Wegen der hohen Feinstaubbelastung wird in Würzburg nun möglicherweise doch eine Umweltzone eingeführt. Dafür hat sich am Dienstag der Umwelt- und Planungsausschuss gemeinsam mit Oberbürgermeister Christian Schuchardt ausgesprochen. Entscheiden soll am Donnerstag der Stadtrat.
Der OB reagiert auf eine Untersuchung zur Schadstoffbelastung in der Stadt, das dem Ausschuss am Dienstag vorgestellt wurde. Im Mittelpunkt dabei: Tempo 30 im Stadtgebiet und ein Durchfahrtsverbot auf dem Mittleren Ring. Die Einführung einer Umweltzone müsste über den Luftreinhalteplan der Regierung von Unterfranken erfolgen.
Noch vor der Sitzung waren den Medien die Ergebnisse der Feinstaub-Untersuchung mitgeteilt worden. Ob Einrichtung einer Umweltzone, die Ausweitung der Tempo 30-Zonen oder die Sperrung des Stadtrings für den Lkw-Verkehr über 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht – keine dieser Maßnahmen allein kann zu einer merklichen Schadstoffentlastung in der Stadt führen. Erst ein Bündelung dieser Maßnahmen kann den Feinstaub und vor allem die Stickoxide in der Stadt reduzieren und möglichst zur Einhaltung der Grenzwerte führen. Das ist das Fazit des Gutachtens „Feinstaubuntersuchung“, die die Stadt in Auftrag gegeben und jetzt veröffentlicht und dem Stadtrat zur Kenntnis gegeben hat.
Dass Würzburg vor allem ein Problem mit den Stickoxiden hat, machen Mess- und Berechnungswerte deutlich. An der Messstelle am Stadtring Süd wurde 2011 ein Jahresmittelwert von 44 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen, 2012 und 2013 waren es 42 Mikrogramm, der Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm.
Eine errechnete Grenzwertüberschreitung weist das Gutachten vor allem für den Straßenzug Rennweg, Theaterstraße, Textorstraße und Bahnhofstraße mit den angrenzenden Abschnitten des Röntgen- und Haugerrings, das Ende der Zeller Straße bis Saalgasse, die Schweinfurter Straße und Ludwigstraße am Berliner Platz sowie in der Grombühl- und Sanderglacisstraße aus. „Diese Abschnitte sind im Wesentlichen geprägt durch hohe Verkehrsbelastungen mit zum Teil erheblichen Anteilen Lkw- und Busverkehr sowie durch enge Straßenräume mit hoher Randbebauung.“
Das Gutachten erstellten in zweijähriger Arbeit die Verkehrsforschung und Infrastrukturplanung GmbH Braunschweig (Bereich Verkehrsplanung), die IVU Umwelt GmbH Freiburg (Schadstoffberechnungen) sowie die Universität Würzburg (Verkehrsrecht). Untersucht wurde vornehmlich um die Frage, inwieweit eine Umweltzone, ein erweitertes Tempo 30-Netz im Stadtgebiet sowie Durchfahrtsverbote für Lkw die Feinstaubimmissionen und Stickoxide reduzieren könnten – und auch rechtlich zulässig wären. Ergebnis: Eine Maßnahme allein reicht nicht, um Feinstaub und Stickoxide unter die erforderlichen Werte zu drücken.
Die Ausweisung einer Umweltzone könnte die Stickoxide an einigen Stellen bis zu zehn Prozent reduzieren – allerdings nur in der größten Variante – einer stadtweiten Zone. Im einem kleineren Bereich nur für die Innenstadt sinken die Werte nicht so stark.
Zur großflächigen Einführung von Tempo 30 favorisieren die Gutachter die Variante mit „Vorrangnetz“, das heißt, dass bei größeren Straßen auch eine höhere Geschwindigkeit möglich ist. Werden bei dieser Variante „deutliche Reduktionen“ der Schadstoffbelastung prognostiziert, müssten aber auch „flankierende Maßnahmen“ ergriffen werden, um eine Verlagerung des Verkehrs und „Schleichverkehre“ möglichst zu vermeiden.
Eine Sperrung der B 19 für Lastwagen Lkw-Verkehr über 3,5 Tonnen zulässigen Gesamtgewichts bewirkt laut Gutachten eine starke Verkehrsverlagerung auf die A 7 und die A 3. Die Erreichbarkeit der Stadt im Lkw-Verkehr werde durch die Umwege aber deutlich eingeschränkt, es seien auch Verlagerungen auch auf innerstädtische Straßen zu befürchten. Zudem sei dieses Verkehrsverbot „angesichts der Bedeutung der B 19 rechtlich nur schwierig zu rechtfertigen“, heiß es im Gutachten.
Daher empfehlen die Verkehrs- und Umweltexperten „maximal die Variante Sperrung der B 19 für Lkw im Bereich der Kernstadt“, also auf dem Stadtring. Doch selbst bei dieser Lösung habe man „deutlichen Bedenken“, denn es seien „greifbare, jedoch geringe Verbesserungen der Immissionslage zu erwarten“.
Dass die Stadt die empfohlenen Maßnahmen – in welch detaillierten Form auch immer – umsetzen wolle, erklärten Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Umweltreferent Wolfgang Kleiner bei der Vorstellung des Gutachtens vor Journalisten. Die Bürger und auch Bürgerinitiativen seien sensibilisiert für das wichtige Thema Luftreinhaltung, betonte der OB.
Kleiner machte deutlich, dass Würzburg mit dem Gutachten ein Art Vorreiter sei. Eine solche auf örtliche Begegebenheiten zugeschnittene Untersuchung hätten nur wenige Städte. Das Gutachten habe ergeben „wir haben Handlungsspielraum“. Und denn wolle man, den entsprechenden Auftrag des Stadtrats vorausgesetzt, auch nutzen. Möglicherweise seien eine großflächige Tempo 30-Zone sowie ein Lkw-Verbot auf dem Stadtring schon im nächsten Jahr umsetzbar.