Tobias Berz ist nicht zu beneiden: Der städtische Marketingbeauftragte ist in die Mühlen der Politik geraten. Das Rathaus will, dass er und nicht „Würzburg macht Spaß“ (WümS) das Quartiersmanagement der Kaiserstraße übernimmt. Die CSU will hingegen, dass diese Aufgabe, wie 2011 vom Stadtrat entschieden, bei WümS bleibt.
Die Situation ist für Berz besonders brenzlig, weil fast zeitgleich über seine Zukunft entschieden wird: An diesem Dienstag beschließt der Werkausschuss Congress Tourismus Wirtschaft (CTW), ob sein Vertrag verlängert wird. Zwei Tage später entscheidet der Stadtrat, wer das Quartiersmanagement bekommt. Dass diese Entscheidungen nicht nur auf sachlichen, sondern auch auf persönlichen und politischen Gründen fußen, ist zu erwarten.
Die Verwaltung lobt den 31-Jährigen. Oberbürgermeister Georg Rosenthal pries jüngst dessen Leistungen als Bindeglied zwischen Handel und Verwaltung. Auch sein Chef, CTW-Geschäftsleiter Klaus Walther, lobt Berz als „Netzwerker, der in eineinhalb Jahren viel auf die Beine gestellt hat, dabei aber weniger trommelt als manch anderer“.
„Würzburg als Fair-Trade-Stadt, das Zellerauer Marktplätzle und das Konzept für unterrepräsentierte innerstädtische Lagen“, nennt der 31-Jährige selbst Projekte, die er seit Mai 2011 betreut hat. „Zur Zeit entsteht ein bioregionaler Einkaufsführer für Würzburg.“ Berz schiebt aber nicht nur Projekte an. „Ich will Ansprechpartner für viele sein,“ sagt der Oberfranke, der bis Frühjahr 2011 Stadtmarketing in Weiden gemacht hat. So berate er zum Beispiel den Ladeninhaber, der eine neue Werbung braucht, oder helfe dem Gastronomen, der eine Außenfläche möchte. Würde er das Quartiersmanagement der Kaiserstraße übernehmen, würde sich sein Arbeitsschwerpunkt für zwei Jahre verlagern.
Begeistert von der Arbeit Berzs ist Monika Fuchs aus der Karmelitenstraße – eine der 1B-Lagen, die Berz voran bringen will. „Was er zusagt, hält er,“ bilanziert die Chefin von „Schirm Fuchs“ die Zusammenarbeit. „Aus unserer Sicht macht er seine Sache mit solidem Handwerkszeug gut“, sagt Volker Wedde, unterfränkischer Geschäftsführer des Bayerischen Einzelhandelsverbandes.
Weniger begeistert sind laut Sonja Buchberger die Zellerauer Geschäftsleute von Berz. Wie die CSU-Stadträtin jüngst im Umwelt- und Planungsausschuss berichtete, haben sich diese während des Baus des Zellerauer Marktplätzles nicht gut betreut gefühlt. Auch aus dem Umfeld des Marketingvereins „WümS“ hört man Kritik am „sehr stillen“ Marketingmann.
Allerdings war die Situation zu Zeiten eines „Citymanagers“ noch wesentlich unglücklicher. Dieser war gleichzeitig Geschäftsführer von „WümS“. Als das nicht gut ging, beschloss der Stadtrat die Funktionen zu trennen: WümS bekommt von der Stadt jährlich 22 500 Euro, hat einen eigenen Geschäftsführer und die Stadt ihren eigenen Marketingmann. „Das Stadtmarketing war noch nie so gut aufgestellt wie jetzt“, sagt Walther. „Man könnte soviel bewegen, wenn alle Kräfte zusammenwirken würden.“ Die Betonung liegt auf alle und klingt wie ein Stoßgebet. Über Berzs Zukunft in Würzburg beraten die Stadträte im nichtöffentlichen Teil der Sitzung.