In diesem Jahr feiern die Brauer das 500-jährige Bestehen des „bayerischen Reinheitsgebotes“. Es regelte erstmals landesweit, dass für die Herstellung von Bier nur Gerste, Hopfen und Wasser verwendet werden dürfen. Eine Institution in dieser langen Tradition ist die Würzburger Hofbräu, die mit einem Kellerbier mit dem Namen des einstigen Ortskonkurrenten „Bürgerbräu“ überrascht hat. Was braut sich hier in einem hart umkämpfen Markt noch alles zusammen? Ein Gespräch mit den Geschäftsführern Norbert Lange und Michael Haupt.
Frage: Das bayerische Reinheitsgebot feiert in diesem Jahr sein 500. Jubiläum. Was bedeutet das für die Würzburger Hofbräu?
Haupt: Als Brauer sind wir sehr stolz auf die älteste noch bestehende Lebensmittelverordnung der Welt. Das Jubiläum des Reinheitsgebots wird am Tag des Bieres am 23. April gefeiert. Auch wir planen an diesem Tag einige „bierige“ Aktionen in Würzburg und in unserem Keiler-Brauhaus in Lohr.
Das Frühjahrsvolksfest in Würzburg ist vorbei. Wie ist es für die Hofbräu gelaufen?
Norbert Lange: Wir sind wirklich zufrieden. Das Fest war sehr früh, und das Wetter war nicht das beste. Aber unser erstmals angebotenes Frühjahrsbier vom Typ Märzen ist sehr gut angekommen.
Wie sieht sich die Würzburger Hofbräu?
Michael Haupt: Die Würzburger Hofbräu ist mit ihrem Gründungsdatum im Jahr 1643 das älteste noch bestehende Wirtschaftsunternehmen in Würzburg mit Sitz mitten in der Stadt. Wir sehen uns als regionale Brauerei, die sich ganz klar zur Region, zur Stadt und zum Landkreis bekennt und immer nah am Kunden ist. Zudem sind wir ein wichtiger Partner und Förderer der regionalen Vereine, ob klein oder groß, von Kultur bis Sport, vom Amateursport bis zum Profifußball der Würzburger Kickers. Der Standort Würzburg ist für uns sehr wichtig, deswegen bauen wir ihn auch kontinuierlich aus und investieren kräftig in unsere Brauereianlagen und die regionale Gastronomielandschaft.
Wie geht es der Würzburger Hofbräu im hart umkämpften Biermarkt?
Lange: Es herrscht in der Tat ein sehr starker Wettbewerb im Deutschen Biermarkt und insbesondere in Franken mit der höchsten Brauereidichte der Welt. Als weitere Herausforderungen müssen wir uns stetig den demografischen Entwicklungen, den gesetzlichen Rahmenbedingungen und den veränderten Verbrauchergewohnheiten anpassen. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Konsum an Bier ist seit dem Jahr 1990 deutschlandweit um etwa 30 Liter auf nun 107 Liter pro Jahr gesunken.
Wie hart trifft das Ihre Brauerei?
Lange: Die Würzburger Hofbräu ist in diesem Marktumfeld sehr gut aufgestellt und wächst sogar mit den Kernmarken. Beim Würzburger Hofbräu Pilsner nehmen wir mit knapp zehn Prozent Marktanteil in Unterfranken die marktführende Position gemäß Nielsen Marktforschungszahlen ein. Auch mit unserer Marke Keiler, der Weißbierspezialität, gewinnen wir zunehmend neue Biergenießer hinzu. In der jüngeren Zielgruppe konnten wir zuletzt mit unseren Sternla-Bierspezialitäten viele neue Kunden überzeugen.
Wie fühlt sich die Hofbräu in der Kulmbacher Gruppe?
Lange: Sehr gut. Wir haben die regionale Stärke, unsere Mitarbeiter und Marken vor Ort und die Sicherheit und Erfahrung der Kulmbacher Gruppe im Rücken. Der Erfolg der Zusammenarbeit drückt sich nicht zuletzt in den positiven Betriebsergebnissen der letzten Jahre aus.
Wohin gehen die neuen Geschmackstrends der Kunden?
Haupt: Es wird viel über Qualität und das Thema Spezialitäten im Biermarkt gesprochen. Der Bierkunde ist interessiert an neuen Geschmäckern und handwerklich gebrauten Bieren. Die Verbraucher greifen zudem auch immer mehr zu milden und unfiltrierten Bieren. Wir haben deshalb in der jüngeren Zeit zusätzliche Sorten auf den Biermarkt gebracht.
Welche Ziele verfolgen Sie mit der Markteinführung von Bürgerbräu?
Lange: Mit unserer neuen Bierspezialität wollen wir die Tradition der Würzburger Bürgerbräu, die bis in das Jahr 1815 zurückreicht, wieder neu aufleben lassen. Der „Bürgerbräu Haustrunk“ ist ein besonders mildes Kellerbier, wie wir es bisher noch nie eingebraut haben. Es ist bernsteinfarben und unfiltriert, was dem Haustrunk seine weiche Note und seine feinen Aromen gibt.
Wer hat den Haustrunk erfunden?
Lange: Wir sind stolz, dass unsere Brauer unter Federführung von Michael Haupt das Knowhow haben, eine solche Bierspezialität zu kreieren und es hier in Würzburg zu brauen.
Was tut die Würzburger Hofbräu, um auch in Zukunft am Markt zu bestehen?
Lange: Im Wesentlichen investieren wir permanent in fünf Felder, die allesamt unseren Kunden zugutekommen: Mitarbeiter, Produkte, Gastronomie, Handel und Festgeschäft. Um unsere Bierkompetenz weiter auszubauen, haben wir letztes Jahr unter anderem alle unsere Gastronomie-Kollegen im Außendienst zu Biersommeliers ausbilden lassen.
Ist die Hofbräu auch technisch für die Zukunft gerüstet?
Haupt: Wir tätigen permanent hohe Investitionen in unsere Brautechnik, um stets eine gleichbleibend hohe Qualität unserer Bierspezialitäten gewährleisten zu können. Zu den aktuellen Investitionen gehören unser neuer Läuterbottich oder unsere neue Filtrationsanlage.
Wo liegen für die Hofbräu die Schwerpunkte im Biermarkt?
Haupt: Ganz wichtig ist für uns die Gastronomie, vor allem die Pflege unserer traditionsreichen Partnerschaften, die teilweise schon in der dritten Generation mit über 100 Jahren Treue zu unserer Brauerei bestehen. Dass wir an die Gastronomie glauben, zeigen auch unsere gezielten Investitionen in Objekte wie zum Beispiel in den Brauerei Gasthof Alter Kranen oder in das Keiler Brauhaus in Lohr, wo wir das Festbier für die Lohrer Spessart Festwoche brauen. In Würzburg engagieren wir uns aktuell stark für das Bürgerbräu-Gelände, das Stück für Stück neu zu kulturellem und gastronomischem Leben erweckt wird.
Und wie steht es mit den großen Festen in der Region?
Lange: Neben dem stetigen Distributionsaufbau im Handel liegt uns auch die Etablierung im Fest- und Eventgeschäft sehr am Herzen. Da die Unterfranken gerne feiern, haben wir in den letzten Jahren bewusst in diesen Bereich investiert. Dazu gehören die Bewirtschaftung des Kiliani-Festzeltes, die Lohrer Spessart Festwoche oder auch eigene Veranstaltungen wie das Sternla Wake Race, für das wir 2015 mit dem Marketing Preis Mainfranken ausgezeichnet wurden.
Würzburger Hofbräu: Geschichte und Geschäftsführer
Die Eckdaten der Geschichte der Würzburger Hofbräu: 1643 wurde die Brauerei auf Forderung von Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn gegründet. Erste Braustätte war an der Juliuspromenade.
1734 zog das Brauhaus ins Würzburger Mainviertel.
1876 erfolgte die Erweiterung an der Höchberger Straße.
2005 verkaufte der Münchner Bankier Baron August von Finck die Aktienmehrheit der Hofbräu an die Kulmbacher Brauerei Aktien-Gesellschaft.
2008 folgte die Umwandlung des Unternehmens in eine GmbH, bereits 2001 kam als Tochter die Keiler Bier GmbH in Lohr dazu. Im Schnitt beschäftigt die Hofbräu 65 Mitarbeiter, fünf Auszubildenden und etliche Studenten für die Promotion-Teams.
Norbert Lange aus Giebelstadt, Jahrgang 1959, ist seit 2013 Geschäftsführer Verwaltung und Vertrieb der Würzburger Hofbräu. Seine berufliche Laufbahn begann er als Bauzeichner in Ochsenfurt. 1979 kam er in den Vertrieb und Verkauf eines namhaften Einrichtungshauses und führte die Objektbetreuung für große Sozialeinrichtungen in der Region. 18 Jahre war er dann Verkaufsleiter eines fränkischen Mineralbrunnens. 2007 kam er zur Würzburger Hofbräu und betreute hier zweieinhalb Jahre Handel und Großkunden, bevor er für die Kulmbacher Brauerei AG den Getränkefachgroßhandel im Südwesten Deutschlands betreute.
Michael Haupt wurde am 16. März 1960 in Saarbrücken-Ensheim geboren. Er machte eine Ausbildung zum Brauer und Mälzer und studierte nach einigen Gesellenjahren Brauwesen an der Technischen Universität München-Weihenstephan. Er schloss mit dem Diplom zum Braumeister ab. Seit 1989 ist Haupt für die Kulmbacher Gruppe tätig. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Geschäftsführer der Würzburger Hofbräu ist er seit Mitte 2009.