Bis vor wenigen Jahren noch beherbergte das Röttinger Julius-Echter-Stift ein städtisches Pflegeheim. Jetzt hat die Stadt das ehrwürdige Gebäude aus der Zeit von Fürstbischof Julius Echter an den badischen Unternehmer Andreas Rippberger verkauft. Er will sich dort zunächst mit seiner Frau wohnlich niederlassen und das Stift nach einer Umbauphase wieder öffentlich zugänglich machen. Am Montag genehmigte der Stadtrat den Verkauf.
Verschiedene Initiativen über die künftige Nutzung des Echter-Stifts hatte es in den vergangenen Jahren gegeben. Aussichtsreich schienen die Bemühungen, das Stift zu einem Hotel umzubauen. Letztlich scheiterte der Plan an der Finanzierung.
Andreas Rippberger war vor Monaten bereits auf das Objekt aufmerksam geworden und hatte seitdem an einem Nutzungskonzept gearbeitet. Neben der Wohnung, die sich Rippberger im Obergeschoss einrichten will, soll das Stift öffentlich genutzt werden. Musik- und Kulturveranstaltungen sollen im Erdgeschoss stattfinden. Die Stiftskirche will der neue Eigentümer als sakralen Raum erhalten, aber durch kulturelle Veranstaltungen stärker beleben als bisher. Das bischöfliche Ordinariat habe dem bereits zugestimmt, so Bürgermeister Martin Umscheid.
Zuversicht schöpft Andreas Rippberger aus den bisherigen Gesprächen mit den Denkmalbehörden und der Regierung von Unterfranken. Die Umbau- und Nutzungspläne seien dort sehr positiv aufgenommen worden, so Rippberger. Erste konkrete Entwürfe sollen bis zum zweiten Quartal nächsten Jahres vorliegen. Zuvor schon will Andreas Rippberger die Röttinger Bevölkerung über sein Projekt informieren. In der nächsten Bürgerversammlung Anfang des Jahres will er seine Pläne dort vorstellen. Bis ins letzte Detail ausgereift seien die noch nicht, sagt er. Gerade deshalb sei ihm der Dialog mit den Röttingern wichtig, auch um von dort noch Anregungen zu erhalten.
Zwei Jahre hat sich Rippberger Zeit gegeben, um seine Pläne am Echter-Stift zu verwirklichen. Die Stadtmühle bleibt während dieser Zeit außen vor. Sie soll erst in einem weiteren Bauabschnitt restauriert und für eine gewerbliche Nutzung umgestaltet werden.
Die Geschichte des Röttinger Spitals führt bis ins späte Mittelalter zurück. Im Jahr 1415 wurde es anlässlich einer Stiftung des Truchsess von Baldersheim erwähnt. 1613 beschloss Fürstbischof Julius Echter, das Spital in seiner heutigen Form von Grund auf neu bauen zu lassen. Erst 2007 endete seine Geschichte als Spital und Altenheim.