Heinrichs größter Wunsch ist es vierzehn zu werden. Denn dann darf er bis zehn Uhr im Juz bleiben. Beinahe täglich kommt er hierher. Am liebsten spielt er Tischtennis. "Es ist mein zweites Zuhause", sagt Heinrich. Wie die meisten Jugendlichen im Juz hat er, trotz seines deutschen Vornamens, ausländische Wurzeln und besucht die Grombühler Pestalozzi-Hauptschule.
Seit September geht auch der evangelische Diakon Thomas Manger fast täglich ins Juz. Und obwohl er es beruflich tut, kommt er gerne. "Die Arbeit mit den Jugendlichen ist oft anstrengend, aber sie macht Spaß", so Manger. Die Schlagzeilen vom sozialen Brennpunkt mit vielen Problem-Jugendlichen kannte der Diakon, als er die Stelle im Grombühler Jugendzentrum annahm.
"Wenn sie sich respektiert fühlen, sind die meisten Jugendlichen offen und freundlich", so Manger. Im normalen Leben dagegen würden sich viele Jugendliche unverstanden fühlen. "Obwohl viele seit ihrer Geburt in Würzburg leben, werden sie doch immer nur als Ausländer angesehen", meint Manger. Dabei würden sich die Jugendlichen gerade mit Grombühl sehr stark identifizieren.
Die Perspektivlosigkeit für die Jugendlichen sei ein großes Problem. "Ausländer und Hauptschüler, das ist sehr schwierig", so der Diakon. Gerade deshalb sei das Juz auch mehr, als ein betreuter Jugendtreff. Das Grombühler Jugendzentrum ist Herzstück eines Konzepts für Jugendarbeit der evangelischen Kinder-, Jugend-, und Familienhilfe. Dieses setzt zum einen darauf, offene Jugendarbeit mit schulischer Förderung zu verbinden. "Die Pestalozzi-Hauptschule ist da unser Angriffspunkt", erläutert Jürgen Keller, Bereichsleiter Gemeinwesenarbeit bei der Jugendhilfe. So bieten die Betreuer des Jugendtreffs Nachmittagsbetreuung, Nachhilfe und Quali-Vorbereitung für Pestalozzi-Schüler an, teilweise direkt an der Hauptschule. Auch bei der Arbeitssuche werden die Jugendlichen nicht allein gelassen. "Gerade bei Bewerbungen helfen wir im Juz öfters", so Manger. Die zweite Säule der Jugendarbeit wird beim Blick auf die Getränkekarte des Juz deutlich. Kein einziges alkoholisches Getränk ist darauf zu finden und es darf auch kein Alkohol mitgebracht werden. "Wir wollen durch Suchtprävention gerade die Jugendlichen in ihren schwierigen Lebenssituationen beschützen und stark machen", erläutert Keller. Seit September ist das Jugendzentrum sogar rauchfrei. "Beim Rauchverbot stoßen wir schon noch auf viele Widerstände", gibt Manger zu. Aber es soll daran festgehalten werden. Prävention bedeutet im Juz jedoch nicht nur Verbote, sondern auch Angebote für die Jugendlichen. So sind Tischtennis, Fußball, Breakdance und gemeinsames Kochen fester Bestandteil der Jugendarbeit. Für Manger ist der Zusammenhalt unter den Grombühler Jugendlichen bewundernswert. "Die helfen sich, wo es geht", so der Diakon. Die meisten verbindet aber auch ein gemeinsames Schicksal: Sie wurden in Grombühl geboren, haben einen ausländischen Pass, sprechen zwei Sprachen und warten, wie seit ihrem Hauptschulabschluss auf einen festen Ausbildungsplatz.
Sich gegenseitig Mut machen
Taifur entschied sich vor zwei Jahren gegen das Warten. Seit er zwölf ist geht er ins Juz. "Mir wurde klar, dass Hauptschule kaum noch reicht", so der 19-Jährige. Deshalb ging er zum Schönborn-Gymnasium und meldete sich für die Abendschule an. Trotzdem kommt er noch regelmäßig ins Juz. Schließlich hat er neben dem Abitur, noch ein weiteres großes Ziel: "Ich möchte möglichst vielen meiner Freunde mit meinen Erfahrungen Mut machen."