9 Uhr, erste Station, Rasthof Haidt Nord am Heuchelhof. Täglich rasen hier Tausende Autofahrer vorbei. Nur ein paar wenige halten – das bedeutet Kundschaft für den Rasthof. „Wollen Sie sich umschauen oder auch arbeiten?“, begrüßt mich der Chef freundlich. „Ich will mit anpacken!“, antworte ich prompt. Mein Bereich für die nächsten zwei Stunden: die Kaffeebar. Drei überdimensionale Kaffeemaschinen, unzählige Knöpfe, verschiedenes Kaffeepulver: auf den ersten Blick gar nicht so einfach. „Das lernst du schnell“, ermutigt mich Sandra Steier. Seit siebeneinhalb Jahren arbeitet Sandra für die Raststätte. Das Spannende am Job? Auf jeden Fall die verschiedenen Menschen, sagt sie. Geschäftsleute, Reisende, Familien, viele Engländer und Holländer: „Das ist ein ganz schönes Kuddelmuddel, was auf der Autobahn unterwegs ist“.
Milchschaum braucht Übung
Welches Pulver ich für welchen Kaffee brauche und welche Knöpfe ich bedienen muss, lerne ich tatsächlich schnell. Anspruchsvoller ist der Milchschaum, sagt Sandra, „der braucht viele Tage Übung, bis er perfekt wird.“ Viele Tage? Die habe ich nicht, also ran an die Tassen. Meinen ersten Latte macchiato muss ich am Ende selbst trinken, egal. „Wirklich schwierig ist die Arbeit nur für die, die noch nie gearbeitet haben“, sagt Sandra. Denn nicht nur Kaffee kochen – auch Reinigungsarbeiten, kassieren und bedienen wollen gelernt sein. Und: „Kein Tag ist wie der andere“, sagt stellvertretende Geschäftsleiterin Tanja Haas. „Irgendetwas passiert immer“.
Bevor Schlimmeres passiert, mache ich mich lieber auf den Weg zu meinem nächsten Job: das Eiscafé Rolando in der Sanderau. Pünktlich zum Arbeitsbeginn um 13.30 Uhr kommt die Sonne zum Vorschein. Perfektes Wetter also für ein Eis. Leider muss ich es an diesem Tag aber verkaufen und darf es nicht selbst essen.
Eis verkaufen? Das kann doch so schwer nicht sein, denke ich und gehe ans Werk. Schnell werde ich eines Besseren belehrt: Meine erste Kugel Eis braucht fast eine Minute, bis sie endlich in der Waffel landet. Die bricht dabei auch noch. „Man denkt, es ist nur Eis machen“, sagt Steffi Steier, die seit der Eröffnung vor drei Jahren im Eiscafé arbeitet. „Aber auch das muss man zwei, drei Mal gemacht haben, bis man es gut kann.“ Ich lerne: Die cremigen Sorten sind fester, die Fruchtsorten einfacher in den Eisportionierer zu bekommen.
Seelentröster im Eiscafé
Nur 80 Cent kostet eine Kugel Eis. Mitten im Grünen und in einem Wohngebiet gelegen ist das Eiscafé ein echter Geheimtipp: Kinder spielen, Eltern entspannen, Rentner und Jugendliche treffen sich gemütlich auf ein Eis oder einen Kaffee. „Wir sind nicht nur Eisverkäufer“, sagt Steffi, „wir sind auch Seelsorger und Kinderbetreuer.“
Alleine oder maximal zu zweit arbeiten die Mitarbeiter im Café. Die Arbeit beginnt um 13 Uhr und endet 18 Uhr. „Super Arbeitszeiten also für Studenten“, findet auch Franziska Schmitt. Seit einem Jahr arbeitet die Studentin im Eiscafé Rolando. Und ist zufrieden: „Wir haben ein cooles Team und auch die Gäste sind super“. Nur eins sollte man nicht sein, verrät die Studentin: „ein Schleckermaul, sonst sieht man schnell aus wie eine Torte“, sagt Franziska und lacht. Die eine oder andere Kugel habe ich natürlich doch naschen dürfen. „Wenn man jeden Tag Eis sieht, vergeht einem aber schnell die Lust darauf“, sagt Steffi.
Die Lust auf Eis verlieren? Bevor es so weit kommt, begebe ich mich lieber zum dritten und letzten Job an diesem Tag. Bei Joey's Pizza Süd will ich Pizza mit dem Fahrrad ausliefern. An der frischen Luft sein und sich bewegen – das ist genau mein Ding, denke ich. Vollgepackt – die Pizzen in Heiztasche auf dem Gepäckträger verstaut – und mit Fahrradhelm auf dem Kopf geht es los. Das Rad ist schwerer als mein normales Fahrrad, man gewöhnt sich aber schnell daran. Mit Alexander Etrov fahre ich ein paar Straßen weit zu unserem ersten Pizzakunden. Wir radeln nebeneinander, so kann er sich unterhalten. Eine Journalistin hat er noch nie kennen gelernt, freut er sich über ein wenig Abwechslung. Der Busfahrer toleriert das nicht. Als er nicht an uns vorbei kommt, drückt er wütend auf die Hupe. „Das ist ganz normal“, sagt Alexander und meckert lautstark zurück. „Pizza ausliefern ist nicht unbedingt mein Traumjob“, verrät er mir dann. „Aber es könnte schlimmer sein. „Schwer ist die Arbeit nicht.“ Beim Kunden angekommen, liefern wir nach gerade einmal 15 Minuten die Pizza. Trinkgeld gibt es trotzdem keins. Auch das ist normal. Alexander muss sich manchmal dazu zwingen, freundlich zu bleiben. Vor allem, „wenn man gerade durch strömenden Regen geradelt ist“.
Ob mit dem Fahrrad, dem Roller oder mit dem Auto geliefert wird, das hängt ganz vom Ziel ab – viele Kunden sind mit dem Fahrrad schneller erreichbar, als mit dem Auto. „Eine halbe Stunde darf es maximal dauern, bis die Pizza beim Kunden landet“, erklärt Mitarbeiterin Steffi Balko. Die ganze Sanderau, aber auch Teile der Innenstadt werden mit dem Fahrrad beliefert. Drei Roller, vier Fahrräder, ein Auto gehören zum Inventar.
Mit dem Rad beim Ausliefern
Was am meisten Spaß macht? „Auto fahren natürlich, das ist nicht so anstrengend und vor allem bei Schnee und Regen viel bequemer“, findet Alexander. „Dass wir mit dem Fahrrad liefern, ist dafür gut für die Umwelt und spart auch Benzinkosten“, sagt Steffi. Auch wer neu in der Stadt ist, kann beim Pizzaservice anfangen. „Nach drei, vier Wochen kennt man sich meistens gut aus in der Stadt“, sagt Steffi. Etwa 80 Prozent der Pizzalieferanten sind Studenten. Die Aushilfen arbeiten auf 400 Euro Basis und machen zwei bis drei Schichten á fünf Stunden pro Woche. „Bewerben kann man sich immer“, sagt Steffi, „im Sommer ist immer mal wieder eine Flaute, weil die Leute lieber im Biergarten sitzen, als Pizza zu bestellen.“ Jetzt geht es aber wieder auf Winter zu, „wo die Leute keine Lust haben nach draußen zu gehen und nach Hause bestellen.“
Apropos nach Hause. Da will ich nach meinem kleinen Exkurs in die Arbeitswelt gerne hin – nicht ohne mir vorher noch eine eigene Pizza zu backen. Trinkgeld gibt's von meiner WG leider keins. Egal: Ich bin froh, am nächsten Tag Eisportionierer und Kaffeemaschine wieder gegen Schreibblock und Kuli eintauschen zu können.
Drei Studentenjobs im Test
Rasthof: „Kuddelmuddel an der Autobahn"
Aufgaben: Kaffee zubereiten, kassieren, Reinigungsarbeiten, bedienen
Voraussetzungen: „Man muss arbeiten wollen.“
Stressfaktor: 4 von 6
Spaßfaktor: 3 von 6
Anforderungen: 5 von 6
Stundenlohn: nach Vereinbarung
Trinkgeld: nicht viel, darf aber vollständig behalten werden
Rabatt für Mitarbeiter: 75 Prozent auf alle Speisen und Getränke
-> Fazit: Nichts für Frühaufsteher, keine festen Arbeitszeiten, durch die 8-Stunden-Schichten eventuell schwierig mit dem Studium vereinbar, man sollte schon mal im Servicebereich gearbeitet haben. Eiscafé: „Eisverkäufer, Seelsorger, Kinderbetreuer in einem"
Aufgaben: Laden vorbereiten, verkaufen, Kaffee, Eisbecher, Bestände, Bestellungen, bedienen, Reinigungsarbeiten
Voraussetzungen: in der Nähe wohnen wäre nicht schlecht, ist aber kein Muss, man sollte schon mal im Service gearbeitet haben
Stressfaktor: 4/6
Spaßfaktor: 6/6
Anforderungen: 3/6
Stundenlohn: 7 €
Trinkgeld: muss vollständig abgegeben werden
Rabatt für Mitarbeiter: naschen erlaubt
-> Fazit: nette Kundschaft, entspannte Arbeitsatmosphäre, es bleibt auch mal Zeit für Gespräche mit Kunden und den Kollegen, durch die Öffnungszeiten gut mit dem Studium vereinbar. Pizza-Service: „Pizza ausliefern mit dem Radl"
Aufgaben: Pizza ausliefern, kassieren, telefonieren, spülen, Müll entleeren
Voraussetzungen: Ortskenntnis wäre gut, ist aber kein Muss, stressresistent, offenes Wesen, gepflegtes Äußeres, Teamfähigkeit
Stressfaktor: 3/6
Spaßfaktor: 4/6
Anforderungen: 2/6
Vereinbar mit dem Studium: 5/6
Stundenlohn: 7 - 8€ / Stunde (mit Trinkgeld)
Trinkgeld: rund 1 Euro pro Auslieferung, 20 Cent davon gehen an die Mitarbeiter im Innendienst Mitarbeiter-Rabatt: 40 % auf alles, außer Wein
-> Fazit: Frische Luft, viel Bewegung. Mit dem Fahrrad Pizza ausliefern macht Spaß, solange es nicht stürmt oder schneit.