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WÜRZBURG: Studentenjobs: Blick über den Tellerrand

WÜRZBURG

Studentenjobs: Blick über den Tellerrand

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    Studentenjob I: Julien Bobineau arbeitet als Discjockey.
    Studentenjob I: Julien Bobineau arbeitet als Discjockey. Foto: Foto: Privat

    Keinen alltäglichen Studentenjob hat Margarita Keller. Sie ist Assistentin der Geschäftsführung bei der C4U GmbH in Würzburg, einer Unternehmensberatung für Energieversorger. Ihr Studium hat eigentlich nichts mit der Branche zu tun, denn sie studiert Geschichte auf Lehramt. Ihr Chef, Joachim Klein, freut sich über die 24-jährige Quereinsteigerin: „Interessant sind für uns Mitarbeiter, die über den Tellerrand blicken können“, fordert aber auch viel Eigenverantwortung beim Arbeiten: „Eine gewisse Problemlösungskompetenz muss vorhanden sein.“

    Die Geschichtsstudentin ist als Assistentin der Geschäftsführung eingebunden in die verschiedenen Projekte der Firma. Wenn neue Denkweisen und alternative Problemansätze gefragt sind, ist auch Margaritas Meinung gefragt. Ihr gefällt die Abwechslung: „Ich bin begeistert, dass es was ganz anderes ist als das Studium.“ Sie ist vor allem zuständig für den Kundenservice und die Vorbereitung der Buchhaltung. „Besonders interessant ist es, mit realen Dingen zu tun zu haben“, meint die Studentin der Geisteswissenschaften.

    Wahrscheinlich wird sie nach ihrem Studium die Unternehmensberatungsbranche wieder verlassen, um Lehrerin zu werden. Dennoch ist sie sich sicher, mit ihrem Nebenjob einiges an Berufs- aber auch Lebenserfahrung gewonnen zu haben. „Wenn ich mich später irgendwo bewerbe, kann ich sagen in meiner Zeit in Würzburg nicht nur Lehramt studiert zu haben.“ Geschäftsführer Joachim Müller pflichtet ihr bei: „Allein schon beim täglichen Umgang mit Geschäftskunden lerne man sich richtig zu präsentieren.“

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    Julien Bobineau führt ein Doppelleben. Tagsüber arbeitet der 26-Jährige an seiner Doktorarbeit, nachts lässt er als DJ die Plattenteller kreisen. Der Doktorand weiß sein Studium mit seinem Job zu kombinieren. „Beim Auflegen kommen mir oft gute Ideen für meine Arbeit“, erzählt Julien und ergänzt: „Mir gefällt vor allem die Polarität zwischen beiden Welten und die Arbeit als DJ verschafft mir einen Ausgleich zum Uni-Alltag.“

    Regelmäßig legt Bobineau in Clubs in Würzburg und Fulda auf. Musik macht er aber nicht nur um Geld zu verdienen. In seinem DJ-Projekt „Hat and Hoodie“ finde er kreative Erfüllung, so der Doktorand. Wenn er von seinen Auftritten in Amsterdam, Barcelona, London oder Paris erzählt, ist ihm die Begeisterung für seinen Job anzusehen.

    Auch für seine Doktorarbeit ist er schon weit gereist. Für die Recherche über Patrice Lumumba, den ersten Ministerpräsidenten des unabhängigen Kongo, war er mehrere Wochen in Kinshasa. Sein Interesse für das Land und den Nationalhelden weckte ein Musikvideo eines belgisch-kongolesischen Künstlers. Es spielt in den Straßen Kinshasas und zeigt viele Hauswände mit künstlerisch gestalteten Malereien. Auch Patrice Lumumba war auf einer Mauer verewigt.

    Im Kongo untersuchte der Doktorand wie die franko-phone Literatur Lumumba darstellt. „Er hat für sein Land gekämpft und ist für sein Land gestorben – dafür wird Lumumba im Kongo noch heute von vielen Menschen verehrt. Sein Stellenwert ist vergleichbar mit dem, den bei uns die Geschwister Scholl haben, aber noch viel positiver“, berichtet der DJ.

    Das Abenteuer Kinshasa mit seinen mehr als sieben Millionen Einwohnern beschreibt Julien als „krasse Erfahrung“. Neben der Suche nach Literatur für seine Arbeit und Gesprächen mit Lumumba-Experten, nahm er vor allem die Atmosphäre des Landes in sich auf. Für einen Musiker gehört selbstverständlich auch die Musik dazu. In den Clubs und Discos Kinshasas ließ er sich inspirieren. So ist sein Stil mittlerweile auch von afrikanischen Elementen beeinflusst.

    Als DJ habe er gelernt souverän vor vielen Menschen aufzutreten, so der 26-jährige. Diese Fähigkeit kann er jetzt gut gebrauchen. Als Doktorand hält er nämlich mittlerweile selbst Tutorien.

    Langweilig wird es ihm auch demnächst nicht werden. Für seine Doktorarbeit fliegt er nächstes Jahr wieder nach Kinshasa und für sein DJ-Projekt will er nach Brasilien reisen.

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    Anstatt für andere zu arbeiten ist Anil Kocak sein eigener Chef. Zusammen mit einem Geschäftspartner hat er vor ein paar Monaten seine eigene Internetfirma gegründet. Eigentlich studiert der 25-Jährige Englisch, Geschichte und Philosophie.

    Mit seiner Internetseite will er neben dem Studium noch was dazu verdienen. Auf www.kleiderkorb.de kann der User kostenlos Klamotten tauschen, verkaufen oder verschenken – Anil verdient nur an der Werbung auf der Seite. „Das ist aber nicht nur ein Kleiderportal, sondern gleichzeitig auch ein soziales Netzwerk in dem sich die Nutzer im Forum austauschen können“, erklärt der Internetunternehmer.

    Pro Woche investiert Anil mindestens 15 Stunden in sein Projekt. Er erarbeitet Marketingstrategien, leistet PR-Arbeit und stellt Geschäftskontakte zu Werbepartnern her. Dafür ist der Student oft den ganzen Tag unterwegs. Sein Geschäftspartner ist für den IT-Bereich zuständig.

    Zunächst will er mit seiner Seite lokal in Würzburg erfolgreich sein. „Wenn es hier gut läuft, wollen wir deutschlandweit für www.kleiderkorb.de werben“, grinst der 25-jährige. Falls sich wider erwarten der Erfolg langfristig doch nicht einstellen sollte, würde er es dennoch nicht bereuen. „Wenn man alles selbst organisieren muss und die Verantwortung trägt, lernt man fürs Leben“, erzählt der Geschichtsstudent.

    Trotz des Aufwands den er betreibt hat die Uni Vorrang. Ein guter Abschluss ist ihm wichtig. „Ich werde auf keinen Fall mein Studium riskieren“, ist sich Anil sicher.

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    Nach einem anstrengendem Semester laden die Semesterferien dazu ein, in den Urlaub zu fliegen und einfach mal nichts zu tun. Anuschka Heid ist auch weggeflogen. Aber um zu arbeiten. Die Studentin ist Gästeführerin in einem Schloss in der Nähe von London. Schöne Sehenswürdigkeiten gibt es auch hier in der Region, aber Anuschka ist großer England-Fan. Deswegen kam für sie nur die britische Insel in Frage. „Ich habe mich in ganz England beworben und dann wurde ich auf die freie Stelle aufmerksam gemacht“, sagt die Studentin. „English Heritage“, der das Anwesen gehört, vermittelte sie weiter. Die Organisation verwaltet mehr als 400 Burgen, Schlösser und andere Sehenswürdigkeiten in England, die von insgesamt elf Millionen Besuchern jedes Jahr besichtigt werden.

    Anuschka begrüßt Touristen und erklärt ihnen die Geschichte des Anwesens. Außerdem ist sie Ansprechpartnerin für die Besucher des Schlosses. Die Führungen macht sie auf Englisch, denn die meisten Besucher des Schlosses stammen aus Großbritannien. „So verbessere ich nebenbei mein Englisch“, sagt die Studentin.

    Die Zeit in England eröffnet ihr vor allem auch beruflich neue Möglichkeiten, so kann sie sich jetzt auch vorstellen später einmal in der Tourismusbranche zu arbeiten. „Ich denke, dass es bei späteren Arbeitgebern sicher gut als Referenz ankommt, wenn man in dem Bereich schon seine Erfahrungen gesammelt hat“, ist sich die Studentin sicher.

    Pünktlich zu Semesterbeginn kehrt Anuschka nach Würzburg zurück, um ihr Studium fortzusetzen.

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    Studenten-Service

    In Würzburg gibt es eine Jobvermittlung für Studenten bei der Agentur für Arbeit. Der „Studenten-Service“ vermittelt während des Studiums oder der Semesterferien verschiedene Arbeitsmöglichkeiten.

    Agentur für Arbeit Würzburg (Studenten-Service)

    Schießhausstraße 9, Gebäude B, Zimmer 123, 97072 Würzburg

    Tel. (09 31) 79 49-3 25

    Sprechzeiten: Mo., Di., Do. 7.30 bis 15.30 Uhr und Mi., Fr. 7.30 bis 12 Uhr.

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