Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Stadtwald: Grün nur auf den ersten Blick

WÜRZBURG

Stadtwald: Grün nur auf den ersten Blick

    • |
    • |
    Verdurstet: Ludwig Angerer vom Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten zeigt ein junges Bäumchen, das nicht genügend Feinwurzeln ausbilden konnte und vertrocknet ist. Revierförster Christian Orthen hat die knapp 6000 Bäume vergangenen Herbst gepflanzt.
    Verdurstet: Ludwig Angerer vom Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten zeigt ein junges Bäumchen, das nicht genügend Feinwurzeln ausbilden konnte und vertrocknet ist. Revierförster Christian Orthen hat die knapp 6000 Bäume vergangenen Herbst gepflanzt. Foto: Theresa Müller

    Schön grün. Auf den ersten Blick sieht der Wald so aus, wie er sollte. Wer genauer hinsieht, erkennt die Folgen der monatelangen extremen Trockenheit seit Frühjahr: ausgelichtete Kronen, dürre Zweige, fallendes Laub . . . Der Regen neulich kam für viele Bäume zu spät.

    Einer der ganz genau hinschaut ist Christian Orthen. Der Revierförster ist täglich im Stadtwald unterwegs. „Seit etwa drei Wochen sind die Schäden deutlich zu sehen.“ Zum Beispiel an einer stattlichen Rotbuche, die an einem Forstweg hinter dem Waldfriedhof steht. Teile ihrer Krone sind entlaubt, andere hängen mit welken Blättern nach unten.

    „Die wird in den nächsten ein bis ein zwei Jahren absterben,“ diagnostiziert der Förster. „Vermutlich war ihr Feinwurzelsystem schon vorgeschädigt.“ Den zusätzlichen Trockenstress hat der 150 Jahre alte Baum nicht mehr verkraftet. Orthen markiert ihn mit einem rosa Punkt: Im Herbst wird er gefällt. Rosa Punkte setzt der Förster an den Forstwegen öfter: Alles Baumriesen, die trotz ihres 20 Kilometer großen Wurzelsystems nicht genug Wasser im Boden gefunden haben, um es bis ganz hinauf in ihre Wipfel zu pumpen. Seit Februar regnet es viel zu wenig. Heißer als üblich ist es auch.

    „Trockene Jahre häufen sich“, sagt Ludwig Angerer, Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Würzburg. Laut einer Analyse der Waldklimastation im Gutenberger Forst war die Wasserversorgung im Boden seit 1998 in zwölf Jahren mangelhaft. Flachwurzelnde Nadelbäume kommen mit den Bedingungen auf der trockenen „fränkischen Platte“ nicht mehr zurecht. Angerer empfiehlt privaten Waldbesitzern, die er kostenlos berät, Eichen, Hainbuche oder Walnuss nachzupflanzen, die mit ihren langen Pfahlwurzeln in tiefere Bodenschichten gelangen. Doch auch solche „Durstkünstler“ haben mit extremen Trockenheiten wie heuer Probleme.

    „An exponierten Waldrändern hat schon die Herbstfärbung begonnen.“

    Ludwig Angerer Bereichsleiter Forsten

    „An exponierten Waldrändern hat schon die Herbstfärbung begonnen“, sagt Angerer. Um ihren Wasserverbrauch einschränken, verzichten die Bäume auf Teile ihres Laubs. Außerdem werfen die Bäume Zapfen, Bucheckern oder Nüsse ab. „Das Ausreifen der Früchte würde sie Kraft kosten, die sie jetzt fürs Überleben brauchen“, erklärt Angerer.

    Ob die Schutzreaktionen erfolgreich sind, wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen. „Nach der Grippe kommt der Schnupfen“, beschreibt Förster Orthen das Problem: Wie Menschen sind auch angeschlagene Pflanzen anfälliger für Krankheiten. Gegen Pilze, Käfer oder Raupen können sie sich nicht so gut wehren wie gesunde Exemplare.

    Den Kampf schon verloren haben die Jungen. 5500 Eichen und 400 Baumhasel hat Orthen mit zwei Forstwirten im vergangenen Herbst auf einer Lichtung in der Nähe der Autobahn gepflanzt. An rund der Hälfte der fingerdünnen Stecklinge sind die Blätter braun und verdorrt. Ohne Feinwurzeln konnten sie im staubigen Boden nicht überleben. „Bewässern war einfach nicht möglich“, erzählt der Förster. Jeweils 70 000 Liter Wasser hätten dafür wochenlang in den Wald gebracht werden müssen.

    Zum Glück sind Nachpflanzungen im Stadtwald die Ausnahme. Die Waldverjüngung findet durch natürliches Nachwachsen statt. Von den Samen, die im Frühjahr im Schatten ihrer „Eltern“ aufgegangen sind, wachsen auch heuer noch genügend zu kleinen Bäumchen heran. Erhaben über das Grün am Boden steht eine alte Buche. Rund 30 Meter reckt sich ihr Stamm in die Höhe. Drei Menschen können ihn umarmen. Seit rund 250 Jahren wächst diese Buche im Stadtwald und soll das auch die nächsten Jahre noch tun. Wie rund 200 andere alte Bäume darf der Methusalem-Baum im Stadtwald alt werden. So will man künftigen Generation zeigen, wie alt Bäume wirklich werden können, wenn man sie nicht fällt – und die Sommer nicht noch heißer werden.

    Stadtwald

    Rund 1000 Hektar Wald gehören der Stadt. Dazu gehören rund 200 Hektar Parkwald in und um Würzburg und auch der Heidingsfelder Stadtwald sowie neu aufgeforstete Flächen mit rund 750 Hektar insgesamt. Der Wald wird vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Auftrag der Stadt nachhaltig und naturnah bewirtschaftetet. Knapp 75 Prozent des Bestandes im Stadtwald sind Laubbäume, überwiegend Buche, dann Eiche. Es wachsen aber auch Speierling, Elsbeere, Ahornarten und andere.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden