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VEITSHÖCHHEIM: Unbekannter schneidet Pferd die Sehnen durch

VEITSHÖCHHEIM

Unbekannter schneidet Pferd die Sehnen durch

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    Neugierig spitzt El Dorado aus seiner Box, mit wachen Augen und gespitzen Ohren beobachtet der achtjährige Württemberger alles, was in seiner Nähe vor sich geht. "Er ist verschmust und verfressen", sagt die junge Frau mit einem schmerzlichen Lächeln. Denn bald könnte dieses Bild von einem Pferd beim Abdecker enden. Es war am Montag vor einer Woche, Renée Sielemann fährt gegen 19.30 Uhr zu ihrem neuen Schatz namens „El Dorado“ auf den Hof von Bernd Müller am Geisberg in Veitshöchheim bei Würzburg.   „Ich reite seit 25 Jahren und wollte mir mit ihm einen Lebenstraum erfüllen“, der schlanken jungen Frau mit den blonden Locken versiegt die Stimme, die Unterlippe zittert und Tränen treten in ihre Augen.   „Ich habe ihn gerade mal ein Woche gehabt, und schon in der kurzen Zeit hat er sich super entwickelt, die Chemie zwischen uns hat einfach gestimmt“, fährt sie fort.

    Klaffende Wunde

    6000 Euro hatte die Physiotherapeutin für das künftige Dressurpferd mit einem Stockmaß von 1,80 Metern Höhe hingelegt, „da habe ich Jahre drauf gespart“. An jenem Montag nahm der Traum ein jähes Ende. „Als ich auf den Hof kam, sagte eine Reitkollegin, ich solle nach 'El Dorado' sehen, er schien zu hinken, als man ihn von der Koppel holte. Aber er hinkte nicht nur, er hatte am Bein eine klaffende Wunde, aus der das Blut lief“, erzählt die junge Frau.

    Der Tierarzt kam und stellte fest, dass kurz zuvor jemand mit einem scharfen Gegenstand beide Beugesehnen an der linken Hinterhand durchtrennt hatte. Das Pferd musste in die Klinik nach Reichenberg, dort wurden die Sehnen wieder zusammen genäht. „Diese Beugesehnen sind für das Pferd etwa dasselbe, wie die Achillessehne beim Menschen, nur haben die Pferdesehnen einen Durchmesser von fast zwei Zentimetern“, erläutert Renée Sielemann.

    „Das war kein Unfall“, ist sie sicher, „das war gezielt, wer da geschnitten hat, hat genau gewusst, was er tut. Ein glatter Schnitt durch beide Sehnen, direkt unterhalb des Gelenkes, kein bisschen Dreck in der Wunde und wir haben am nächsten Tag die Koppel mit mehreren Leuten Meter für Meter abgesucht, da war nichts, an dem er sich hätte verletzen können“, sagt die 30-Jährige.

    Erst am 10. Juli war das Pferd ihrer Trainerin auf derselben Koppel mit einem...    ...faustgroßen Loch im Bauch gefunden worden. „Auch da war kein Dreck in der Wunde und wir haben nichts gefunden, an dem es sich hätte verletzen können. Das sah aus, als hätte ihm jemand eine Stange in den Bauch gestoßen“, sagt Renée.

    Beide Fälle wurden mittlerweile bei der Polizei angezeigt, aber ohne Zeugen wird die Tätersuche schwierig werden. Schon vor zwei Jahren hatte jemand einem Pferd auf der Koppel einen tiefen Schnitt zugefügt. „Wer immer es ist, er sucht sich immer die größten und besten Tiere auf der Koppel aus, die, die dort ihr Gnadenbrot erhalten, interessieren ihn nicht“, sagt Sielemann.

    Zwei Jahre wird es dauern, bis die Verletzung ausgeheilt ist, schätzt die leidenschaftliche Reiterin, und „El Dorado“ wird nie wieder genau so laufen können wie zuvor. Alle vier Wochen muss die Naht mit Ultraschall untersucht werden, „diese ganzen Folgekosten werde ich mir kaum leisten können“. Denn das Pferd war noch nicht versichert, weil der Kaufvertrag wie beim Pferdehandel seit jeher üblich erst einmal per Handschlag besiegelt worden war. „Die Versicherung will aber einen schriftlichen Kaufvertrag sehen“, sagt die passionierte Reiterin. Die 6000 Euro, für die die junge Frau lange auf vieles verzichtet hat, sind also weg.

    Probleme mit Pferden

    „Ich habe keine Feinde, aber es gibt immer wieder Leute die Probleme mit Pferden haben. Da kann also noch mehr passieren, wenn nicht aufgepasst wird“, befürchtet sie. Auch Bernd Müller hat keinen Verdacht. „Vielleicht hat ja einer vom Hochhaus gegenüber oder einer der direkten Anlieger gesehen, dass da jemand auf der Koppel war“, hofft er.

    Das Beste für das Pferd zu finden, hat für Renée Sielemann jetzt Vorrang. „Er muss jetzt für Monate in der Box stehen und darf nicht raus, und kann er nie wieder richtig und nur unter Schmerzen laufen, ist es vielleicht das Beste, man schläfert ihn ein“, sagt sie, „tut man es aber, fragt man sich sein Leben lang, ob es vielleicht es ja nicht doch irgendwann wieder geworden wäre“. Ein billiger Stellplatz mit einem kleinen Auslauf davor wäre ideal, ein bisschen muss man ihn rausführen, sonst dreht er ja durch.

    „Aber finanziell war's das für mich, ich bin mit meinen Ersparnissen durch“, sagt sie. „Ich war eine Woche lang der glücklichste Mensch auf der Welt, dann wird einem alles genommen, da weiß man nicht, wie es weiter geht“, und wieder zittert die Unterlippe und die Stimme versiegt.

    Wer Beobachtungen gemacht hat oder helfen will, kann sich unter Tel. (09 31) 4 57-16 30 an die Polizei wenden oder an Renée Sielemann direkt, Tel. (0176) 62 95 30 79.

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