Ende September vergangenen Jahres fuhren die US-Amerikaner Sigrid Heller-Meier und Chris Click bei ihrem Deutschlandbesuch mit einem Mietauto auf einen Abstecher nach Unterpleichfeld. Mit im Gepäck hatten sie das Soldbuch von Bruno Mahlmeister. Denn Sigrid Heller-Meier wollte den letzten Wunsch ihres langjährigen Nachbarn, des ehemaligen amerikanischen Soldaten Robert Berkler, erfüllen – dieses Soldbuch aus dem Zweiten Weltkrieg der Familie Mahlmeister zurückzugeben.
Der damals 36-jährige Oberschütze Bruno Mahlmeister war im Juni 1944 dabei, als die Invasion der Alliierten in das von den Deutschen besetzte Frankreich begann. Die Wehrmacht konnte dem Ansturm nicht standhalten und zog sich in Richtung Cherbourg zurück. Bei den nachfolgenden schweren Kämpfen um die Stadt, an denen auf alliierter Seite auch der 19-jährige Grenadier Robert Berkler aus Kalifornien stand, fiel Bruno Mahlmeister am 8. Juni 1944.
Die Nachricht von seinem Tod erhielt wenige Tage später seine Frau Mathilde Mahlmeister und seine Eltern Regina und Johann Mahlmeister sowie seine zehn Geschwister. Dabei wurde ihnen auch mitgeteilt, dass beim Oberschützen Mahlmeister kein persönliches Dokument gefunden wurde, er aber aufgrund der Erkennungsmarke identifiziert wurde.
Zunächst eine Trophäe
Das Soldbuch Hans Mahlmeisters, das damals gleichzeitig als Personalausweis diente, wurde im französischen Cherbourg von Robert Berkler gefunden. Für Berkler war diese Büchlein in deutscher Schrift mit Adler und Hakenkreuz nicht anderes als ein Trophäe, die er nach dem Krieg gerne vorzeigen wollte.
Der amerikanische Grenadier Robert Berkler hat den gesamten Kriegsverlauf von Omaha Beach, Cherbourg, Paris bis nach Bayern außer ein paar kleinen Blessuren heil überstanden. Nach dem Krieg wurde er daheim als großer Held gefeiert. Er aber sprach später immer wieder tief erschüttert von dieser Zeit in Cherbourg und zeigte nur widerwillig das Soldbuch des deutschen Soldaten. Doch einige Jahrzehnte später wurden seine Geschichten vom Krieg immer leiser und er setzte sich dafür bei allerlei Hilfsaktionen für den Frieden in der Welt ein.
Vor rund zehn Jahren erzählte er in einem vertraulichen Gespräch seiner Nachbarin Sigrid Heller, dass er wegen des persönlichen Dokuments eines deutschen Soldaten ein schlechtes Gewissen habe und er es gerne persönlich der Familie Mahlmeister in Unterpleichfeld zurückgeben wolle. Aber die Jahre zogen dahin und sein großer Wunsch blieb unerfüllt.
Dann, 2009, erzählte Heller ihm, dass sie eine Europatour machen wolle und dabei auch durch Deutschland käme. Also nahm sie das Soldbuch mit, in der festen Absicht, das Büchlein in Unterpleichfeld abzugeben. Doch sie fand zwar den Ort, aber nicht die Familie Mahlmeister. Dann bekam Robert Berkler gesundheitliche Probleme und er verstarb 2013 im Alter von 88 Jahren. Zuvor nahm er aber Sigrid Heller das Versprechen ab, das Soldbuch nach Unterpleichfeld zu bringen und so kam es Ende September zur Begegnung mit Familie Mahlmeister und zu der Übergabe des Soldbuches.
Da der Ortseingang Unterpleichfeld wegen Bauarbeiten gesperrt war, erwies sich für Sigrid Heller-Meier und ihrem Begleiter Chris Click die Suche nach der Familie Baumeister als schwierig. Doch sie gaben nicht auf und fanden nach mehrfachem Herumirren und Nachfragen doch noch Hans Mahlmeister, dem Onkel von Bruno Mahlmeister, und seine Frau Gerlinde in der Schulstraße. In einem langen Gespräch mit vielen persönlichen Informationen gaben sie das Soldbuch von Bruno Mahlmeister nach über 70 Jahren zum Frieden von Robert Berkler an die Familie in Unterpleichfeld zurück.
Soldbuch
Bei der Wehrmacht galt das Soldbuch galt gleichzeitig als Personalausweis des Soldaten. Auf 26 Seiten waren wichtige Daten des Inhabers eingetragen wie Name, Dienstgrad, Kompanie, Nummer der Erkennungsmarke und auch die Anschrift der nächsten lebenden Angehörigen. Weiter wurden im Soldbuch Nachweise über Ausrüstungsstücke, Waffen und Geräte, Impfungen, Brillenstärke, Wehrsold und die Beurlaubungen eingetragen.