Mit Nachdruck verwahrte sich Kummer gegen den „ständig wiederholten Vorwurf“, die VVW-Mitglieder seien „notorische Verhinderer“. Vielmehr setze sich der Verein für etwas Positives ein, nämlich „die Erhaltung der überlieferten Schönheit und Eigenart unserer Stadt.“ Deshalb widersetze sich der VVW „allen Versuchen, das auf uns gekommene kostbare Erbe kurzfristigen und häufig eigennützigen wirtschaftlichen Zielen zu opfern.“ Anlass zu „großen Befürchtungen“ gäben die beiden Bauvorhaben Augustinerstraße 9-11 (Ämterhochhaus) sowie Spiegelstraße 2 und 10 (Eiscafé Venezia).
Die Planungen des Bauherrn St.-Bruno-Werk für die Spiegelstraße sähen Kummer zufolge vor, die „räumlich offene, transparente Struktur“ der 50er Jahre „massiv zu überbauen“ und den dort befindlichen barocken Gartenpavillon „durch einen Anbau weitgehend zu entstellen und in seiner historischen Substanz zu schädigen.“ Dieser „rüde Umgang mit dem wertvollen Baudenkmal“ sei „auf keinen Fall hinnehmbar“.
Die Position des Landesamts, der Pavillon sei im Krieg vollständig zerstört worden und heute eine Nachschöpfung, nannte Kunstgeschichts-Professor Kummer „absolut falsch“. Er sei lediglich ausgebrannt gewesen. Das Gebäude, wie vom LfD angekündigt, aus der Denkmalliste streichen zu wollen, sei „völlig abwegig“.
„Bestürzend“ ist nach den Worten des VVW-Vorsitzenden die „mangelnde Sorgfalt“, mit der das LfD in diesem Fall seine Aufgabe erledigt habe. Für Kummer kein Einzelfall, wie kürzlich der Abbruch des Gebäudes Bronnbachergasse 1 gezeigt habe, wo erst ein Privatmann wertvolle historischer Substanz entdeckte.
Die Stellungnahme des LfD zu dem vom Reichenberger Investor Informica Real Invest AG geplanten neuen Hochhaus in der Augustinerstraße, ob sich ein Neubau in das Stadtbild einfüge, solle „weniger von den Zeitgenossen, sondern vielmehr aus der zeitlichen Distanz beurteilt werden“, sorgte bei den VVW-Mitgliedern teilweise für Gelächter.
„Der barocke Pavillon wird entstellt und geschädigt
Stefan Kummer, Vorsitzender des Verschönerungsvereins
„Nähme man den hier behaupteten Grundsatz als ernst gemeinte Maxime, so wäre dieses Schreiben des LfD eine Kapitulationsurkunde der staatlichen Denkmalpflege,“ erklärte Kummer.
Bei der Neuwahl des Vorstands wurde der Vorsitzende Kummer einstimmig in seinem Amt bestätigt, ebenso seine Stellvertreter Joachim Raftopoulo und Peter Schlagbauer sowie Vermögensverwalter Klaus Vikuk. Zur neuen Schriftführerin wurde Viviane Bogumil gewählt. Erstmals erreichte der VVW 2008 die Marke von 550 Mitgliedern.