Denn wenn der 22-Jährige redet, könnte man meinen, dass er schon immer im Raum Würzburg lebt. Das ist aber nicht so. Janzen kam in der Nähe von Moskau zur Welt. Seine Kindheit verbrachte er dort, bevor seine Eltern mit ihm, seiner Schwester und den Großeltern 1993 nach Deutschland umzogen. Erste Station damals: das Bärental in Ochsenfurt.
Von seiner neuen Heimat kannte er anfangs nichts - nicht einmal die Sprache. Doch schon vier Jahre später wurde er in der Ochsenfurter Hauptschule Klassenbester. Seinen Quali machte er mit der Note 1,1. Buchpreise und die Mittlere Reife mit 1,2 folgten. Heute studiert Alexander Janzen an der Würzburger Fachhochschule Wirtschaftsinformatik.
Janzen ist ein Beispiel dafür, wie sich Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion hierzulande rasch integriert haben. Und das, obwohl der Anfang für Janzen und seine Familie nicht einfach war. "Ich musste Deutsch wie eine fremde Sprache lernen." Sein Vater und seine Mutter, die heute in Gollhofen leben, hätten in Russland in führenden Position gearbeitet - jetzt müssten sie mit Arbeiterlöhnen zurecht kommen.
Viele Russlanddeutsche leben auch im Raum Ochsenfurt eher zurückgezogen und verlieren über ihre Herkunft wenige Worte. Was ihnen meist zu Unrecht das Vorurteil eingebracht hat, sich in Deutschland nicht integrieren zu wollen. Auch Alexander Janzen spricht nach eigener Aussage nicht offensiv über seine Vergangenheit. Andererseits habe er kein Problem, sich als Russlanddeutscher zu erkennen zu ergeben. Unter Freunden sei seine Herkunft kein besonderes Thema.
Mittlerweile führt Alexander Janzen ein multikulturelles Leben. Denn seine Freundin kommt aus Bulgarien. "Wir sprechen aber nicht Russisch miteinander", betont der 22-Jährige. Obwohl er seit September in einem Würzburger Studentenwohnheim lebt, ist die Verbindung zu Ochsenfurt nicht abgerissen. Im Turnverein trainiert Janzen Taekwondo, einige Freunde leben in der Stadt und der Umgebung. Integration sei für ihn nichts Besonderes, weil längst geschehen.
Die Verbindung nach Russland sei spärlich, obwohl er dort noch Verwandte habe, erzählt der Student. "Ich kann mich an die Zeit damals sowieso kaum noch erinnern." Die Stätten seiner Kindheit würde er gerne wieder mal sehen - "aber nur zu Besuch". Sein Leben spiele sich definitiv in Deutschland ab. "Ich habe vor, mein Diplom an der Fachhochschule unter 2,0 abzuschließen". Dass er beim Lernen so erfolgreich ist, führt er allein auf eigenen Antrieb zurück. Seine Eltern hätten ihn nie angetrieben: "Die haben mich in Ruhe gelassen."
Im Blickpunkt
Abend mit Russlanddeutschen
Auf Initiative von Bürgermeister
Peter Wesselowsky wird es heute
einen Abend mit Menschen aus
der ehemaligen Sowjetunion
geben (19 Uhr, Bürgerkeller). Die
interessierte Bevölkerung ist einge-
laden. Es geht unter anderem um
die Lebenssituation der Aussiedler,
ihre Integration in den Ochsenfur-
ter Alltag und um die Beseitigung
von Vorurteilen.