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Eisingen: Stühle mit Symbolkraft 

Eisingen

Stühle mit Symbolkraft 

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    Zwischen die blauen Stühle der Philippuskirche in Eisingen haben sich bunte, kunstvoll gestaltete Exemplare gemischt. Die Kunstinstallation „Finde deinen Platz“ ist noch bis 2. Dezember zu sehen. 
    Zwischen die blauen Stühle der Philippuskirche in Eisingen haben sich bunte, kunstvoll gestaltete Exemplare gemischt. Die Kunstinstallation „Finde deinen Platz“ ist noch bis 2. Dezember zu sehen.  Foto: St.-Josefs-Stift / Melissa Hager

    Wer in den kommenden Wochen die Philippuskirche in Eisingen betritt, dem werden schnell einige Besonderheiten auffallen: Zwischen die sonst blauen Stühle der Kirche haben sich bunte, kunstvoll gestaltete Exemplare gemischt. Die Stühle sehen nicht nur schön aus. Sie haben eine hohe Symbolkraft: Sie bilden den Anteil von Menschen mit Beeinträchtigung im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung – etwa neun Prozent – künstlerisch ab, heißt es in einer Pressemitteilung.

    Geschaffen wurden die Stühle von der Kunstwerkstatt Alte Waschküch´ im St. Josefs-Stift in Eisingen. Bis zum 2. Dezember werden sie in der Kunstinstallation „Finde deinen Platz“ in der Eisinger Philippuskirche zu sehen sein. Mit den kunstvoll gestalteten Stühlen, die ursprünglich für die Wanderausstellung „Nimm Platz“ der Diözese Würzburg entstanden, drücken die Künstler aus, wie sie selbst ihren Platz in der Gesellschaft sehen oder sich ihn wünschen. Gleichzeitig verdeutlichen sie die Bereicherung für die Gesellschaft, so die Mitteilung weiter.

    Konfrontation

    „Diese Stühle sind anders, manche ziemlich knallig, manche sperrig. Einige Stühle gefallen mir sehr, manche finde ich unmöglich“, gab Stefan Leins, Leiter der Kunstwerkstatt, bei der Eröffnung der Kunstinstallation zu. „Aber alle sind wichtig und machen das Gesamtensemble vielseitig und spannend.“ Bei der Kunstinstallation „Finde deinen Platz“, die bereits in der Würzburger Augustinerkirche ausgestellt war, gehe es deshalb auch um die Konfrontation mit der Frage, in welcher Gesellschaft wir künftig leben wollen.

    Denn bei der aktuellen Diskussion um die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigung werde davon ausgegangen, dass die Bereitschaft, Teilhabe zu ermöglichen, in der Gesellschaft einfach vorhanden sei. Das brauche aber Geduld, Toleranz und pädagogisches Knowhow, was nicht immer selbstverständlich sei. So nutzte Leins die Gelegenheit auch, um seinen Dank an die Besucher zu richten, die sich unvoreingenommen und ohne Berührungsängste auf Kunst und Künstler einließen.

    Neues wagen

    Die Angst vorm Fremden und Unbekannten sei schon zu vorchristlicher Zeit bekannt gewesen, griff Pfarrerin Kirsten Müller-Oldenburg im ökumenischen Erntedank-Gottesdienst auf. Doch für Jesus seien alle Menschen gleich gewesen, egal ob Zöllner oder Samariter, er habe sich allen genähert. So lud sie ein, auf den bunten Stühlen Platz zu nehmen, Neues zu wagen, Perspektiven zu wechseln. Vor allem die Kinder ließen sich das nicht zweimal sagen und eroberten schnell die bunten Stühle und Throne.

    Bernhard Götz, Geschäftsführer im St. Josefs-Stift, dankte allen Unterstützern und besonders den Künstlern, denen damit „ein weiteres Highlight in ihrem bisher schon großartigen künstlerischen Wirken gelungen sei“. An die Besucher appellierte er: „Seien Sie neugierig und offen für diese besondere Kunst und kommen Sie mit unseren Künstlern ins Gespräch. Sie freuen sich wirklich über ihre Rückmeldung – auch das ist des Künstlers Brot.“

    Bis 2. Dezember

    Neben dem Posaunenchor der evangelischen Gemeinde Eisingen und Kathrin Kreutzmann an der Orgel sorgte Trompeter Gisbert Müller im Gottesdienst für den passenden musikalischen Rahmen. Der Musiker stammt aus Eisingen und ist seit seiner Geburt blind. Mit Stücken wie „Amazing Grace“ sorgte er für Gänsehaut in der Philippuskirche. Als Teil der Eisinger Werkstätte für Menschen mit Beeinträchtigung bietet die Kunstwerkstatt unter Leitung von Stefan Leins, Heilerzieher mit maltherapeutischer Zusatzausbildung, wöchentlich 25 Beschäftigten die Möglichkeit, sich kreativ auszuleben. Die Menschen werden ganz als Künstler wahrgenommen, sind frei in ihrer Kreativität und ihrem Schaffen. Sie ordnen sich selbst der „Art brut“ oder Outsider Art, also Außenseiter-Kunst, zu, die sich keinen Regeln unterwirft. Ihre Werke sind noch bis zum 2. Dezember 2018 in der Philippuskirche Eisingen zu sehen.

    Weitere Programmhöhepunkte im Überblick:Mittwoch, 24. Oktober, 19 Uhr:  Begegnungsabend, unter anderem mit der Veeh-Harfengruppe des St. Josef-Stifts.Sonntag, 18. November, 17 Uhr: Autorenlesung mit Wortmeldungen „Zwischen den Stühlen” mit Eva Büttner-Egetemeyer, Ulrike Sosnitza, Johannes Jung und Rainer Greubel. Musik: Albert Büttner, Philip Bradel, Olivia Hörning.Sonntag, 2. Dezember, 15 Uhr: Finissage mit Kaffee und Kuchen und Raum für Gespräche. Musik: Con Brio

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