Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

VERSBACH: Streiten bis das Hackbrett qualmt

VERSBACH

Streiten bis das Hackbrett qualmt

    • |
    • |
    Meister der musikalischen Satire: die Geschwister Well mit den Versbacher Organisatoren Hubert Uhl (Dritter von links), Boris Collmann (Vierter von links) und Heiner Galm (Sechster von links).
    Meister der musikalischen Satire: die Geschwister Well mit den Versbacher Organisatoren Hubert Uhl (Dritter von links), Boris Collmann (Vierter von links) und Heiner Galm (Sechster von links). Foto: Foto: ROBERT MENSCHICK

    Dass die Pleichachtalhalle eine gute Adresse für Kabarett ist, hat sich herumgesprochen. Die Tischtennisspieler des Sportbund Versbach holen regelmäßig die Elite dieser Branche in den kleinen Würzburger Stadtteil. 700 Besucher erlebten nun die Geschwister Well, die in einer oberbayerischen Familie mit sieben Mädchen und acht Jungen mit ständiger Hausmusik groß geworden sind. Die Familie Well hat sich mit den Ensembles Biermösl Blosn und Wellküren einen Namen gemacht. Nachdem die Biermösl Blosn nun nicht mehr existiert, haben sich drei Schwestern – Bärbi, Burgi, Moni und drei Brüder Karli, Michael, Stofferl – zu einer Formation zusammengetan, in der sie so höchstens als Kinder auf der Bühne standen. In Versbach präsentieren sie ihr Programm „Fein sein, beinander bleibn“. Der Besucher bekommt das Gefühl vermittelt, ganz familiär bei den Proben im Wohnzimmer der Wells dabei sein zu dürfen. Dort wird mal mit, mal ohne Musik auch liebevoll gestritten und geschimpft, was das Zeug hält. Ungeklärt wird wohl bleiben, wer vor über 50 Jahren dem kleinen Stofferl den Schürhaken ins Gesicht geschlagen hat. Vielseitig, wie die Geschwister Well sind, gehen sie in Versbach auf Welttournee: Sie spielen Volksmusik beim Oktoberfest in Texas, geben bei den oberbayerischen Kulturtagen in Shanghai eine Neuauflage eines bayerisch-chinesischen Lisl-Karlstatt-Zungenbrechers oder zeigen, wie man zur Melodie der „Lustigen Holzhackerbuam“ in Schottland tanzt. Die sechsköpfige „Kabarett-Randalegruppe“ zeigt sich wandelbar, mal sensibel, mal heiter, mal ungezogen. Moni Well spielt AC/DCs „Highway to Hell“, bis ihr Hackbrett zu qualmen anfängt. Mittelalterliches wird von der Drehleier begleitet, New-Orleans-Dixie mit dem Banjo. Die Geschwister spielen Ravels Bolero und lassen ihn mit Klezmer und Schuhplattler enden. Die Carmen-Ouvertüre lassen sie auf drei Nonnentrompeten und drei Brummtöpfen erklingen. Auf Alphörnern geben sie Beethoven und Beatles. Der Instrumente-Marathon nimmt keine Ende: Zum Einsatz kommen auch Harfe, Zither, Dudelsack, Akkordeon, Horn, Klarinette, Saxophon, Maultrommel, Flöte, Okarina, Geige, Kontrabass und verschiedene Tuben. Alle Wells zeigen sich als große Könner an den Instrumenten und beim Singen. In den Versen und Gstanzln bekommen fast alle Bundes- und Landespoltiker ihr Fett ab. Mit einem Augenzwickern sagten die Geschwister Well für nächstes Jahr eine Hochzeit von Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht auf dem Käppele vorher. Dazu: das neue Heimatminister-Amt für den Versbacher Landtagsabgeordneten Oliver Jörg. Erstaunlich gut informiert zeigen sich die Musiksatiriker auch vom lokalen Geschehen. Sie wissen von der Straßenbahn, die nicht mehr bis zur Würzburger Landesgartenschau fertig wird, von Bürgermeister „Adi“ Bauer, der so oft in der Zeitung zu sehen ist, und von den vielen CSU-Wählern im Stadtteil („Versbach ist so schwarz, dass dort auch tagsüber das Licht eingeschaltet werden muss.“). Und die drei „Wellküren“, die vor zehn Jahren schon mal in Versbach zu Gast waren, wundern sich, dass die angekündigte neue Sporthalle noch immer nicht steht. Nach zweieinhalb Stunden Turbo-Programm und großem Applaus kommt die „Kult-Blosn“ nicht um einige Zugaben herum. Die Tischtennisspieler des SB Versbach bauen noch in der Nacht ihre Pleichachtalhalle für ihr erstes Männer-Regionalligaspiel gegen den FC Bayern München um. Kabarett bieten sie bereits wieder am 30. November, wenn der Rhöner „Dreggsack“ Michl Müller ein Gastspiel in Versbach gibt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden