Schon seit einigen Jahren hat Bürgermeister Andreas Hoßmann die Idee, die Bevölkerung, vor allem die älteren Menschen, mit einem eigenen Dorfladen zu versorgen. Diese Idee fiel besonders in Obereisenheim auf fruchtbaren Boden, sodass sich schnell eine Gruppe fand, die dieses Projekt mittragen wollte. Dieses hat jetzt einen gewaltigen Dämpfer erhalten – und steht möglicherweise vor dem Aus.
In der jüngsten Gemeinderatssitzung berichtete Bürgermeister Andreas Hoßmann, dass die Angebote für den Neubau des Dorfladens alle Erwartungen gesprengt hätten. Denn nach der Durchsicht aller Angebote lagen die einzelnen Gewerke nicht – wie vom Architekten kalkuliert – bei 650.000 Euro, sondern um 67 Prozent höher. Hoßmann: „Diese Zahlen sind sehr ernüchternd.“ Unter diesen Voraussetzungen sei die Finanzierung nicht gesichert. Er könne deshalb den Neubau des Dorfladens nicht weiter befürworten. Besonders bitter sei dies für die Geschäftsführer Gerwin Birschmann, Simone Ender und Gaby Ott-Richebächer sowie die vielen Bürger, die hoch engagiert das Laden-Projekt bislang begleitet haben.
Dabei sah es trotz aller Hürden bei der Finanzierung bislang noch ganz gut aus. Vor zwei Jahren schien der Traum zum Greifen nahe. Es war alles nach Maß gelaufen mit der Gründung einer Gesellschaft „Dorfladen“ sowie der Zeichnung von Optionsscheinen zur Finanzierung. Dazu wollte die Gemeinde das nötige Grundstück bereitstellen. Und auch die Planung und Kostenaufstellung durch das beauftragte Architekturbüro machten zusammen mit den gezeichneten Optionsscheinen Hoffnung auf die Realisierung des Laden-Projektes.
Bürgermeister im Frühjahr noch optimistisch
Jüngst hatte sich schon das Geschäftsführer-Team mit einem Logistik-Plan befasst, in dem über die Auslageware sowie über den Einkauf nachgedacht und mögliche Lieferanten ausgeguckt wurden. Also schien alles nach Plan zu laufen.
Bürgermeister Hoßmann war noch in der Bürgerversammlung im April dieses Jahres voller Optimismus und hatte sich bei den Geschäftsführern der Dorfladen-Gesellschaft für die vielen ehrenamtlichen Stunden und das große Engagement bedankt – und dabei die Hoffnung geäußert, dass alles klappt.
In der Gemeinderatssitzung im Juli informierte die Verwaltung in Estenfeld über die im Staatsanzeiger veröffentlichten Angebote unter anderem für die Stahlbau-, Verglasung- und Elektro-Arbeiten – verknüpft mit der Hoffnung, dass sich die eine oder andere Firma um einen Auftrag bewirbt. Dann kam die große Ernüchterung. Nur eine Firma gab ein Gewerke-Angebot für die Betonbodenplatte ab. Die Verwaltung musste feststellen, dass zu allen anderen Gewerken keine Angebote abgegeben wurden.
Seinerzeit glaubte man noch, das dies nur eine Momentaufnahme sei und man abwarten müsse – bis jetzt Bürgermeister Hoßfeld informierte, dass es mittlerweile zwar Angebote gebe, diese aber den finanziellen Rahmen bei weitem sprengen würden mit das Projekt mit einer Kostensteigerung von 67 Prozent kaum zu finanzieren sei.
Suche nach geeignetem Altbau
Als erster fing sich nach dieser Nachricht Gemeinderat Uwe Därr und erklärte, dass man die Flinte nicht so schnell ins Gras werfen solle. Er schlug vor, zusammen mit den Architekten die Preise nochmals zu überprüfen, einzelne Gewerke umzuplanen oder auch ganz weg zu lassen, um so doch noch in eine akzeptable Finanzierungszone zu kommen. Dem widersprach Gemeinderat Claus Hochrein. Er gab zu bedenken, dass solch ein Vorgehen problematisch sei, denn möglicherweise ende dann alles nur als Stückwerk.
Gemeinderätin Jutta Beißel appellierte an ihre Kolleginnen und Kollegen, dass alle Gemeinderäte in der Verantwortung stünden. Der Dorfladen sei den Bürgern versprochen und man könne sich aus diesem Thema nicht einfach davonstehlen. „Wir können unmöglich jetzt klein beigeben, lasst uns nach Lösungen suchen“, so Beißel.
Gemeinderat Bernhard Wolter stellte die Frage: „Muss es unbedingt ein Neubau sein? Wir haben doch viele ältere Gebäude in Obereisenheim. Könnten wir nicht eines dieser Gebäude erwerben und als Dorfladen umbauen? Das wäre auch ein richtiger Schritt zur Wiederbelebung des Altortes.“ Dazu ergänzte Claus Hochrein, dass es dafür gute Beispiele im Nachbarort gebe. Dort sei ein Altbau mit Hilfe von Staatsmitteln umgebaut und mit fast 90 Prozent bezuschusst worden. Er fand, dass man auf dieser Schiene das Ganze anpacken sollte, was eine große Zustimmung im Rat hervorrief.
Mit dieser Option wurde Bürgermeister Hoßmann vom Rat beauftragt, ein mögliches Gebäude ausfindig zu machen. Dieses müsse von Lkws angefahren werden können und es sollten genügend Parkplätze zur Verfügung stehen.