Bei der Evangelischen Kirche in Deutschland kümmert sich das Netzwerk „Kirche in Freizeit und Tourismus“ um alle Themen, die mit Urlaub und Kirche zu tun haben. Der für Bayern zuständige Kollege fragte beim Winterhäuser Pfarrer Robert Foldenauer an, ob er nicht bereit wäre, seine Kirche dem sich ständig ausdehnenden Netz von Radwegekirchen in Deutschland einzugliedern.
„Da die Nikolauskirche schon seit Jahren zu den so genannten offenen Kirchen zählt, war der Schritt zur Radwegekirche nicht mehr allzu groß“, sagt Foldenauer. Mit dem Schild „offene Kirche“ lädt das Winterhäuser Gotteshaus ganzjährig tagsüber zum Besuch ein, als geschützter Raum zum Ausruhen, Beten oder Nachdenken. Nicht nur evangelische Christen, sondern jeden. Ganz ähnlich funktioniert das Konzept der Radwegekirchen.
Tagsüber zugänglich
Die Voraussetzung konnte die Nikolauskirche erfüllen: Das Gotteshaus muss an einem Radweg liegen und tagsüber zugänglich sein. In Winterhausen gibt es darüber hinaus einen Fahrradständer am Gemeindehaus und einen Wasserhahn im Kirchhof, an dem sich die Radler erfrischen können. In der Kirche hat Robert Foldenauer Kärtchen mit geistlichen Texten ausgelegt. „Es sollen Impulse sein, Ruhe und Besinnung zu finden“, erklärt der Pfarrer.
Er weiß, dass viele eine Kirche zunächst als Kunstraum wahrnehmen. Besucher interessieren sich für die Baugeschichte und die Innenausstattung. Diesbezüglich müsse sich die Nikolauskirche nicht verstecken, meint Foldenauer. Mit einem Altar aus der Riemenschneiderschule und einem evangelischen Beichtstuhl aus der Barockzeit sei die Kirche einen Besuch wert. Für den Pfarrer ist eine Kirche aber natürlich noch viel mehr. „Es ist ein spiritueller Raum, nicht nur für den Kopf, sondern auch für Herz und Seele.“ Deshalb liegt in dem Gotteshaus auch ein Buch aus, in das Besucher Gedanken, Anliegen und persönliche Bitten schreiben können. Robert Foldenauer liest diese Einträge regelmäßig und weiß deshalb, dass tatsächlich auch der eine oder andere Radfahrer in seiner Kirche Station macht. Die Anliegen aus dem Buch nimmt er oft auch ins Gebet auf.
Weithin sichtbar
Wie die radelnden Besucher auf die Winterhäuser Radwegekirche aufmerksam werden, weiß Robert Foldenauer nicht genau. „Ich denke, dass sich Viele vor der Radtour im Internet informieren“, glaubt er. Dort sind alle Radwegekirchen in Deutschland aufgelistet. Außerdem, sagt der Pfarrer, sei die 800 Jahre alte Winterhäuser Kirche weithin sichtbar und auch vom Mainradweg auf der anderen Flussseite aus nicht zu übersehen. „Sommerhausen kennt jeder, dabei gibt es auch hier bei uns schöne Ecken“, schmunzelt Foldenauer.
Ein Blick auf die Internetseite der Radwegekirchen zeigt, dass es entlang des fast 500 Kilometer langen Mainradweges gar nicht so viele davon gibt, nämlich zehn an der Zahl. Im unterfränkischen Raum hat nur Lohr am Main eine Radwegekirche, dann kommen Zell und Winterhausen, dann Kitzingen und schließlich Schweinfurt. Robert Foldenauer plant in Zusammenarbeit mit dem Bauamt, künftig auch direkt am Radweg auf die Nikolauskirche hinzuweisen.
Informationen im Internet unter www.radwegekirchen.de und www.kirche-winterhausen.de