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WÜRZBURG: Studieren ohne Dach über dem Kopf

WÜRZBURG

Studieren ohne Dach über dem Kopf

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    Dieser junge Mann hat Glück gehabt: Er konnte eines der Zimmer im neuen Studentenwohnheim auf dem Gelände der ehemaligen Leighton Barracks ergattern.NORBERT SCHWARZOTT
    Dieser junge Mann hat Glück gehabt: Er konnte eines der Zimmer im neuen Studentenwohnheim auf dem Gelände der ehemaligen Leighton Barracks ergattern.NORBERT SCHWARZOTT Foto: Foto:

    In fünf Tagen geht es los, dann beginnt Lena Blaß ihr Studium an der Fachhochschule Würzburg. Erst vor gut einer Woche bekam sie die Zusage für den Studiengang Soziale Arbeit – im Nachrückverfahren. Einen Studienplatz hat sie jetzt also sicher. Doch etwas Entscheidendes fehlt ihr noch: eine Bleibe.

    „Ich habe über 60 Leute kontaktiert“, erzählt die 21-Jährige. „Das Ergebnis waren vier Besichtigungen.“ Dabei konnte sie von Anfang an keine hohen Ansprüche stellen. Meist waren die WG-Zimmer klein und teuer. Und bei bis zu 60 Mitbewerbern pro Unterkunft war die Aussicht auf Erfolg ziemlich gering. „Bisher haben alle abgesagt“, sagt Lena. „Ich komme aus dem Saarland. Pendeln kann ich nicht.“

    Die Saarländerin ist eine von über 32 000 Studenten, die im kommenden Wintersemester nach Würzburg kommen. So viele waren es noch nie – und das macht sich auf dem Wohnungsmarkt bemerkbar. „Die Lage ist äußerst angespannt“, so Frank Tegt-meier. Er ist im Studentenwerk Würzburg für die Wohnheime zuständig. „Alle Plätze sind inzwischen belegt.“ Gemeinsam mit dem St.-Bruno-Werk und der Katholischen Hochschulgemeinde stellt das Studentenwerk momentan 3386 Wohnheimplätze zur Verfügung. Erst im Mai wurde ein neues Gebäude mit 48 Plätzen auf dem Gelände der ehemaligen Leighton Barracks eingeweiht. „Ein weiteres neues Wohnheim bauen wir zur Zeit in der Peter-Schneider-Straße“, sagt Tegtmeier. „Dort entstehen noch einmal 146 Plätze.“ Auf dem Campus Hubland Nord sind ebenfalls 150 Plätze in Planung. „Dass solche Bauvorhaben erst später fertig werden als notwendig, liegt in der Natur der Sache“, so Tegt-meier. „Wir haben auch versucht, zusätzliche Gebäude anzumieten – leider ohne Erfolg.“ Doch der Ansturm sei ohnehin nicht so groß wie befürchtet.

    „Die Lage ist sehr kritisch“, meint hingegen Hannah Klein von der Studierendenvertretung der Universität Würzburg. „Teilweise kommen Studenten drei oder vier Mal, um unsere Wohnungskartei zu durchsuchen.“ Die ist inzwischen allerdings relativ leer. „Es gibt nur noch wenige Angebote und die liegen alle außerhalb.“ Ihrer Meinung nach gibt es vor allem in der Stadt und der näheren Umgebung zu wenige Angebote.

    Also müssen die Studenten in die umliegenden Gemeinen ausweichen. Das sei dank des Semestertickets ja auch kein Problem, meint Frank Tegtmeier. Doch laut Studentenwerk plant der Verkehrsunternehmens-Verbund Mainfranken, den Geltungsbereich des Fahrscheins zu verkleinern. Dann müssten die Studenten die zusätzlichen Fahrtkosten selbst tragen. Noch laufen die Verhandlungen.

    Die Wohnungssuchenden müssen derweil geduldig sein und die Wartezeit überbrücken, zum Beispiel in der DJH-Jugendherberge am Fred-Joseph-Platz. In letzter Zeit zählt Kirsten Selke hier immer mehr Studenten zu ihren Gästen. „Sie klagen über die hohen Mietpreise und die wenigen Angebote“, erzählt sie. „Teilweise sei es wohl eine Unverschämtheit, wie die Zimmer aussehen.“ Nun müssten sie in der Herberge jede Woche von Zimmer zu Zimmer tingeln. „Wir dürfen ja nicht dauerhaft vermieten“, so Selke.

    Unterkünfte für den Notfall

    An ein Hostel hat Lena Blaß auch schon gedacht. Vielleicht nimmt sie aber auch die Notunterkünfte des Studentenwerks in Anspruch, um vorübergehend ein Dach über dem Kopf zu haben. „Wir können bis zu 15 Plätze im Studentenhaus schaffen“, erklärt Michael Ullrich, Geschäftsführer des Studentenwerks. „Dort können Auswärtige bleiben, bis sie etwas anderes gefunden haben.“ Im Notfall könnte auch noch ein Gemeinschaftsraum freigegeben werden. „Natürlich ist es derzeit ziemlich eng und die Studenten müssen nach außerhalb ausweichen“, so Ullrich. „Doch ich gehe davon aus, dass sich die Lage im Laufe des Oktobers wieder beruhigt.“

    Dabei steht noch nicht endgültig fest, wie viele Studenten tatsächlich in die Stadt kommen. Die Immatrikulationsfristen für zulassungsfreie Fächer laufen noch und auch die Nachrückverfahren sind noch nicht abgeschlossen.

    „Am Wochenende fahre ich zu einem ersten Treffen an die FH“, erzählt Lena. „Erstmal kann ich bei einem Zweitsemester schlafen.“ Was danach kommt, weiß sie noch nicht.

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