Eine Einladung liegt im Briefkasten an der Haustür. Liebevoll handschriftlich gestaltet mit wohl überlegten Worten. Selbst der Umschlag ist mit einem kleinen Bild geschmückt. Mich erreicht eine Einladung, das Leben, sein Geheimnis und Wunder zu feiern.
Eine Freundin lädt zu ihrer Geburtstagsfeier in der österlichen Zeit ein. Und es ist im Grunde ein Osterfest. Das zu Ende gehende Lebensjahr hat ihr gesundheitlich einiges abverlangt. Mit viel Geduld und Ausdauer, mit Disziplin und ganz viel Hoffnung hat sie Operation und Rehabilitation und
Ostern und Auferstehung sind nicht festgelegt auf einen Termin. Ostern ereignet sich mitten im Jahr, an jedem Tag.
Menschen sitzen in der Finsternis, erschrocken und gebannt von schlimmen Nachrichten, von unerträglichen Ereignissen. Der Alltag wird notdürftig gelebt, aber von Lebendigkeit ist nur wenig zu spüren. Wie kann da wieder Licht und Bewegung hinein kommen?
Auch die Bibel hat derartige Lebenslagen von Menschen festgehalten und erzählt sie uns bis heute. Diese Schilderungen geben dem Dunkel einen Platz. Menschliches Leben gibt es nicht ohne Härten und Schwere. Doch mit Gott verbundene Menschen haben einen, der den Weg aus dem Dunkel ins Licht zeigt, führt und mitgeht. Und wenn ich es nicht wagen kann, an diesen Licht und Leben schenkenden Gott zu glauben?!
Dann darf ich auch auf andere Menschen vertrauen, die für mich da sind. Sie sind Gottes Stellvertreterinnen und Stellvertreter auf Erden. In unserem Glauben gibt es den Brauch füreinander zu beten. Und da kann es durchaus auch einmal sein, dass ich sage: Bet du für mich. Ich kann es gerade nicht. Das ist eine ungeheuere Entlastung und Unterstützung zugleich.
Ostern kann sich jeden Tag ereignen. Zum Beispiel in einer Einladung zu einem Lebens- und Dankfest. Und das kann ich im Grunde jeden Abend feiern. In der so genannten Dämmerstunde, wenn der Tag sich neigt, den österlichen Momenten des Tages, den bewegenden Augenblicken nachspüren und sie dankbar verinnerlichen. Auf dass sie mich aufleben lassen und ich den nächsten Tag mit gestärkter Hoffnung als österlicher Mensch leben kann.
Autorin: Gabriele Saft ist Pastoral- referentin in St. Sebastian, Würzburg-Heuchelhof und St. Josef, Würzburg-Rottenbauer und Hausleitung im Jugendbegegnungshaus Windrad im Gut Heuchelhof. Die Rubrik „Sinn & Religion“ bringt wöchentlich Beiträge von Vertretern verschiedener Religionsgemeinschaften. die sich zu Fragen des Lebens äußern.