Den Feldhamster gibt es nur noch zwischen Schweinfurt, Würzburg und Neustadt/Aisch. Ansonsten ist er bayernweit quasi ausgestorben“, erklärt Steffen Jodl vom Bund Naturschutz (BN) aus Würzburg. Um das Überleben der Nager zu sichern, wurden sie auf eine elf Hektar große Ausgleichsfläche umgesiedelt - mit Erfolg, wie Carola Rein vom „Umzugsunternehmen“ Fabion berichtet.
„Es hat alles so funktioniert, wie es vorgesehen war“, sagt die Diplomingenieurin für Landschaftsplanung. „Es ist das Beste rausgeholt worden für den Hamster.“ Gemeinsam mit bis zu fünf Studenten war Rein in den vergangenen Tagen über die schlammigen Äcker gestapft, um den Hamstern auf die Spur zu kommen und sich ein Bild von der Population zu machen. „Im Abstand von sieben Metern geht man Zeile für Zeile durch die Felder und zählt die Baue“, erläutert die Expertin. Mit kleinen Fähnchen markierten die Studenten dann die Fundstellen. Rein überprüfte später, ob hier tatsächlich noch ein Hamster haust, der Bau verlassen oder gar von einer Maus besetzt ist.
Die Bilanz der Zählung auf fast 70 Hektar kann sich sehen lassen: Auf den Feldern um den Neubau des schwedischen Möbelriesen leben noch erstaunlich viele Feldhamster. 88 Baue seien allein auf den ersten 50 abgesuchten Hektar gefunden worden, erklärt Rein. „Das ist ein relativ guter Wert. Die, die wir nicht umgesiedelt haben, haben sich ganz normal weiterentwickelt.“ Von dem Baulärm hätten sich die scheuen Tiere nicht stören lassen.
Vor gut zwei Jahren hatte die Regierung von Unterfranken grünes Licht für das Möbelhaus gegeben. „Diese Ansiedlung bringt viele Arbeitsplätze nach Würzburg und wird die Stadt Würzburg als Einzelhandelsstandort noch attraktiver machen“, sagte die damalige Oberbürgermeisterin Pia Beckmann (CSU). Gut 250 neue Jobs sollten entstehen.

Für den rund 50 Millionen Euro teuren Neubau siedelten Rein und ihr Team dann etwa 180 Feldhamster um, auf Äcker in etwa einem Kilometer Entfernung vom ursprünglichen Feld. Die nachtaktiven Nagetiere haben sich mittlerweile mit ihrer neuen Heimat angefreundet. Drei Landwirte bewirtschaften die Flächen mit Winter- und Sommergetreide sowie der Futterpflanze Luzerne, damit sich die Tiere wohlfühlen.
Ein bisschen zu wohl, meint BN-Experte Jodl angesichts von derzeit etwa 15 Bauen pro Hektar Ausgleichsfläche. Jodl befürchtet auf Dauer Revierkämpfe zwischen den Hamstern, zumal die Populationsdichte im Sommer noch zunehmen wird. „Dann könnte es sein, dass da Krankheiten leichter übertragen werden.“ Zehn Hamster pro Hektar seien genug. Der Bund Naturschutz war von Anfang an gegen das Einrichtungshaus und die Schaffung einer Ausgleichsfläche. „Der Lebensraum der Feldhamster wird ständig verkleinert“, schimpft Jodl. Populationen würden auseinandergerissen, Felder, die der Landwirtschaft und damit der Ernährung der Bevölkerung dienten, zerstört.
Nach Ansicht des Naturschützers braucht Würzburg das Möbelhaus sowieso nicht. „Was hier an Arbeitsplätzen geschaffen wird, geht an anderer Stelle kaputt“, sagt er. Hinzu komme die erwartet hohe Verkehrsbelastung. Das Möbelhaus wird am 29. Juni eröffnet. Carola Rein hätte es auch lieber gesehen, die Äcker wären dem Feldhamster geblieben, zumal nicht ausgeschlossen ist, dass sich nahe dem Möbelhaus weitere Firmen ansiedeln.
Bis dahin wird Rein jedes Jahr überprüfen, wie es den Tieren geht. Mehr als zehn Jahre lang werde das Monitoring durchgeführt, erklärt die Ingenieurin des Planungsbüros, bei dem jährlich etliche Umsiedelungen auf dem Terminplan stehen.