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WÜRZBURG: Teens und Twens zur Urne bringen

WÜRZBURG

Teens und Twens zur Urne bringen

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    Wollen durch eine witzige App die Beteiligung bei der Bundestagswahl erhöhen: (von links) Simon Gogolin, Adriana Groh, Tim Zeidler, Cornelia Kolb und Alexander Bär.
    Wollen durch eine witzige App die Beteiligung bei der Bundestagswahl erhöhen: (von links) Simon Gogolin, Adriana Groh, Tim Zeidler, Cornelia Kolb und Alexander Bär. Foto: FOTO: Pat Christ

    Parteien interessieren junge Leute kaum. „CDU, SPD, FDP oder Grüne, das ist den meisten egal“, meint Adriana Groh von der Würzburger Initiative „wepublic“. Themen jedoch finden sie sehr wohl spannend. Allerdings haben sie nicht das Gefühl, mit ihren „jungen“ Themen bei Politikern landen zu können. Hier will die App „+me“ von „wepublic“ Abhilfe schaffen. Mitte August soll sie online geschaltet werden. Zuvor wird sie am 24. Juli bei der Projektiade der Uni Würzburg öffentlich präsentiert.

    Es begann mit einer Masterarbeit

    Die Idee von „+me“ geht auf eine Masterarbeit von Simon Gogolin zurück. Der 26-Jährige, der an der Würzburger Fachhochschule Design studierte, setzte sich darin mit politischen Netzwerken auseinander. Worüber er sich theoretisch lange den Kopf zerbrochen hatte, wollte er nach Abschluss seines Studiums in die Tat umsetzen. In Adriana Groh fand er eine Mitstreiterin. Seit einem Jahr tüfteln die beiden an der App, die vor allem junge Leute mit den Spitzenkandidaten aller Parteien, die sich am 24. September zur Wahl stellen, in Kontakt bringen soll.

    Inzwischen besteht „wepublic“ aus einem Dutzend junger Leute, die in Würzburg studieren, studiert haben oder hier arbeiten. Mit Hochdruck wird am Feinschliff der Software getüftelt, denn die Zeit drängt. Vier Wochen sollen junge Leute aus Deutschland mindestens Zeit haben, den Spitzenkandidaten das mitzuteilen, was sie bewegt.

    Ein Thema, das Adriana Groh sehr beschäftigt, ist die mangelnde Chancengleichheit in der Gesellschaft. Wie kann es sein, dass junge Menschen aus benachteiligten Elternhäusern noch immer nicht die gleichen Bildungsmöglichkeiten haben wie Sprösslinge betuchter Familien? Die Politik ist in ihren Augen gefordert, hier massiv gegenzusteuern: „Zum Beispiel durch kostenlose Nachhilfe, die direkt in den Schulen angeboten wird.“

    Fragen an die Politiker schicken

    Welche Ideen haben die Parteien ganz konkret, um schulischem Misserfolg junger Menschen aus prekären Elternhäusern vorzubeugen? Das könnte eine Frage sein, die über die App gestellt wird. Aber Vorsicht: Groh dürfte ihre Frage erst stellen, wenn sie selbst zuvor verschiedene bereits gestellte Fragen über die App bewertet hat. Das ist nicht weiter kompliziert, sie wischt hierzu einfach über die Funktionen „Gute Frage“ oder „Keine gute Frage“.

    Dieser Schritt hat zum einen den Sinn, dass nur Fragen, die eine Mehrheit der Nutzer interessiert, am Ende an die Parteien geschickt werden. Schließlich will man die Politiker nicht überfluten. Außerdem sollen sich die Nutzer dadurch mit Themen anderer potenzieller Wähler auseinandersetzen.

    Noch etwas ist clever an der App, erläutert Tim Zeidler, der im 8. Semester Mensch-Computer-Systeme studiert und seit Frühjahr im Projekt mitarbeitet: „Man sieht zunächst nicht, von wem die Antwort stammt.“ Erst, wenn die Antwort vom Nutzer bewertet wird, offenbart die Applikation, ob sie von der SPD, den Grünen, der Linken oder gar der AfD stammt. Das kann zu Überraschungen führen.

    Große Resonanz bei Testpersonen

    Bei Testpersonen stieß die Initiative inzwischen auf große Resonanz. Junge Leute erhalten dadurch tatsächlich das Gefühl, politisches Gehör zu finden. Wodurch sie leichter eine Wahlentscheidung treffen können.

    Bevor „wepublic“ online geht, müssen noch eine Menge Details geklärt werden. Wie viele Fragen soll jemand bewerten müssen, bevor er selbst eine Frage stellen darf? Soll es eine pauschale Anzahl geben? Oder soll dies prozentual von der Gesamtzahl der Nutzer abhängig sein? Wie oft muss eine Frage als „gut“ bewertet werden, bevor sie an die Parteien verschickt wird? Und soll die Partei als solche antworten? Oder soll ein Name unter der Antwort stehen?

    „Wir arbeiten in jeder freien Minute an der App“, lacht Adriana Groh. Vor allem sie hängt sich richtig ein: Nach ihrem Abschluss des Studiengangs „European Studies“ an der Universität Maastricht entschied sie, zunächst auf den Berufseinstieg zu verzichten, und sich in Vollzeit ehrenamtlich für „wepublic“ zu engagieren. Angesichts des Brexits und des Erstarkens des Populismus in Europa ist es ihr ein riesiges Anliegen, wieder mehr Menschen dafür zu gewinnen, politisch aktiv zu werden und die Gesellschaft mitzugestalten.

    Der schönste Erfolg wäre es für das Team, läge die Wahlbeteiligung im September bei 80 Prozent. Aber Hauptsache, sie liegt höher als 2013. Damals entschied fast jeder dritte Wahlberechtigte, auf den Urnengang zu verzichten.

    Projektiade Die jährliche „Projektiade“ bildet den Abschluss der Vorlesung „Professionelles Projektmanagement in der Praxis“ der Würzburger Informatikprofessoren Phuoc Tran-Gia und Harald Wehnes. Sie ist öffentlich und kostet keinen Eintritt, jeder Interessierte kann teilnehmen. Die „Projektiade 2017“ findet am Montag, 24. Juli, um 14.15 Uhr im Zuse-Hörsaal im Institut für Informatik auf dem Hubland Campus-Süd statt. Das Team von „wepublic“ tritt gegen zwei weitere Mannschaften an. So entwickelte eine zweite Studentengruppe die App „Recrewd“, die Studierende über Aktivitäten wie Sport oder Gaming miteinander vernetzt und in Kontakt bringt. Ein drittes Team stellt die selbstentwickelte App „HeyDO“ vor. Nutzer dieser App können Aufgaben und Termine miteinander teilen und in Echtzeit kommunizieren. Das Siegerteam wird am Ende der Veranstaltung mit der „Projekta“-Statue ausgezeichnet.

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