Die Stadt wartet nicht nur auf einen geänderten Bauantrag von Lidl. Nun fordert sie auch eine Darlegung, warum der Discounter angeblich keinen Metzger als Untermieter für den neuen Markt in der Versbacher Straße gefunden hat.
Metzgermeister Wolfgang Dees hatte, wie berichtet, großes Interesse daran, mit einer Filiale in den neuen Markt einzuziehen. Das Unternehmen habe ihm aber zu verstehen gegeben, „dass man keine Metzgerei als Untermieter will“.
Indiz dafür könnte die Tatsache sein, dass die Baupläne des Discounters zwar, wie von der Stadt gefordert, einen Bäcker- und einen Metzgerladen vorsahen. Die baulichen Voraussetzungen wie eine entsprechende Anzahl von Toiletten, Sozialräumen sowie eine separate Anlieferungszone für Fleisch gab es aber wohl nicht.
Warum das nicht im Vorfeld aufgefallen ist, erklärt Christian Weiß, Pressesprecher der Stadt, damit, dass die Lebensmittelüberwachung nicht beteiligt war, als die Stadt im Jahr 2011 die Lidl-Pläne geprüft hat. Heute sei es „gängige Praxis“, dass der Fachbereich Verbraucherschutz bei „entsprechenden Verfahren hinzugezogen“ werde. Vor sechs Jahren sei das aber noch nicht der Fall gewesen.
Formlose Anfrage
Laut Weiß wird sich der Bauausschuss noch mal mit dem „Fall Lidl“ beschäftigen. Das Unternehmen hatte der Stadt zwar mitgeteilt, dass es beabsichtige, die ursprünglich für einen externen Bäcker und einen Metzger vorgesehene Fläche von 130 Quadratmetern nur an einen Bäcker zu vermieten – und die Verwaltung hatte ihre Zustimmung erklärt. Die nötig gewordene Änderung der Baugenehmigung hat Lidl bislang allerdings nicht eingereicht. Das Schreiben des Discounters, so Weiß, sei keine „formelle Bauvoranfrage“, die „dem Bauausschuss vorgelegt werden muss“. Vielmehr habe der Discounter „eine formlose Anfrage an die Stadt Würzburg“ gestellt, „die die Bauaufsicht nach referatsinterner Abstimmung beantwortet hat, damit Lidl in die Planung einsteigen kann“. Die positive Antwort der Stadt ersetze keinesfalls „einen Ratsbeschluss“.
Die Baugenehmigung für den neuen Markt in der Versbacher Straße wurde ursprünglich unter der Bedingung erteilt, dass Lidl hier sowohl einen externen Bäcker als auch einen externen Metzger als Untermieter aufnimmt. Einen Metzger gibt es in Versbach und in der Lindleinsmühle schon lange nicht mehr.
Eine Anfrage der Redaktion an Lidl-Immobilienleiter Hendrik Schellscheidt, wie viele Lidl-Märkte in Deutschland einen Metzger bzw. einen Bäcker und einen Metzger als Untermieter haben, wurde bislang nicht beantwortet.