Wir trafen Udo Wachtveitl am Sonntagmittag im Weinhaus „Zum Stachel“.
Das geschichtsträchtige Haus in der Gressengasse gäbe sicher auch eine gute „Tatort“-Kulisse ab. Doch Udo Wachtveitl begibt sich hier außerhalb seines Kerngeschäfts, wie er sagt. Er erzählt Geschichte und Geschichten. In der Würzburger Folge der neuen zehnteiligen Reihe geht es um das 12. Jahrhundert. Wachtveitl als Geschichtslehrer, als Vermittler historischer Fakten? Mitnichten, winkt er ab und fügt augenzwinkernd hinzu. „Jetzt kann ich aber nachholen, was mein Geschichtslehrer seinerzeit vergeblich versucht hat mir beizubringen.“ Für Geschichte hat er sich nämlich, „als es gute Noten hätte bringen können“, nicht sonderlich interessiert. Erst später ist sein Interesse für deutsche und amerikanische Geschichte sowie für die Geistesgeschichte der Neuzeit erwacht, erzählt er.
In der Fernsehserie berichtet er über die Zeit, als Würzburg zum Fürstbistum wurde. Eine Zeit, die Würzburg viele Jahrhunderte geprägt hat. „Wir gehen vom Großen ins Kleine“, beschreibt er das Konzept der Serie. So wird es allgemein um die Entstehung des Rittertums gehen, das Menschenbild und das Tugendideal jener Zeit. Es geht auch um Fragen der Tischsitten, wozu der „Stachel“ die ideale Kulisse, aber auch die Klammer in die Jetztzeit darstellt. Wachtveitl stellt darüber hinaus die Frage, wie „die Menschen, die nicht in den Geschichtsbüchern vorkommen,“ damals beispielsweise mit der hohen Kindersterblichkeit umgegangen sind.
„Wir zeigen die Menschen, die nicht in den Geschichtsbüchern stehen.“
Schauspieler Udo Wachtveitl
Es wird aber auch über bekannte Persönlichkeiten berichtet, denn die bloße „Geschichte von unten“-Perspektive wäre dann doch etwas zu wenig.
„Es geht uns darum, ein nicht von München aus gesehenes bayerisches Geschichtsbild zu zeigen“, ergänzt Christian Lappe, Redakteur für Geschichtsfernsehen beim BR. Es geht um allgemeine Tendenzen, die sich verfestigt haben und bis heute nachwirken.
Natürlich kommt man bei einer Unterhaltung mit Udo Wachtveitl nicht am Thema „Tatort“ vorbei. Noch dreimal wird er in diesem Jahr mit seinem Kollegen Miroslav Nemec auf den deutschen Bildschirmen zu sehen sei. Wann genau weiß er nicht. Eine Folge aber hat er sich gemerkt. Die heißt „Nie wieder frei sein“ und läuft am 19. Dezember: „Das ist mit das beste, was wir jemals gemacht haben“, macht er schon mal Appetit. Und wer könnte das besser wissen als Udo Wachtveitl.
Sagt's, steht auf und reist weiter zum nächsten Jahrtausend-Drehort. Weitere Stationen sind Bamberg, Regensburg, Straubing, Nürnberg, Augsburg. Ingolstadt, Erlangen, Fürth und München, wo jeweils ein Jahrhundert vorgestellt wird.