Freitag, der 13. Oktober war ein Glückstag für einen Kater: Der Vierbeiner wurde aus mindestens zweiwöchiger Gefangenschaft befreit. Dass er diese Zeit überlebt hat, ist erstaunlich. Nun möchte er wieder nach Hause. Aber es meldet sich kein Besitzer.
Das Bürogebäude des Energiekonzerns E.ON in der Unterdürrbacher Straße: Eine Mitarbeiterin geht in einen selten benutzten Lagerraum im Dachboden – und entdeckt dort eine Katze. Graugetigert mit Weiß, ganz verschüchtert, völlig ausgehungert und dehydriert, hockt sie unter einem Tisch. Die Frau und ihre Kollegen organisieren Katzenfutter, sie locken das Katzentier, öffnen das Dachfenster, damit es raus kann. Aber statt den Weg in die Freiheit zu nehmen oder sich den wohlmeinenden Helfern anzuvertrauen, versteckt es sich in der Dachisolierung.
Weil das Wochenende bevorsteht und die E.ON-Leute die Findelkatze nicht unversorgt zurücklassen wollen, alarmieren sie den Tierschutzverein „Katzenhilfe in und um Würzburg“. Deren ehrenamtliche Helferin Claudia Gräf rückt mit einer Lebendfalle an – und nach zehn Minuten hockt das Tier drin. „Ich bin sofort mit ihm in eine Tierklinik gefahren“, erzählt Claudia Gräf im Gespräch mit der Redaktion, „dort hat man festgestellt, dass es sich um einen kastrierten Kater handelt“.
Der arme Kerl sei zwar verschüchtert gewesen, stark abgemagert und auch ausgetrocknet. Aber er habe die Untersuchung und Behandlung ganz geduldig über sich ergehen lassen.
Keinen Mikrochip unter der Haut
Da eine gesunde Katze zwar notfalls eine Weile ohne Futter auskommen kann, aber wohl kaum zwei Wochen ohne Wasser, vermutet die Tierschützerin, dass der Kater den Lagerraum immer wieder mal verlassen konnte und vielleicht an ein Waschbecken gelangt ist. Die E.ON-Mitarbeiter hätten Kratzspuren in anderen Räumen gefunden und schon vermutet, dass sich „ein Siebenschläfer eingenistet hat“.
Claudia Gräf hat das zutrauliche Katzentier bei sich aufgenommen, aufgepäppelt und ihm den Namen „Eon“ gegeben. Der Kater, der leider keinen Mikrochip mit den Daten seines Besitzers unter der Haut trägt und auch nicht von einem Tierarzt mit einer tätowierten Nummer in den Ohren kenntlich gemacht wurde, fühlt sich wohl bei ihr und ihren Katzen. „Aber so freundlich wie er ist, hat er ganz bestimmt ein Zuhause“, sagt die Tierschützerin. Eons Besitzer konnten bis jetzt allerdings nicht ausfindig gemacht werden. Und das, obwohl die E.
ON-Mitarbeiter Flyer ausgehängt haben, Tierschützerin Gräf mit dem Tierheim und dem Tiersuchdienst Tasso in Verbindung steht und Fotos von dem Findelkater in allen möglichen Facebook-Gruppen veröffentlicht hat. Aber bislang hat sich niemand gemeldet, der den hübschen Kerl vermisst. „Vielleicht gehört er ja gar nicht in die Nachbarschaft“, mutmaßt Claudia Gräf inzwischen, „vielleicht ist er ja unbemerkt in ein Auto gestiegen und auf diese Art in der Unterdürrbacher Straße gelandet“. Zuzutrauen wäre es dem Kater. Es ist ihm ja auch gelungen, in das Bürogebäude „einzuziehen“, ohne dass jemand das mitbekommen hat.
Wer Eon helfen kann, wieder nach Hause zu kommen, wird gebeten, sich mit Claudia Gräf in Verbindung zu setzen: claudia.graef@katzenhilfe-wuerzburg.de, Tel. (09 31) 13 77 7 oder (01 71) 93 11 50 5.