Die Stadt- und die Landkreis-SPD haben eine lange Vergangenheit im Bundestag. 1972 zog Bruno Friedrich für acht Jahre ein, sein Nachfolger Walter Kolbow war 29 Jahre lang Abgeordneter. Seitdem geht nichts mehr. 2009 scheiterte die Margetshöchheimerin Marion Reuther. Die Delegierten hatten sie mit 120 von 120 Stimmen in den Wahlkampf geschickt. Die bayerische SPD setzte sie auf Platz 24 der Landesliste, nur die ersten 16 durften nach Berlin.
Homaira Mansury erging es 2013 nicht besser: Listenplatz 24 reichte nicht, nur 22 bayerische Genossinnen und Genossen zogen in den Bundestag.
Und jetzt Eva-Maria Linsenbreder. Ihre Kandidatur ist eine Überraschung. Zu verwachsen scheint sie mit ihrer Gemeinde Kleinrinderfeld zu sein. Mit ihren 60 Jahren ist sie zudem 25 Jahre älter als ihre Vorgänger-Kandidatin Mansury. Eine Botschaft ihrer Kandidatur ist, dass es der SPD in der Region an begabtem Nachwuchs mangelt.
Linsenbreder macht nicht den Eindruck, als müsse sie noch etwas beweisen
Linsenbreder wischt Fragen zu ihrem Alter weg mit dem Hinweis auf die 72-jährige Landtagspräsident Barbara Stamm. Dass sie als Dorfbürgermeisterin antritt, ist kein Malus. Ihr Kontrahent von der CSU, Paul Lehrieder, ging 2009 als Bürgermeister von Gaukönigshofen nach Berlin. Was Linsenbreder vor Reuther und Mansury auszeichnet, ist ihre lange Erfahrung in wichtigen Ämtern der kommunalen Selbstverwaltung. Sie ist eine pragmatische, bürgerliche Linksliberale und macht nicht den Eindruck, als müsste sie irgendwem noch irgendetwas beweisen. Sie sagt, was sie meint und tut, was sie sagt.
Ihre Kandidatur mag aus einem Nachwuchsmangel geboren sein, aber interessant für die kommenden Diskussionen im Wahlkampf ist sie allemal. Die Frage ist, ob die SPD-Vorsitzenden in Stadt und Land, Muchtar Al Ghusain und Volkmar Halbleib, genug Einfluss haben, Linsenbreder einen aussichtsreichen Platz auf der Landesliste zu beschaffen. An ihrer Arbeit wird man ablesen können, wie ernst ihnen mit Linsenbreders Kandidatur ist.