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WÜRZBURG: Umstritten: Stadtheimatpfleger Steidle

WÜRZBURG

Umstritten: Stadtheimatpfleger Steidle

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    Würzburg, Stadtheimatpfleger Hans Steidle
    Würzburg, Stadtheimatpfleger Hans Steidle Foto: Thomas Obermeier

    „Es ist einiges erreicht worden, aber ich hätte gerne noch fünf weitere Jahre“, sagt Hans Steidle, ehrenamtlicher Stadtheimatpfleger. Ob er diese Zeit bekommt, ist fraglich. Denn nicht alle Stadträte sind mit dem Wirken des Stadtheimatpflegers einverstanden. Entschieden wird am 13. November.

    „Er ist sehr, sehr fleißig“, so beschreiben alle befragten Kommunalpolitiker die Arbeit des Stadtheimatpflegers.

    150 Stellungnahmen, Gutachten und Denkschriften hat dieser in den vergangenen fünf Jahren verfasst.

    Er nahm an vielen Veranstaltungen, Konferenzen, Wettbewerben teil und brachte sich mit Beiträgen und Anregungen in Gremien wie Kulturbeirat, Kultur- und Schulausschuss sowie Stadtbildkommission ein. 2500 Euro bekommt der Stadtheimatpfleger als Aufwandsentschädigung für sein Ehrenamt jährlich. „Er ist unheimlich engagiert“, findet der Vorsitzende der FWG-Fraktion Josef Hofmann.

    In Steidles Zeit fielen einige umstrittene Projekte, wie zum Beispiel die Aussichtsplattform am Steinberg, die Umgestaltung der Hofstraße zur Fußgängerzone, Frankenhalle, Augustinerhochhaus oder die Diskussion um den Abriss der Mozart-Schule. Themen, in denen die Meinungen von Stadtheimatpfleger und Stadtratsfraktionen teilweise auseinander gingen.

    „Damit haben wir kein Problem“, sagt Christine Bötsch,  Fraktionsvorsitzende der CSU. Die Fraktion wolle keinen Stadtheimatpfleger, der zu allem „Ja und Amen“ sagt. Kritisch würden dagegen einige CSU-Stadträte das „politische Agieren“ Steidles sehen, das über sein Amt als Stadtheimatpfleger hinausginge. Deshalb werde die Fraktion vor der Entscheidung im November noch einmal mit ihm sprechen.

    Der 63-Jährige tat in den vergangenen fünf Jahren seine Meinung deutlich kund: In Gastbeiträgen in der Main-Post, in denen er Entscheidungen der „konservativen“ Mehrheit des Stadtrats kritisierte, weil sie das Denkmalschutzgesetz ignoriere. In seinem turnusmäßigen Bericht, den er dazu nutzte, dem Stadtrat öffentlich die Leviten zu lesen und davor warnte, dass „die charakteristische Architektur der Altstadt leise und effizient entsorgt“ wird.

    Steidle erklärt sein Wirken so: „Ich muss als Stadtheimatpfleger eindeutig Partei sein und kann gerade nicht eine unparteiliche Stellung einnehmen.  Wer wenn nicht der Stadtheimatpfleger muss in Würzburg sich dieser Aufgabe annehmen.“Besonders bei der Mozartschule engagiert sich Steidle. Als der Stadtrat noch den Abriss befürwortete, stellte er dem beschlossenen „Konsumtempel“ ein eigenes kulturelles Nutzungskonzept gegenüber. „Ich wollte in der damals einseitig geführten Diskussion zeigen, dass es auch tragfähige Alternativen gibt“, erklärt das heute.

    Der CSU geht das zu weit. Für Christine Bötsch „fehlt hier Gespür eines Beraters“, für das was man als Stadtheimatpfleger tut oder besser lässt. Auch Charlotte Schloßareck, Vorsitzende der Bürgerforum/FDP-Fraktion, findet, dass sich Steidle zu strittigen Themen „entweder neutral oder gar nicht äußern“ sollte.

    Andere nennen das Engagement Steidles „leidenschaftlich“. SPD-Fraktionsvorsitzender Alexander Kolbow  sieht in ihm einen „Kämpfer, für die Sache“, der nie parteipolitisch, sondern immer fachlich argumentiere. „Ich wüsste nicht, dass es schon einmal so viel Transparenz im Denkmalschutz gab“, lobt Kolbow.

    Sämtliche Stellungnahmen Steidles stehen auf der Homepage der Stadt.  

    „Als unabhängiger Wächter darf der Stadtheimatpfleger auch Verwaltung und Politik kritisieren“, meint Kulturreferent Muchtar Al Ghusain, der die Wiederberufung Steidles aufgrund seiner „seiner erwiesenen fachlichen Kompetenz“ vorschlägt. „Ich meine wir sind selbstbewusst genug, um das auszuhalten.“

    Auch die Grünen sagen, dass sie sich keinen Stadtheimatpfleger mit „Maulkorb“ wünschen. „Die Qualität seiner Arbeit ist herausragend“, lobt Grünen-Chef Matthias Pilz Steidle. Die ÖDP erklärt, dass Steidle „immer sachlich argumentiert, auch wenn diese Argumente nicht immer allen gefallen“. Für Stadtrat Raimund Binder ist es „ein Skandal“, dass man den engagierten Würzburger Fachmann nicht ohne wenn und aber wiederbestellen würde.

    Der Betroffene selbst findet die Diskussion um seine Person nicht so dramatisch. „Ich halte Kritik aus und bekomme ja auch positives von Stadträten zu hören“, sagt Steidle. Was ihm aber wichtig ist: „Ich möchte jetzt eine klare Entscheidung, ob ich weitermachen soll. “ Von Oberbürgermeister Christian Schuchardt gibt es die noch nicht. „Ich will meine Entscheidung nicht über die Medien kommunizieren“, sagt er auf die Frage, ob er Hans Steidle weitere fünf Jahre als Heimatpfleger haben möchte, oder nicht.

    ZUR PERSON:

    Hans Steidle, Jahrgang 1951, besuchte in Würzburg Schule und Universität und unterrichtet am Dag-Hammarskjöld-Gymnasium (Evangelisches Gymnasium Würzburg. Seit mehr als zwei Jahrzehnten bilden Geschichte und Kultur der Stadt Würzburg den Schwerpunkt seiner Führungen, Vorträge und Publikationen.

    Er ist Autor mehrerer Bücher zu Leonhard Frank und zur Würzburger Stadtgeschichte wie zum Beispiel zur Historie des Mozart-Areals oder die Ausplünderung Würzburger Juden. 2009 wurde Steidle zum ehrenamtlich Stadtheimatpfleger bestellt,. Dieser berät die Stadt in Fragen der Heimat- und Denkmalpflege und der Stadtgestaltung.

    Hier der komplette Bericht des Stadtheimatpflegers zu seiner Wiederbestellung im Stadtrat:

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