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WÜRZBURG: Tage des offenen Ateliers: Kunst, die mal gefällt, mal entsetzt

WÜRZBURG

Tage des offenen Ateliers: Kunst, die mal gefällt, mal entsetzt

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    Das können schmerzhafte Begegnungen werden wie bei Marei Lehner in ihrem Atelier auf dem Patrizier-Gelände in der Zellerau. Auf dem Weg hinter den einstigen Pferdeställen, durch idyllisches Grün geht der Gast, tritt dann ein in ihr Reich und hält den Atem an: Da stehen zwei Füße, mit Nägeln in den Boden geschlagen. „Hüpfen wollen“ heißt die Arbeit. An einer Wand hängen Dornenkronen, kindlich anmutende Kronen aus Krepp und getrockneten Pflanzen, großformatige, melancholische Kohlezeichnungen von einem schaukelnden Kind, das zu verschwinden scheint.

    Eine Dame um die 60 kommt rein und ist entsetzt: Sie fühlt sich an Konzentrationslager erinnert und glaubt Folterwerkzeuge zu erkennen. Lehners Arbeiten setzen Bilder frei, mit denen die Besucherin nicht zurechtkommt. Die Künstlerin sucht den Dialog, aber die beiden kommen nicht zusammen.

    Über 70 Künstler hatten ihre Ateliers geöffnet. Dramatische Auseinandersetzungen wie bei Lehner dürften die Ausnahme gewesen sein. Garantiert keinen Schrecken gab es zum Beispiel bei der Künstlergruppe „WeibsBilder“ mit Barbara und Matthias Rosenbauer, Birgit Stockmann, Elke Volk und Dorle Wolf in der Nürnberger Straße. Da leuchten freundliche Farben von den Leinwänden und nichts tut weh. Im September haben die fünf ihre gemeinsame Malstube eröffnet, die Tage des offenen Ateliers kamen gerade recht, um sich vorzustellen. Über 100 Interessierte schauten vorbei, plauderten und nahmen Visitenkarten mit. Das Quintett hofft jetzt, dass der eine oder andere den Weg wieder findet, um zu kaufen.

    Die Tage offenbarten die ganze Vielfalt der regionalen Kunstszene. In einigen Ateliers röhrt immer noch der Geist des Hirschen vorm Alpenpanorama, in anderen entstehen süßlich-niedliche Stilleben, geheimnisvoll-kraftvolle Skulpturen, geschmäcklerische Fotografien. Vieles ist angenehm und gefällig, unter die Haut, wie bei Marei Lehner, geht nur wenig.

    Das Künstlerpaar Berit Holzner und Ulrich Wagner hatte sich zwei Kulturpreisträger ins Atelier in der Steinheilstraße geladen: Dieter Stein und Joachim Koch. Besonders für Koch war das gut: Der eigensinnige Bildhauer aus Kleinrinderfeld mag niemanden in seinem Atelier haben. So war hier war eine Klasse und eine Gedankentiefe versammelt, die einschüchternd wirkte. Kaum ein Gast wagten zu fragen, was der Künstler ihm sagen wolle, wohl ahnend, dass das Ganze nach der Antwort noch komplizierter sein könnte.

    Kulturreferent Muchtar Al Ghusain und Kulturmanager Johannes Engels zogen am Sonntag ein positives Fazit: Viele Besucher in den Ateliers, viel Neugierde und einige Verkäufe.

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