Gabi Messerschmidt arbeitet im Reisebüro L' TUR am Marktplatz und bekommt Veränderungen im Reiseverhalten der Kunden direkt mit. Sie hat beobachtet, dass sich seit Anfang diesen Jahres die Leute wieder öfter trauen, mit dem Flugzeug zu verreisen. "Davor gab es schon große Einbußen in der Flugbranche. Aber jetzt hat sich das wieder einigermaßen erholt."
"Am Anfang", so erinnert sich Beate Daig, "hatte ich schon etwas Angst, aber jetzt fliege und reise ich genauso viel wie vorher!" Bei ihr habe sich die Furcht wieder "eingependelt".
Johannes Fries reist beruflich häufig ins Ausland, hatte aber auch nach den Anschlägen nie Angst dabei. Der Tauchlehrer fliegt bald wieder nach Thailand, danach auf die Philippinen. "Es gibt Dinge, die viel gefährlicher sind. Sterben müssen wir sowieso, früher oder später!" Fries reist schon seit 25 Jahren, was ihm "eine etwas andere Sicht der Dinge beschert hat". Viele Menschen westlicher Länder könnten gar nicht abschätzen, wie gut es ihnen gehe, so Fries. Zwar seien die Anschläge eine unglaubliche Tragödie gewesen, man müsse sich aber auch bewusst machen, wie manche Länder von den USA in die Ecke gedrückt würden. "Dass es Menschen gibt, die sich dagegen wehren - wenn auch auf drastische Weise - kann man irgendwo nachvollziehen."
Corina Brandt, Mitarbeiterin des Reiseunternehmens Sta Travel, berichtet, dass die Angst bei ihren Kunden im vergangenen Jahr größer war und viele auch am 11. September nicht fliegen wollten. "Amerika ist immer noch gut besucht, viele müssen ja auch beruflich dahin." Dagegen sei die Nachfrage für Bali, Tunesien und andere Ländern, die ebenfalls unter Terroranschlägen zu leiden haben, gesunken. Fragen, ob das Flugzeug über den Irak fliege - aus Angst in 10 000 Meter Höhe abgeschossen zu werden - gebe es aber nicht mehr.
Die Geographie-Doktorandin Veronika Deffner erlebte den Tag der Terroranschläge in der syrischen Hauptstadt Damaskus und sieht die Situation auch aus diesem Grund differenzierter. Natürlich habe sie Mitleid mit den Opfern. Man müsse sich aber auch fragen, warum erst so etwas Brutales geschehen musste, um die Leute wachzurütteln. "Es wird Zeit, dass die westliche Welt ihr Verhalten gegenüber der arabischen überdenkt. Man muss einfach im Dialog bleiben." In Syrien seien die Menschen unglaublich betroffen gewesen und hätten riesige Angst gehabt, dass die Welt nach den Anschlägen mit den Fingern auf sie zeigt. "Die islamische Welt wird in Deutschland und den USA zu undifferenziert gesehen. Ich kann diesen Hass und diese radikale Position nicht vertreten." Nach dem 11. September 2001 hatte sie - auch ihrer Familie zuliebe - ihre Reise abgebrochen. Ihrer Reisefreudigkeit haben die Ereignisse jedoch keinen Abbruch getan.

Kathrin Andreae hätte gar nicht an den Jahrestag der Anschläge gedacht. Vor zwei Jahren war sie auf einer Abitur-Studienfahrt in Rumänien. Sie und ihre Klassenkameraden glaubten zunächst, einen Spielfilm im Fernsehen zu sehen, als die Flugzeuge ins World Trade Center rasten. Dass Flugreisen seit den Attentaten gefährlicher sein sollen, glaubt sie nicht. "Passieren kann doch immer etwas. Für mich ist es jedenfalls kein Hindernis, auch weiterhin zu verreisen."