Es war ein Paukenschlag bei den Haushaltsberatungen: Erstmals muss die Stadt mit einer halben Million Euro die WVV bezuschussen, damit der Kommunalkonzern seinen Verlust ausgleichen kann.
Während WVV-Geschäftsführer Thomas Schäfer dies mit dem Preisverfall auf dem Energiesektor erklärt, spielt auch das weiter hohe Defizit der Würzburger Straßenbahn GmbH eine Rolle.
Kritik am ausgedünnten Angebot
Scharfe Kritik an der ÖPNV-Politik des Konzerns hat nun der Arbeitskreis Mobilität der Lokalen Agenda 21 geübt. In einer Mitteilung wird ein Kurswechsel angemahnt. Gescheitert sei in über 15 Jahren die Strategie der WSB, das Defizit durch Angebotskürzungen, jährliche Tarifsteigerungen und Vermeidung wichtiger Investitionen in den Griff zu bekommen.
Laut Agenda 21 hat die WSB seit 15 Jahren Fahrgäste verloren – entgegen dem bundesweiten Trend. „Weniger Fahrgäste bedeuten weniger Einnahmen aus dem Fahrscheinverkauf, und das schlägt auf das Jahresergebnis der WVV durch“, argumentiert Prof. Tilman Schenk für die Agenda 21.
Der Nachfrageschwund bei der WVV sei dramatisch, kein anderer vergleichbarer Verkehrsbetrieb sei von einer ähnlich negativen Entwicklung betroffen, heißt es in der Erklärung. Nach den Worten des ÖPNV-Experten Thomas Naumann verzeichnen in Deutschland Verkehrsbetriebe mit Straßenbahnen besonders starke Fahrgastgewinne, dagegen leide in Würzburg gerade die Straba unter starken Einbußen.
Zu der WVV-Mutmaßung, für das starke Fahrgast-Minus von 2015 ( - 700 000) könnten gesunkene Spritpreise verantwortlich sein, meint Naumann: „Wenn in ganz Deutschland die Spritpreise sinken und zugleich die Fahrgastzahlen überall deutlich steigen und nur in Würzburg zurückgehen – dann sind die Ursachen in Würzburg zu suchen.“
41 Millionen Fahrten und 26-27 Millionen Euro an Erlösen hat die WSB nach Berechnungen der Agenda 21 seit dem Jahr 2000 in ihrem Straßenbahnnetz verloren – verursacht durch Fahrplankürzungen und „Verschlechterungen bei der Fahrplanstruktur“. Das Sparen habe mehr geschadet als Nutzen gebracht.
Linie 6 als wichtigste Investition
Tilman Schenk: „Hätte Würzburg nicht seine Angebote vor allem bei der Straßenbahn seit 2000 so massiv verschlechtert und ausgedünnt, dann wäre die WVV jetzt kein Kostgänger des städtischen Haushalts, sondern hätte bei über zwei Millionen Euro geringerem WSB-Defizit einen Gewinn von 1,5 Millionen Euro ausweisen können.“
Andere Städte, so die Agenda-Experten, hätten gezeigt: Bei guten Angeboten steigen die Fahrgastzahlen und die Einnahmen. Die Agenda 21 appelliert, die WSB mit notwendigen Investitionen anzuschieben, u.a. mit der Linie 6 ans Hubland: „Ohne diese mit Abstand wichtigste Investition ist eine wirtschaftliche Sanierung der WSB nicht denkbar.“