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WÜRZBURG: Sternstunden für psychisch kranke Kinder

WÜRZBURG

Sternstunden für psychisch kranke Kinder

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    Steine und Erde flogen, viele packten an: im Bild Klinikleiter Prof. Romanos (3. von links), rechts von ihm OB Georg Rosenthal, Beate Blaha (Sternstunden) und Uniklinik-Direktor Christoph Reiners.
    Steine und Erde flogen, viele packten an: im Bild Klinikleiter Prof. Romanos (3. von links), rechts von ihm OB Georg Rosenthal, Beate Blaha (Sternstunden) und Uniklinik-Direktor Christoph Reiners. Foto: Foto: Norbert Schwarzott

    Das Model, das in die Kamera schaut, ist 28. Die junge Frau ist so dürr, dass sich ihre Rippen im Unterhemd abzeichnen. Sie hat eingefallene Wangen. Ganz besonders erschreckend ist es, ihre Arme und Beine zu sehen: Skelettknochen, mit Haut überspannt. Mehr scheint in ihrem Körper nicht mehr da zu sein. Die junge Frau überlebt ihre Magersucht nicht. Ein Jahr später nimmt sich dann ihre Mutter das Leben. Die Szenerie hat der Leiter der Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Prof. Marcel Romanos in Bilder gefasst.

    Erschütternden Schicksalen im Erwachsenenalter gehen oft psychische Erkrankungen in der Kindheit voraus. Unbehandelt führen sie häufig in die Katastrophe.

    Das Beispiel Essstörung ist nur eine von zahlreichen psychiatrischen Erkrankungen, die massiv zunehmen. Das Universitätsklinikum baut deshalb hinter dem Haupthaus der Psychiatrischen Kliniken ein topmodernes Therapiegebäude in den Hang über der Füchsleinstraße. Der ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Prof. Christoph Reiners leitete das Projekt am Freitag mit einer Feier zum ersten Spatenstich ein und überließ gleich mehreren Unterstützern dafür die Schaufeln.

    Angestoßen wurde das Projekt vom früheren Klinikdirektor Prof. Andreas Warnke. Bezahlt wird der Bau für über zwei Millionen Euro nicht nur von der Klinik, die das Gelände und 880 000 Euro beisteuert, sondern neben der Bayerischen Landesstiftung (275 000 Euro) langten auch der Verein Menschenskinder mit 40 000 Euro und Verein Sternstunden mit dem Löwenanteil von 950 000 Euro tief in ihre Taschen.

    „Wir haben Patienten vom Schreikind bis hin zum Patienten, der manisch depressiv ist“, sagte Klinikdirektor Prof. Dr. Marcel Romanos. „Viele werden depressiv, selbst im Jugendalter. Viele schlafen nicht oder fast nicht, viele wollen nicht mehr essen.“ Die Patienten zeigten Trotz, Wut und Angst, fühlten sich schuldig, wenn die Eltern streiten. Sie verletzen sich selbst, laufen weg oder nehmen Drogen - Schizophrenie, Angststörungen Autismus, Persönlichkeitsstörungen, Teilleistungsstörungen, Zwangsstörungen: eins hätten sie alle gemein, so Romanos: Einsamkeit.

    „Zehn Prozent der Kinder in Deutschland sind psychisch krank“, so Prof. Warnke, und: „Die Störungen sind komplexer geworden“.

    Helfen kann eine Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie. Heilpädagogik, Bewegungstherapie, Logopädie und Musiktherapie gehören dazu, Gesprächstherapie und Familientherapie. Beispiel Esssucht: wenn sich der Patient selbst malt, weicht das Bild meist extrem von der Realität ab. Er muss lernen, die Realität wahrzunehmen.

    Von einst 15 Plätzen in der Kinder- und Jugendstation wuchs die Zahl der jungen Patienten, die stationär und ambulant behandelt werden, auf fast 3000. Die Klinik ist viel zu eng geworden. Das geht soweit, dass während einer Musiktherapie ein gleichzeitiges Gespräch im anderen Zimmer nicht mehr möglich ist.

    Das neue dreistöckige Haus bietet Räume für Diagnostik und großzügige Therapieräume und soll eine Turnhalle erhalten, vor dem Eingang Grünfläche und Spielplatz. Geplant ist die Fertigstellung bis Juni 2014.

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