Ab dem kommenden Schuljahr soll das Siebold-Gymnasium noch einen Wirtschaftszweig erhalten. Das städtische Mozart- und Schönborngymnasium (MOZ/S) hingegen wird nach den Vorstellungen der Schul-Verantwortlichen mit dem letzten Abiturjahrgang im Jahr 2014 ganz von der Bildfläche verschwinden. Bis dahin werden aber alle derzeit vorhandenen Ausbildungsrichtungen beibehalten, und die jetzigen MOZ/S-Schüler machen noch Abitur an ihrer eigenen Schule.
Der Ministerialbeauftragte (MB) für die Gymnasien in Unterfranken Rudolf Schmitt und der städtische Schulreferent Muchtar Al Ghusain legten bei einem Pressegespräch ihre mit dem Bayerischen Kultusministerium abgestimmten Entwürfe dar - dies vor dem Hintergrund, dass der Stadtrat vor Jahren beschlossen hat, dass die Stadt keine neuen Lehrkräfte mehr einstellt und somit die städtischen Schulen immer mehr schrumpfen. Der Freistaat indes hat die gesetzliche Pflicht zur Beschulung der Kinder und muss reagieren.
Al Ghusain betonte dabei, dass er in der neuen Entwicklung auf allen Seiten Gewinner sehe, denn sowohl fachliche wie auch bauliche und pädagogische Interessen der Beteiligten seien berücksichtigt. Die Lehrkräfte sollen einander aushelfen, Stadt und Staat gäben wechselseitig entsprechende Aufträge ("Abordnungen"). Keiner der derzeitigen städtischen Lehrer werde dadurch arbeitslos, versicherte Al Ghusain.
Allerdings sieht er sich auch mit der Ablehnung der Pläne durch den Elternbeirat des Siebold-Gymnasiums konfrontiert. Der Siebold-Elternbeirat fühlt sich "überrascht und überrumpelt", so dessen Sprecherin Susann Leugner, sieht die Schule ohne bestehende Probleme gut aufgestellt und will die Situation nicht ändern. Siebold-Schulleiter Hermann Rapps hingegen befürwortet die neuen Ideen.
Der Umzug des Siebold-Gymnasiums soll in insgesamt acht Jahren erfolgen, so dass das Mozart/Schönborngymnasium zwar ab sofort keine eigenen Eingangsklassen mehr annimmt, dafür aber die Eingangsklassen (5. Jahrgangsstufe) des Siebold im MOZ/S-Gebäude am Frauenlandplatz eingeschult werden.
Riemenschneider erweitert sich
Dann kann hier das Siebold-Gymnasium nachwachsen, ohne dass Schüler vom Rennweger Ring (derzeitiger Standort) oder aus der Hofstraße (Kollegstufe) fort müssten. Alle neuen Kinder am Siebold-Gymnasium beginnen dann also im Frauenland. Die derzeitigen "Sieboldianer" verlassen ihrerseits peu à peu - mit jedem Abiturjahrgang - ihr Haus am Rennweger Ring.
Dies hat auch Auswirkungen auf das Riemenschneider-Gymnasium, Nachbar des Siebold am Rennweger Ring. So würde bei Umsetzung der neuen Vorstellungen das Riemenschneider-Gymnasium künftig zu seinem eigenen Schulgebäude noch die Räume des Siebold-Gymnasiums am Rennweger Ring nutzen, überdies noch den derzeit hier entstehenden Neubau, der im Moment als Ersatz für die maroden Pavillons im Schulhof entsteht und Zimmer für die Mittagsbetreuung des achtjährigen Gymnasiums bereithalten wird.
Das Siebold bietet bisher einen ausgeprägten sprachwissenschaftlichen Zweig an. Alle Schüler erlernen mindestens drei Fremdsprachen mit Schwerpunkten in Latein oder Italienisch, Englisch und Französisch. Während das Siebold-Gymnasium bisher nur diese eine Ausbildungsrichtung anbietet, schmückt sich derzeit noch ein ganz anderes, nämlich das Friedrich Koenig-Gymnasium (FKG) in der Zellerau, mit drei Zweigen. Der MB befürwortet aber, dass alle Würzburger Gymnasien künftig zwei Ausbildungsrichtungen vorhalten - nicht mehr und nicht weniger.
Das FKG soll deshalb ab Schuljahr 2007/08 seinen neusprachlichen Zweig aufgeben und wird dann noch ausschließlich naturwissenschaftlich-technologisch (mat.-nat) und wirtschafts-/sozialwissenschaftlich ausgerichtet sein. Aber auch hier gilt: Für die bestehenden Ausbildungsrichtungen bleibt die Bestands-garantie. Wer hier seinen Ausbildungszweig gewählt hat, kann ihn bis zum Abitur behalten.
Absehbar ist, dass das FKG dann künftig von etwas weniger Schülern besucht werden wird (derzeit 1260 Schüler) und das Siebold-Gymnasium (derzeit 800 Schüler) dazu gewinnt. Ein ganz anderes Gymnasium, das derzeit nur eine Fachrichtung anbietet, ist das Wirsberg-Gymnasium (humanistisch/neusprachlich). Es soll einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig dazu bekommen und ist dann Humanistisches plus Naturwissenschaftlich-Technologisches Gymnasium.
Bis künftige Gymnasiasten vom 7. bis 11. Mai 2007 angemeldet werden, kann die neue Entwicklung noch ausreichend erörtert oder korrigiert werden.
Stichwort
Siebold-Gymnasium
Das Siebold-Gymnasium wurde
1864 als königliches Gymnasium
gegründet. Als sprachliches Gym-
nasium trägt es seit 1961 den
Namen des Würzburger Japanfor-
schers Philipp Franz von Siebold.