Sie feilen, sägen, schweißen, fräsen, bedienen Maschinen, lesen hochkomplexe Pläne. Die Auszubildenden des Maschinenbauers Kinkele leisten viel. Weil auch die Produktpalette des Familienunternehmens vielfältig ist. Angefangen bei Deckeln für Castorbehälter, über Teile für chinesische Kernkraftwerke bis hin zu Geräten für die moderne Luft- und Raumfahrtechnik.
Patrick Klingler aus Ochsenfurt und Andreas Kister aus Frickenhausen lernen bei Kinkele den Beruf des technischen Zeichners. Die beiden sind im 4. Lehrjahr. Täglich haben sie es mit komplexen Dingen zu tun. So übertragen sie beispielsweise mehrere Pläne in ein Computerprogramm, das aus den Daten ein dreidimensionales Modell einer Maschine errechnet. Dass ihre Berufsausbildung nicht einfach ist, macht ihnen nichts aus. Im Gegenteil: Sie sehen es als eine Herausforderung an.
„Die Vielfalt der Maschinen, die hier produziert werden, fordert viel von uns ab“, sagt der 21 Jahre alte Andreas Kister. Beide arbeiten gerne bei Kinkele – das sagen sie auch, wenn ihr Chef nicht nebendran steht. Und sie würden natürlich auch gerne im Unternehmen bleiben. „Unsere Perspektiven sind gut“, sagen beide. Im Januar haben sie ihre Abschlussprüfungen und sollte die wirtschaftliche Lage bis dahin ihren Aufwärtstrend behalten, werden die beiden wohl auch übernommen.
Andreas Kister und Patrick Klingler sind zwei von insgesamt 26 Auszubildenden, die den Beruf des Technischen Zeichners erlernen. Firmenchef Friedrich Kinkele setzt auf den Nachwuchs aus dem eigenen Haus. „Der beste Mitarbeiter ist der, der im eigenen Betrieb ausgebildet wird“, weiß der erfahrene Unternehmer und setzt dies auch um. Nur werde es immer schwieriger, junge Leute zu finden.
Kinkele rekrutiert zwei Drittel seiner Auszubildenden von der Hauptschule, ein Drittel haben den Realschulabschluss. Mit Schnupperpraktika versucht der Maschinenbauer viele bereits während ihrer Schulzeit an sein Unternehmen zu binden. Sein Ziel ist es, dass jeder Jugendliche in der Region, der etwas mit Metall machen will, zuerst an die Firma Kinkele denkt. Dazu soll auch ein Tag der Ausbildung am Samstag, 18. September beitragen.
Ähnlich wie die beiden technischen Zeichner sind auch die Feinwerkmechaniker von ihrer Ausbildung begeistert. Stolz zeigen sie ihre Werkstücke und führen durch die Lehrwerkstatt.
52 Auszubildende zum Feinwerkmechaniker gewinnen bei Kinkele einen Einblick in die verschiedensten Bereiche. Sie durchlaufen die Abteilungen Schweiß- und Blechbau, Zerspanung und Qualitätssicherung, werden in der Lackiererei und im Versand eingesetzt und lernen die Lackiererei wie auch die Montage kennen.
Etwas Besonderes ist Phillip Günther aus Eibelstadt. Er will Bachelor of Engineering, also so etwas wie Maschinenbauingenieur werden. Der 21-Jährige wird nach seinem Studium die besten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt haben. Fachkräfte wie er sind gefragt. Deswegen versucht Unternehmer Kinkele den jungen Mann schon jetzt an das Unternehmen zu binden.
Philipp Günther hat sich nach Abitur und Zivildienst beim Hohestadter Maschinenbauer beworben und erst als er die Zusage hatte, schrieb er sich an der Berufsakademie Mosbach ein. Mal ist der angehende Ingenieur für zwölf Wochen im Betrieb, dann wieder an der Uni. Diese Ausbildung nennt man duales System. Während des Studiums ist Günther bei Kinkele angestellt und bekommt auch ein Gehalt.
Der Eibelstädter ist froh, bei Kinkele zu schaffen. Auch er preist die Vielfalt der Maschinen, die hier gebaut werden. „Diesen Vorteil haben viele meiner Kommilitonen nicht. Manche beschäftigen sich gar nur mit Zahnbürsten oder Rasierer“, schmunzelt er. Auch wenn die Ingenieurausbildung dem Unternehmen viel Geld kostet, will Kinkele in diesem Jahr versuchen, drei weitere Studenten anzustellen. „Denn das sind Investitionen in die Zukunft“, sagt er.
Das Ausbildungskonzept des Familienbetriebes findet bei Vertretern der Politik und der Handels- und Handwerkskammern höchstes Lob. Am Bayerischen Tag der Ausbildung (wir berichteten) sahen sie sich im Betrieb und suchten das Gespräch mit den jungen Lehrlingen. Als ein „herausragendes Beispiel“ lobte Landrat Eberhard Nuß das Ausbildungskonzept der Firma Kinkele.
Besonders freut ihn, dass hier auch schwächere Lehrlinge eine Chance bekommen. IHK-Hauptgeschäftsführer Ralf Jahn sprach allgemein von einem positiven Trend am Ausbildungsmarkt. So seien 2010 mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen wurde, als im Vorjahr.
Sorge bereitet allen, dass die Zahl der Schulabgänger geringer und junge Menschen kaum mehr Interesse an handwerklichen Berufen haben. So will die Handwerkskammer am Image dieser Berufe arbeiten und 2011 gezielt für Handwerksberufe werben, führte Rolf Lauer, Hauptgeschäftsführer der unterfränkischen Handelskammer aus.
Und die Firma Kinkele will mit einem Tag der Ausbildung am 18. September künftige Lehrlinge finden. „25 bis 30 Auszubildende wollen wir im nächsten Jahr einstellen“, sichern die beiden Geschäftsführer Thomas Götz und Steffen Schwerd zu.
Tag der Ausbildung
Unentschlossene Schüler, die noch nicht wissen, was sie nach ihrem Schulabschluss anfangen möchten, können sich am Samstag, 18. September, bei der Firma Kinkele in Hohestadt umsehen. Das Unternehmen lädt angehende Auszubildende und ihre Eltern ein, die Bereiche Feinwerkmechaniker, Technischer Zeichner und Industriekaufmann oder Industriekauffrau kennen zu lernen. Auch der Bachelor of Engineering wird vorgestellt. Die Ausbildungsberufe werden ab 9.30 Uhr vorgestellt. Ab 10 Uhr werden viertelstündlich Führungen durch die Fertigung bei Kinkele angeboten.