Durchschnittlich 2200 Sonnenstunden pro Jahr gibt es im Nahen Osten – das wäre ideal, um dort auf die Sonnenenergie zu setzen. Photovoltaikanlagen gibt es dort allerdings nur wenige. Als Landrat Eberhard Nuß das letzte Mal in Mate Yehuda war, dem israelischen Partnerlandkreis des Landkreises Würzburg, musste er lange suchen, bis er eine gefunden hatte.
In Uettingen, wo Nuß lebt, scheint die Sonne nur etwa 1500 Stunden im Jahr. Doch hier hat der Landrat jetzt eine, die praktisch vor seiner Haustüre liegt. Am Dienstagmorgen wurde auf der ehemaligen Hausmüll- und Bauschuttdeponie eine riesige Photovoltaikanlage in Betrieb genommen. Verbaut wurden über 24 550 Solarmodule, die eine Fläche von insgesamt 65 000 Quadratmetern einnehmen. Kosten: zehn Millionen Euro.
„Es ist uns gelungen, die Relikte aus der Vergangenheit zukunftsfähig zu gestalten und damit gleichermaßen die Umwelt und unsere Gebührenzahler zu entlasten. Ungenutzte Altdeponieflächen leisten nun einen wegweisenden Beitrag zur Energieversorgung der Zukunft“, sagte Nuß bei der offiziellen Einweihungsfeier. Was jetzt noch fehle, seien leistungsfähige Speichermöglichkeiten und intelligente Netze. Technisch machbar wäre das übrigens schon – die Politik hinkt den Fortschritten der Entwickler aber noch hinterher.
Bauherrin, Pächterin und Betreiberin der Photovoltaikanlage ist die SunTec Solarpark GmbH & Co. KG aus Gaukönigshofen-Wolkshausen. Florian Golinski, einer der beiden Geschäftsführer, hält die Nutzung von Energie aus der Sonne für einen „Prozess, der nicht mehr aufzuhalten ist“. Seine Vision ist es, „dass sich auf jeder Hundehütte einmal ein Solarmodul befindet“.
Erst in diesem Frühjahr hatte sich das „team orange“, der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Würzburg, gemeinsam mit der Gemeinde Uettingen entschieden, die einstigen Deponieflächen zu verpachten, um dort Strom aus der Sonne zu gewinnen. Den Pachtzins nutzt das „team orange“, um in Zeiten steigender Kosten die Abfallgebühren niedrig zu halten. Die Einnahmen werden vollständig dem Gebührenhaushalt zugerechnet und kommen so wieder jedem Gebührenzahler zugute.
Der Auftrag, an den Hängen über Uettingen einen Solarpark zu bauen, ging an die Firma Ostwind – und die Vorfreude auf sauberen Strom aus erneuerbaren Energien war bei der Gemeinde und beim Kommunalunternehmen groß. Die Euphorie währte aber nicht lange, denn nur wenig später bat Ostwind schon wieder um die Auflösung des Pachtvertrags. Die Begründung des Unternehmens: Es sehe keine Rentabilität in dem Vorhaben. Das Gelände sei größtenteils zu steil, um Solarmodule aufzubauen und die Einspeisungsstrecke bis zum Umspannwerk in Lengfurt sei zu weit, als dass man wirtschaftlich Strom gewinnen könne. Bürgermeister Karl Meckelein und der Gemeinderat waren stocksauer.
„Meine Vision ist es, dass sich auf jeder Hundehütte einmal ein Solarmodul befindet.“
Florian Golinski, SunTec-Geschäftsführer
Ihr Groll legte sich erst, als ein neuer Kooperationspartner gefunden war: die Firma SunTec, die den Pachtvertrag im Mai unterschrieb. Als dann endlich mit dem Bau begonnen werden konnte, ging alles richtig schnell. 110 Arbeiter waren in Spitzenzeiten in Uettingen beschäftigt und sorgten mit einer wahren Energieleistung dafür, dass die Photovoltaikanlage in nur neun Wochen fertig wurde. Energieleistung ist ein gutes Stichwort: SunTec-Chef Golinski erwartet, dass die Sonnenkollektoren bis zu 6,3 Megawatt Strom liefern. Mit dieser Menge können mehr als 1600 Vier-Personen-Haushalte über ein Jahr lang versorgt werden.
Ganz ohne Zwischenfälle verlief der Bau des Solarparks nicht: Anfang Oktober klauten Unbekannte mehrere Solarmodule, deren Wert die Polizei auf 5000 Euro schätzt. Die Täter wurden nicht geschnappt. Damit Diebe keine Chance mehr haben, wurde um die Anlage herum ein Sicherheitssystem installiert. „Wir haben hier also unser kleines Alcatraz“, scherzte Golinski am Dienstag.
Bürgermeister Meckelein erinnerte daran, dass seine Gemeinde Wert darauf lege, verantwortungsvoll mit den natürlichen Ressourcen und der Umwelt umzugehen: Die Photovoltaik- und die Biogasanlage seien fertig, der Windpark komme noch. „Wir tun also viel für die Energiewende“, sagte Meckelein.
Nach der offiziellen Eröffnung gab es für die Gäste einen leckeren Morgen-Snack mit frisch gegrillten Bratwürsten. Wenn schon die Sonne am frühen Morgen nicht schien, brachte zumindest das Energie.
ONLINE-TIPP
Weitere Informationen über Solarenergie gibt es im Internet unter www.suntec-energiesysteme.de