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OBERDÜRRBACH: Stilschlafzimmer wird runderneuert

OBERDÜRRBACH

Stilschlafzimmer wird runderneuert

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    Der dreiteilige Schrank mit Spiegel ist das größte Stück des aufwändig gearbeiteten Schlafzimmers im Louis-Seize-/Empirestil, das Norbert Schaller derzeit bearbeitet.
    Der dreiteilige Schrank mit Spiegel ist das größte Stück des aufwändig gearbeiteten Schlafzimmers im Louis-Seize-/Empirestil, das Norbert Schaller derzeit bearbeitet. Foto: FOTO Franz Nickel

    „Die Möbelstücke sind etwas ganz Außergewöhnliches“, meint er, während er einen bewundernden Blick darauf wirft. Der Fachmann schätzt die Kosten auf zwischen 30000 bis 50000 Euro, wenn man es heute in dieser Form anfertigen würde. In wenigen Wochen wird er alle Schäden beseitigt haben, anschließend kann sich das Eigentümer-Ehepaar in dem rundum erneuerten Schlafzimmer zur Ruhe betten.

    Die Einrichtung besteht aus einem dreiteiligen Schrank mit Spiegel, einer Frisierkommode, Doppelbett, zwei Nachtschränkchen mit dazu passenden Lampen, einer Herrenkommode und zwei Stühlen. Die Möbelstücke sind aus Fichtenholz, die Applikationen aus Lindenholz geschnitzt und teilweise gestuckt. Schallers Recherchen ergaben, dass die Süddeutsche Stilmöbelfabrik GmbH Robert Scherer das Schlafzimmer herstellte.

    „So ein Stilzimmer bekommt man nicht alle Tage in die Werkstatt“

    Norbert Schaller Restaurator

    „Schon zur damaligen Zeit muss es ein Vermögen gekostet haben“, erklärte der Kunstschreiner. Allein wegen der Zahl der Möbel kann es nur in einem sehr großen Haus oder einer Villa untergebracht gewesen sein. Etwa 25 Jahre schlummerte das Schlafzimmer in einem Keller, bis Bekannte von Schaller es zufällig entdeckten und kauften.

    „Auf den Möbelteilen befand sich ein Paketschein der Reichseisenbahnen“, erzählte der Restaurator. Verladen wurden die Teile in Burgfarrnbach, Bestimmungsort war am 24. August 1928 Schweinfurt. Wer die edlen Einrichtungsgegenstände abholte, steht nicht auf dem Schein. Es ist nur vermerkt, dass der Empfänger sie selbst abholt.

    „Die Applikationen waren zum Teil nicht mehr vorhanden oder stark beschädigt und auch an der Oberfläche hat der Zahn der Zeit genagt“, sagte er. Die Restauration der Kratzer und Macken verursachen nach Ansicht des Experten wenig Probleme. Schwieriger sei es gewesen, herauszufinden, mit welcher Technik die Möbel hergestellt wurden. Keine einfache Aufgabe war es zudem, „den ursprünglichen Farbton der Lackierung zu rekonstruieren“. Dabei half Schaller eine Fachfirma, die den elfenbeinfarbenen Lack computergesteuert mischte.

    Nun bessert der 54-Jährige eifrig Schäden aus, wachst die Laufflächen der Schubfächer, „damit sie wie geschmiert laufen“ und korrigiert die Türen, die nicht mehr richtig schließen. „So ein Stilzimmer bekommt man nicht alle Tage in die Werkstatt“, betonte Schaller. Auch für den erfahrenen Restaurator stellt dieser Auftrag eine Herausforderung dar. Ihn freut es, wenn der Kunde selbst mit Herzblut daran hängt und seine Arbeit wertschätzt. „Dann springt der Funke über und gemeinsam freuen wir uns über die Fortschritte bis zur Vollendung des Auftrags.“

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