Das Spital- und Sozialwesen vom Mittelalter bis in die Neuzeit wird dort nicht nur anhand zahlreicher Exponate dokumentiert, sondern auch anhand der Baugeschichte.
Dank einer Ausstellungsfläche von nunmehr 1500 Quadratmetern und dem vollständig erhaltenen Archiv ist das Museum das größte seiner Art in Deutschland und zudem eine wichtige Quelle für die Geschichtsforschung, sagt der Auber Bürgermeister Robert Melber.
Die älteste Urkunde stammt aus dem Jahr 1351. Bis zur Auflösung der Spitalstiftung im Jahr 1976 lässt sich die Geschichte lückenlos nachverfolgen.
Nach der großen Pest im Jahr 1348 war das Spital gegründet worden, sagt Wolfgang Reddig. Der Historiker und heutige Leiter des Markgrafenmuseums in Ansbach hat über das mittelalterliche Spitalwesen promoviert und war maßgeblich am Aufbau des Auber Spitalmuseums beteiligt. Deshalb war es für ihn keine Frage, auch für die Erweiterung betreuend tätig zu werden.
Kapital für Seelenheil
Durch Stiftungen wohlhabender Bürger und Adeliger mehrte sich der Besitz an Wald und Flur. Einige der Stifter erkauften sich so das Recht, im Alter selbst ins Spital einzuziehen, andere verbanden ihre Schenkung mit der Bedingung des täglichen Gebets – nach der Formel „Kapital für Seelenheil“, wie Wolfgang Reddig sagt.
Leitbild der Spitäler waren die in der Bibel beschriebenen sieben Werke der Barmherzigkeit: Hungrige speisen, Durstige tränken, Fremde beherbergen, Nackte kleiden, Kranke pflegen, Gefangene besuchen und Tote bestatten. An diesem Leitbild orientiert sich auch der Rundgang durchs Museum, von der noch mit vielen Originalteilen ausgestatteten Küche über die Kammern der Bewohner bis zum Zimmer für die Sterbenden mit einem Fenster zur Spitalkirche und der im Original erhaltenen Totenbahre.
Ergänzt wurde die Ausstellung durch anschauliche Informationen und Stationen, die zum Anfassen einladen, sowie durch großformatige Aufnahmen, in denen Fotograf Adam Menth in den 20er und 30er Jahren den Alltag im Spital und in Aub festgehalten hat. Außerdem beherbergen die Räume viele Stücke aus der Sammlung des Auber Kunsthistorikers Georg Menth, darunter ein Schnellkochtopf aus dem 13. Jahrhundert.
Der gotische Bau ist der älteste Teil der Spitalanlage und wurde im 19. Jahrhundert im neugotischen Stil ausgemalt. Während spätere Generationen andernorts diese farbenfrohe Mode wieder übermalt haben, blieb sie in Aub vollständig erhalten. Wohl auch deshalb, weil das Spital im Inflationsjahr 1923 nahezu sein gesamtes Kapital verlor und damit auch das Geld für den Bauunterhalt ausging.
Alle Bauphasen erkennbar
Aus heutiger Sicht ist das ein Segen. Alle Bauphasen von der Gotik über den Umbau unter Fürstbischof Julius Echter bis zur Modernisierung im Stil des Historismus Ende des 19. Jahrhunderts sind noch ablesbar, sagt Architekt Felix Tannenberg. Gleichwohl haben unsachgemäße Veränderungen auch große Schäden nach sich gezogen.
Die Schwellen der Fachwerkwände, die Julius Echter hat einziehen lassen, waren völlig verstockt, weil man sie im Historismus mit einem Terrazzo-Fußboden überdeckt hat. Die Decke hatte sich bereits um 15 Zentimeter gesenkt.
Ähnliche Folgen hatten Umbauten im 17. Jahrhundert an der Scheune aus der Renaissancezeit. Die Scheune galt als baufällig.
Vielen Aubern wäre es deshalb lieber gewesen, man hätte das Spital abgerissen, erinnert sich Felix Tannenberg. Der Spital-Förderverein, der die Sache in die Hand genommen hat, belehrte die Kritiker eines Besseren. Abertausende von Stunden haben die Mitglieder des Vereins seitdem in den Aufbau und die Betreuung des Museums gesteckt, sagt der ehrenamtliche Museumsleiter Georg Pfeuffer.
2004 wurde das Museum geöffnet, zwei Jahre später entstand die Spitalbühne. 2008 begannen die Voruntersuchungen für den zweiten Sanierungsschritt.
Auch die Befürchtungen, das Spital könnte für Stadt Aub zum Fass ohne Boden werden, haben sich nicht bewahrheitet, sagt Architekt Felix Tannenberg.
Neben der vielen Eigenleistung wurden seit 2010 rund 785 000 Euro an Baukosten ins Spital gesteckt, 575 000 in die Scheune, 210 000 Euro in den Hauptbau. Dank großzügiger Förderung durch den Entschädigungsfonds, die Landesstiftung, die Städtebauförderung und den Landkreis Würzburg liege der Eigenanteil bei 105 000 Euro, sagt Tannenberg. Allein die Notsicherung hätte die Stadt schon mehr gekostet. Für die erweiterte Einrichtung des Museums kamen noch einmal 162 000 Euro hinzu. Die Landesstelle für nicht staatliche Museen beteiligte sich daran mit 65 000 Euro, der Bezirk Unterfranken mit 55 000 Euro.
Moralische Pflicht
Für Bürgermeister Robert Melber ist es auch eine moralische Verpflichtung, die Spitalanlage zu unterhalten. Bei der Auflösung der Stiftung 1976 gingen die Besitzungen an die Stadt über und bildeten so nicht nur die Grundlage für die städtebauliche Entwicklung Aubs, sondern retteten damals auch die überschuldete Stadtkasse vor dem Bankrott.
Heute sind die Auber stolz auf ihr historisches Erbe, das noch immer die örtliche Sozialstation beherbergt und somit seiner ursprünglichen Bestimmung für fast 700 Jahre treu geblieben ist. Durch die restaurierte Spitalscheune fand sich nun der Raum, um künftig nicht nur das Leben im Spital, sondern auch seine Versorgung durch die zugehörigen Ländereien und die Funktion als Arbeitgeber für die örtlichen Handwerker anschaulich zu machen.
Geöffnet ist das Spitalmuseum noch bis zum 31. Oktober Freitag bis Sonntag von 13 bis 17 Uhr. Darüber hinaus können Führungen und gesonderte Öffnungszeiten vereinbart werden.
Ansprechpartner: Museumsleiter Georg Pfeuffer, Tel. (0 93 35) 18 03; Internet: www.spitalmuseum.de