Die 23-jährige Ramona sucht nach dem ultimativen Festival-Outfit. Dabei dürfen zahlreiche Tipps zu veganem Leben nicht fehlen.
„Jetzt kommt veganes Leben für Fortgeschrittene“, moderiert Guido Maria Kretschmer die Mittwochs-Folge vom Bildschirmrand an. Er klingt leicht genervt; der Zuschauer – ganz gleich, welche Haltung er zu Veganismus hat – könnte es auch bald sein.
Die Kandidatin wird reichlich plakativ dargestellt und lässt darüberhinaus selbst keine Gelegenheit aus, zu betonen, dass sie seit zwei Jahren vegan lebt. „Ich werde keine Leichen an meine Füße packen – wenn ich keine Schuhe aus Kunstleder finde, gehe ich barfuß “, stellt die 23-Jährige drastisch gleich eingangs klar. An der Tür ihres WG-Zimmers hängt ein Plakat mit dem Slogan „Wir tragen lieber Tattoo als Pelz“ – auch Ramona zieren einige Tattoos, darunter die sogenannte Veganblume, mit der vegane Produkte im Handel gekennzeichnet werden.
Für die anderen Kandidatinnen, die während Ramonas Shopping-Tour in ihrer WG stöbern dürfen, hat die Studentin, die sich selbst als „crazy cat lady“ bezeichnet (sie hat zwei Katzen) vegane Schoko-Muffins und vegane Blätterteigtaschen mit Gemüse vorbereitet.
Auf die – nicht sonderlich neutrale – Frage der Stimme aus dem Off „Willst du die anderen bekehren?“, antwortet Ramona prompt: „Ja, das ist natürlich mein Wunsch.“ Sie wolle nicht nur den Kandidatinnen, sondern „allen da draußen“ zeigen, wie einfach es sei, vegan zu leben.
Ehe Ramona in den pinkfarbenen Shopping-Bus steigt (jetzt geht es endlich ums Shoppen, hoffen all die Zuschauer, die kein Bedürfnis nach einer weiteren Lehrstunde in "veganem Leben für Fortgeschrittene" haben), erfährt man noch, dass sie sich selbst als Festivalprofi sieht und außerdem fast ausschließlich Kleider trägt. Ihr Look: Rockabilly – im Stil der 50er Jahre, mit Petticoats, viel Schwarz und Punkten.
In ein komplett schwarzes, enges Kunstleder-Outfit gehüllt (was Kretschmer sowohl an Lady Gaga als auch an eine Domina erinnert) macht sich die 23-Jährige endlich auf den Weg in die Stadt. Das Wochen-Motto der Sendung „So rockt der Sommer! Finde den perfekten Festival-Look!" will sie für das „Rock im Park“-Festival in Nürnberg umsetzen. „Das ist das erste Mal, dass ich so viel Geld in der Hand habe und es nicht auf meinen Körper tätowieren lasse“, freut sie sich, als sie im Bus den Umschlag mit den 500 Euro öffnet.
Ihre erste Anlaufstelle ist das „Suicide Glam“, ein auf Rockabilly-Mode spezialisiertes Geschäft. Ramona, begleitet von Freundin und Psychologiestudentin Annemarie, weiß genau, was sie sucht: „Nicht so sehr Pettycoat, eher sexy und leger“, gibt sie der Verkäuferin Anweisungen. Mit dem Outfit, das Ramona wählt, ist Kretschmer allerdings nicht einverstanden: „Ein Matrosenkleidchen für eine erwachsene Frau – nee!“ Er freut sich aber, als bei der Kandidatin der fränkische Zungenschlag zum Vorschein kommt. Als Ramona nach einem roten Gürtel fragt, stellt der Designer begeistert fest: „Rrroder Gürdl, Rrrrugola – das war die Frängin.“
Die folgende Viertelstunde würde Kretschmer dann am liebsten vorspulen: „Diese Rockabilly-Looks sind wenig innovativ - ich kann dir jetzt schon sagen, wie’s am Schluss aussieht.“ Und während er gelangweilt kleine Fransen ins Etikett seiner Jacke reißt und sie sich anschließend als Wimpern an seine Augen hält, gähnt er: „Kinder, was mache ich denn heute noch?“
Ramona hetzt unterdessen nach mehreren weiteren Geschäften und dem Kauf von zwei Kleidern, einer Sonnenbrille, einem Bandana, schweren schwarzen Boots, einer schwarzen Lederjacke mit Revers, schwarzen Strümpfen, einer Schere (zum Zerschneiden der Strümpfe), Ohrringen, einer Tasche und Lippenstift zum Friseur, wo ihr noch 39 Minuten bleiben, um sich stylen zu lassen. Ihre Wünsche: Fischgrätzopf, gerader Pony, das Bandana zu einer Art Haarreif geknotet – und Smokey Eyes. Am Ende bleiben Ramona 20 Sekunden Zeit und 216 Euro, die sie nicht ausgegeben hat – „als Veganer sparst du eine Menge Geld“, so ihr Fazit.
Guido Maria Kretschmer ist wieder aus seiner Starre erwacht. Ihm gefällt Ramonas Frisur und das Make-Up, das ihn an ein Manga-Mädchen erinnert. Er lobt das Strahlen der 23-Jährigen und zieht sein charmant-freches Fazit: „Sie sieht aus wie eine kleine Japanerin, der’s gut schmeckt.“ Bei der abschließenden Präsentation des Outfits auf dem Laufsteg in der Würzburger Posthalle fällt das Urteil der anderen Kandidatinnen recht einheitlich aus: Ramona sei sich selbst in ihrer Rockabilly-Schiene „zu treu“ geblieben – ihr Outfit sei wenig Festival-tauglich und nicht sehr sommerlich.