Mit spektakulären Großprojekten, darunter dem Lehrter Bahnhof in Berlin oder dem Parlament im schottischen Edinburg, machte sich die Würzburger Mero-Gruppe einen Namen als einer der weltweit führenden Konstrukteure von Fassaden. Bei einem Umsatz von 152 Millionen Euro schrieb das Unternehmen im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben schwarze Zahlen.
Trotzdem blieb Mero-Chef Dr. Roland Klose am Dienstag nur noch der Gang zum Insolvenzgericht. Denn die Gespräche mit zwei potenziellen Geldgebern, der DM-Beteiligungs-AG aus Düsseldorf und der Ultramar aus London, waren am Freitag in letzter Minute gescheitert. Auf deren Finanzspritze hatte die Mero-Geschäftsleitung um Klose gesetzt.
Dies war nötig geworden, nachdem der aus sechs Banken bestehende Pool, der unter Führung der Deutschen Bank bisher die Finanzierung der Mero-Gruppe gesichert hatte, unerwartet das Handtuch geworfen hatte. Dabei konnte das Unternehmen, wie Geschäftsführung und IG Metall immer wieder betonten, auf volle Auftragsbücher und eine geschlossen hinter der Firma stehende Belegschaft zurückgreifen.
Die Idee war, eine Beteiligungsholding der beiden Investoren zu bilden, die alle Bankenforderungen übernehmen und ein zusätzliches Darlehen bereitstellen sollte. Dafür hätten die Investoren die Mehrheit an der Mero-Holding bekommen. Doch Geschäftsleitung und Bayerns Wirtschaftsminister Otto Wiesheu bemühten sich vergeblich.
Am Dienstag schwante den Mero-Mitarbeitern in Würzburg (250 Arbeitsplätze), Prichsenstadt (250) und Boxberg (50), was die Stunde geschlagen hat, als zur Betriebsversammlung geladen wurde. Das Unternehmen hatte selbst Insolvenzantrag gestellt - in Form der Eigenverwaltung, wie das Amtsgericht auf Anfrage bestätigte. Denn sowohl Klose als auch der Würzburger Vertreter der IG Metall, Walther Mann, sagen: Oberstes Ziel sei nun der Erhalt der Standorte und Arbeitsplätze.
Dafür wurde nach Informationen dieser Zeitung ein neuer Geschäftsführer gewonnen: Dr. Frank Nikolaus (38) gilt als erfahrener Sanierer und Insolvenzverwalter. Er ist Teilhaber der Essener Firma Depping, Nikolaus und Partner, die sich auf die "Beratung von Unternehmen in Krisensituationen" spezialisiert hat.
Wünschenswert sei nun, dass Nikolaus gemeinsam mit dem Sachwalter Bruno Fraas ohne großen Zeitaufschub an die Arbeit gehen könne, hofft IG-Metall-Vertreter Walther Mann. "Nun habe wir Klarheit über die Situation. Die Auftragsbücher sind voll, die Belegschaft steht geschlossen hinter der Firma. Da haben wir gute Chancen." In die selbe Kerbe schlug auch Wirtschaftsminister Otto Wiesheu: Es müssten "nun alle Anstrengungen unternommen werden das Unternehmen in der Insolvenz zu sanieren".
Inzwischen sehen sich die Banken massiver Kritik ausgesetzt. So schrieb der Landtagsabgeordnete Rainer Boutter (SPD), früher selbst Mero-Beschäftigter, an Wiesheu: Eine Bank würde zweistellige Millionensummen zurückhalten sowie Lohnauszahlungen und die Bezahlung von Lieferanten- und Subunternehmer-Rechnungen verweigern.
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