Der Bürgerentscheid über die Erweiterung des Industriegebietes hat Gerbrunn gespalten. Mit nur einer Stimme Vorsprung hat sich bekanntlich das Bürgerbegehren zum Erhalt des Biotops jenseits der Kitzinger Straße durchgesetzt. Darüber, dass der Rewe-Markt im Sommer am Kirschberg dichtgemacht hat, dürfte hingegen Verdruss quer durch den Ort geherrscht haben, auch wenn es in der 7000-Einwohner-Gemeinde gleich zwei Discounter gibt.
Einen Nahkauf mit Metzger und Bäcker ersetzen sie nicht, so die einhellige Meinung vieler Gerbrunner. Nun ist eine Nachfolgeregelung für den geschlossenen Rewe in Sicht. Im zweiten Quartal 2021 soll an gleicher Stelle ein Tegut-Lebensmittelmarkt eröffnen. Darüber hat das Handelsunternehmen aus dem hessischen Fulda kürzlich in einer Pressemitteilung berichtet. Der Vermieter des Gebäudes, die benachbarte Gerbrunner Firma Fensterbau Zinnhobel, bestätigt dies auf Nachfrage. "Ja, das ist richtig. Viel mehr kann ich aber zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht sagen", erklärt Geschäftsführer Michael Zinnhobel. Der Pachtvertrag sei auf mindestens zehn Jahre angelegt. Das rund 25 Jahre alte Gebäude werde Tegut renovieren. Den Parkplatz lasse er selbst auf Vordermann bringen, so Zinnhobel.
Unternehmer Zinnhobel hielt Wort
Der Unternehmer hatte schon kurz nach der Kündigung durch Rewe angekündigt, dass es weiter einen Nahkauf an dieser Stelle geben werde. Er hielt Wort, macht darob aber kein großes Aufsehen. Gerade bei älteren Bürgern dürfte die Nachricht dennoch für ein Aufatmen sorgen. Sie nutzten den Markt für Einkäufe, aber auch als Treffpunkt zum sozialen Austausch. Beliebt sind darüber hinaus die Filialen der Metzgerei Dees und Bäckerei Schiffer. Während der Markt und die Poststelle im Sommer dicht gemacht haben, gibt es am Kirschberg 5 weiterhin Wurst, Fleisch und Backwaren.
Daran hält der neue Pächter auch erst einmal fest. "Wir werden versuchen, die Untermieter so lange wie möglich in der Immobilie zu halten. In unserer Planung sind aber wieder Bäcker und Metzger vorgesehen", erklärt Tegut-Expansionsleiter Christian Schwab auf Nachfrage: "Es wird auch geprüft, ob eine Interimslösung wie ein Verkaufswagen während der Umbauphase gefunden werden kann."
Ab Januar 2021 wird saniert
Ab Januar 2021 wird der Markt umfassend saniert, wobei der Grundbau weitgehend erhalten bleibt. Neben der optischen Aufwertung lege man viel Wert auf Energieeffizienz, heißt es bei Tegut. Das Gebäude besteht aus zwei Teilen. Während im vorderen Bereich der Lebensmittelmarkt und die übrigen Verkaufsstände unterbracht waren und sind, gab es im hinteren Teil einen eigenen Getränkemarkt. Diesen wird Tegut zunächst nicht weiterbetreiben. Die Getränke seien dann im Sortiment integriert, so Schwab, der sich bereits auf die Neueröffnung freut: "Wir sind in Würzburg ja bereits sehr gut vertreten und darüber hinaus immer auf der Suche nach neuen Standorten hier in der Gegend." Da passe Gerbrunn sehr gut.
Auch Bürgermeister Stefan Wolfshörndl (SPD) zeigt sich zufrieden, dass es weitergeht: "Nach der Schließung von Rewe gingen die kuriosesten Geschichten durch den Ort. Ich freue mich sehr, dass die Eigentümerfamilie Zinnhobel mit Tegut einen leistungsstarken Partner gefunden hat." Die nächste Filiale ist nicht weit entfernt am Hubland. Das Handelsunternehmen versteht sich selbst als Bio-Pionier und hat nach eigenen Angaben 270 Lebensmittelmärkte in Hessen, Thüringen, Bayern sowie Göttingen, Mainz, Stuttgart und Ludwigsburg.