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WÜRZBURG: TGW-Sporthalle: Es tropft aus mehr als 30 Löchern

WÜRZBURG

TGW-Sporthalle: Es tropft aus mehr als 30 Löchern

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    Versteckte Regenrinne: Über einem Halleneingang zeigt Rainer Graf eine kaschierte Wasserrinne. Die Wasserspuren an der Wand sind unübersehbar.
    Versteckte Regenrinne: Über einem Halleneingang zeigt Rainer Graf eine kaschierte Wasserrinne. Die Wasserspuren an der Wand sind unübersehbar.

    Vom „Fass ohne Boden“ wurde schon 1992 bei der Einweihung der damals neuen TGW-Halle in der Zeitung geschrieben. Zu diesem Zeitpunkt war die geplante Bausumme schon mit 3,6 Millionen Mark (Gesamtkosten rund 20 Millionen Mark) überschritten worden. Dass dieses Fass auch noch einen miserablen Deckel hat, wusste man zu dieser Zeit noch nicht.

    Die architektonisch anspruchsvolle filigrane Aufhängung des Dachs lenkt wenigstens optisch gut von der Tatsache ab, dass es heute aus mindestens 30 Löchern in verschiedene Innenräume der Sporthalle tropft. Wenn nicht sofort etwas passiert, ist die gesamte Bausubstanz in Gefahr. Eine halbe Million Euro an Kosten für die dringend nötige komplette Dachsanierung sind zunächst als Untergrenze veranschlagt.

    Die Ursache für das Dilemma der TG Würzburg, die sich mit dieser Riesensumme überfordert fühlt, wird schnell offenkundig: Pfusch am Bau. Bei einem Gang über das Dach mit dem TGW-Vorsitzenden Horst Cymara und Stellvertreter Rainer Graf wird schnell klar, dass bei der Abdichtung dieser rund 2500 Quadratmeter großen Dachfläche so ziemlich alle handwerklichen Normen über den Haufen geschmissen wurden.

    Falsches Material

    Die gesamte Mängelliste würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Als gravierend genannt werden kann die Tatsache, dass für die geplante Dachbegrünung über ein Granulat Mutterboden gekippt wurde, der zu schwer für die Statik der Gebäude war und später tonnenweise wieder abgetragen werden musste. Kosten: 30 000 Euro für den Verein. Das Granulat taugt nicht für ein Flachdach, sondern bestenfalls für den Straßenbau. Das Dämm-Material könnte bestenfalls bei Einfamilienhäusern eingesetzt werden, das Vließ ist für so große Flächen nicht geeignet und reißt an allen Ecken und Enden.

    Als Krönung des Pfuschs findet sich ein Wasserüberlauf am höchsten Punkt des Flachdachs, während am tiefsten Punkt über dem Kraftraum, wo sich das Wasser sammelt, kein Abfluss ist. Die TGW hat dort selbst provisorische Abhilfe mit einer einfachen Tauchpumpe geschaffen.

    Bausubstanz ist in Gefahr

    Dass das Regenwasser über das undichte Dach an vielen Ecken in die Innenräume eindringt – damit muss der Verein seit Jahren leben und ist erfinderisch geworden. Wenn es tropft, werden Eimer aufgestellt. Das reicht nicht immer, wie riesige Flecken auf manchen Böden zeigen. Über einem Türrahmen zur großen Ballhalle findet sich eine gebastelte Rinne, die Tropfen bündelt. Am Dach wurde ständig gesucht und geflickt. Keine leichte Aufgabe, weil die Tropfstelle selten der klare Hinweis auf das Loch ist. Das Wasser sucht sich seinen Weg. Jetzt aber reicht flicken nicht mehr, meinen Cymara und Graf, weil das Wasser in die Bausubstanz eindringt. Bei starkem Frost erzeugt es im Mauerwerk bekanntlich Sprengkraft.

    Klar ist, dass die Stadt Würzburg den Bau erstellt hat und die Bauaufsicht hatte. Die Turngemeinde Würzburg hat die Halle mit Sportanlagen 1985 in einem Vertrag per Erbbaurecht übernommen und ist über einen Nutzungsvertrag für die Sanierung zuständig. Das ist seitens der Vorstandschaft unstrittig. Nur: Wegen der gravierenden Baumängel sieht man durchaus eine Mitverantwortung bei der Stadt und sieht sie bei der Finanzierung „mit im Boot“. Dies auch wegen der Tatsache, dass die Sportanlage fast zur Hälfte von neun Schulen mitbenutzt wird. Die Abteilungen der Turngemeinde treten praktisch an normalen Werktagen erst ab 16 Uhr auf den Plan.

    Eine moralische Pflicht haben Stadt und Stadtrat allemal. Ältere TGW-Mitglieder wissen alle noch von der Planungsphase der Sporthalle. Der Verein wollte diese komplizierte Dachkonstruktion nicht. Damals hatte gerade der Tennis-Club Weiß-Blau an der Mergentheimer Straße seine Tennishalle mit einer einfachen Eternit-Bedachung gebaut. Zu der Zeit wetterte der amtierende Stadtbaurat Heinz Lützelberger, dass so was in der Feggrube nicht mehr passieren dürfe. Der Stadtrat stimmte dann der zwar architektonisch attraktiveren, aber weit weniger praktischen Lösung zu.

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