von Schütz litt unter dem sehr schüchternen Schlag ihres Dirigenten Martin Platz, der den Sängern wenig musikalische Entwicklung in ihren Linien vermittelte. Eine spannungsreichere Vorstellung gab Christoph Pollak mit einem Kyrie eigener Herstellung, entschiedenerem Schlag und dem Wissen darum, wann weiche Gestik genügt, und wann ein Schwerpunkt dabei von Nöten ist.
Ähnlich Christian Rohrbach mit Distler, der den Chor souverän auch über unsichere Stellen hinwegführte, gezielt musikalische Spannungsbögen herausarbeitete. Das gelang auch Simone Pannes, die mit sehr großen, aber durchaus eleganten Bewegungen viel Ausdruck vermitteln konnte, bevor Straube selbst ans Dirigentenpult schritt, um in vorbildlicher Weise Messiaen zu geben.
Zum Abschluss hörte man eine Brahms-Motette unter Alina Paschenko, die mit eher zögerlicher, weicher Gestik wenig mitriss, im flotten Dreiertakt dann auch Spannungslinien zerschlug.
So gewann man bei den meisten dieser technisch durchaus versierten Dirigenten, den Eindruck, es fehle ihnen am Mut, allzu viel von ihrer Persönlichkeit preiszugeben – und am für den Dirigenten so notwendigen Willen zur Macht.