Wie entstand der islamische Antisemitismus? Diese Frage beschäftigte rund 350 Zuhörerinnen und Zuhörer bei einer gemeinsamen Veranstaltung der Deutsch-Israelischen-Gesellschaft Würzburg und dem Johanna-Stahl-Zentrum. Politikwissenschaftler Matthias Küntzel zeigte bei seinem Vortrag weitgehend unbekannte historische Zusammenhänge zwischen Nationalsozialismus und islamischem Antisemitismus auf. Darüber informiert die Deutsch-Israelische-Gesellschaft in einem Schreiben an die Presse, dem auch folgende Informationen entnommen sind.
„Seit 20 Jahren bekommen Kinder im Gazastreifen Süßigkeiten geschenkt, wenn ein Attentat erfolgreich war, während sich die Juden noch im Blut wälzen.“
Matthias Küntzel, Politikwissenschaftler
Schlüsseldokument des aktuellen islamischen Antisemitismus sei die Charta der Hamas von 1988, die nicht nur Israel, sondern alle Juden zum Weltfeind erklärt: „Wir haben es mit einer religiös geprägten Form von Antisemitismus zu tun und gleichzeitig mit einem Judenhass, der so klingt, als ob er direkt von den Seiten des Stürmers abgeschrieben wird“, sagte Küntzel.
Hamas-Ziel: Israel zerstören
Doch worauf geht dieser Antisemitismus zurück? Küntzel erklärt sich das mit den Verflechtungen zwischen den Nationalsozialisten und dem „Großmufti“ von Jerusalem, Mohammed Amin al-Husseini. Dieser vertrat einen verschwörungsideologischen islamistischen Antisemitismus und verbreitete diesen nachhaltig in der arabischen Welt, war aber zugleich Partner des NS-Regimes. Dieses konnte mit einem arabisch- und persischsprachigen Propagandasender seine nationalsozialistische Propaganda bis nach Ägypten, in die Türkei und den Iran senden.
„Es gibt kein ‚je suis Charlie‘ und auch kein ‚black lives matter‘.“
Matthias Küntzel, Politikwissenschaftler
„Den israelischen Unabhängigkeitskrieg 1948 hätte es ohne den Mufti nicht gegeben“, ist sich Küntzel sicher. In diesem Angriffskrieg erlangten die arabischen Staaten eine herbe Niederlage, aber die Idee, Israel zu zerstören, blieb bestehen. „Dieses Ziel schrieb sich die Hamas 1988 auf die Fahnen“, schlug Küntzel den Bogen zur Charta der Hamas und den aktuellen Ereignissen in Israel.
Auch die schockierenden Ereignisse in Berlin, wo nach dem Massaker am 7. Oktober Süßigkeiten verteilt wurden, erklärte Küntzel: „Seit 20 Jahren bekommen Kinder im Gazastreifen Süßigkeiten geschenkt, wenn ein Attentat erfolgreich war, während sich die Juden noch im Blut wälzen.“ Dennoch war der 7. Oktober eine Zäsur, nicht nur für den Nahen Osten: Ein Anschlag mit 1200 Toten würde in Deutschland im selben Verhältnis 10.700 Tote bedeuten – innerhalb weniger Stunden.
Frieden im Nahen Osten: Zwei-Staaten-Lösung nicht realisierbar
Was Küntzel im Zusammenhang mit den Ereignissen am 7. Oktober laut der Pressemitteilung am meisten schockiert, ist nicht nur, dass selbst Babys geköpft wurden, sondern auch, dass der jüdische Staat alleine gelassen werde und es keine großen Solidaritätsbekundungen gebe: „Es gibt kein ‚je suis Charlie‘ und auch kein ‚black lives matter‘.“
Und wie gehe es nun mit dem Gazastreifen weiter? Politikwissenschaftler Küntzel selbst sieht zwar auch die Zwei-Staaten-Lösung als bevorzugtes Szenario, allerdings sei diese nicht realisierbar, solange die Hamas im Gazastreifen die Macht innehat. Denn solange dort auch die jüngsten Generationen mit dem Hass auf Jüdinnen und Juden aufwachsen und die Existenz des jüdischen Staates abgelehnt wird, könne es keinen Frieden geben.