Vogelschützer haben herausgefunden, woher die Störche kamen, die am Sonntag und Montag in Estenfeld (Lkr. Würzburg) zu Besuch waren. Es handelt sich um Vögel, die Mitte Juli in Schweden freigesetzt wurden – insgesamt waren es 65. Von Schweden flogen sie zunächst nach Dänemark.
Am vergangenen Samstag gegen 10 Uhr machten sich die Störche dann auf die weite Reise und überflogen mehr als die Hälfte Deutschlands, bis sie tags darauf am Abend in Estenfeld eine Rast einlegten. Am Montag gegen 9.30 Uhr hoben sie wieder ab in Richtung Lengfelder Seen. Gegen Abend wurden sie aber nochmals gesehen, wie sie über Estenfeld kreisten. Inzwischen sind die Vögel weitergeflogen, um gemeinsam die Alpen zu überqueren.
„Storchenvater“ klärte auf
Dass die Herkunft und die Route der Störche bekannt geworden sind, ist auch dem Einsatz von Hermann und Marga Heinickel aus Estenfeld zu verdanken. Das Ehepaar hat – wie viele andere Bürger – nach der Ankunft der Störche im Dorf Fotos von ihnen gemacht. Darunter waren Detailaufnahmen, die zeigten, dass die Vögel beringt sind. Ihre Bilder schickten die Heinickels unter anderen an den Landesbund für Vogelschutz (LBV). Hier wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um anhand der lesbaren Ringnummern herauszufinden, woher die Störche stammen – mit Erfolg.
Am Dienstag klingelte bei den Heinickels das Telefon. Am Apparat war Gert Dahms, ein Mann, der im Raum Stade (Niedersachsen) und darüber hinau
s als „Storchenvater“ bekannt ist. Mehr als 2500 Jungstörche wurden von ihm an den Füßen beringt. Dahms folgt den Tieren bis heute in ihre Winterquartiere nach Südfrankreich und Spanien, um Ringe abzulesen und das veränderte Zugverhalten und das Erschließen neuer Nahrungsquellen zu erforschen. Dahms erzählte den Heinickels von der Vorgeschichte der „Estenfelder Störche“ und lobte die beiden, sie hätten durch ihre tollen Fotos einen großen wissenschaftlichen Beitrag geleistet.
Dass sich die Störche ausgerechnet Estenfeld als Zwischenstopp ausgesucht haben, ist laut Oda Wieding, Expertin für Weißstörche beim LBV, ein Glücksfall. „Wäre der Schwarm schneller unterwegs gewesen oder eine etwas andere Route geflogen, hätte er womöglich in einer der Mainauen oder auf einem Acker unbemerkt von Menschen genächtigt.“ Einen Schwarm von rund 60 Tieren bezeichnet die Expertin als eine durchaus „ordentliche Größe“. Besonders früh seien die Tiere zwar nicht dran – sie bildeten aber wohl einen der ersten größeren Trupps, die sich auf den Weg zu ihrem südlichen Winterquartier gemacht haben.