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WÜRZBURG/ARNSTEIN: Upcycling: Mach was Schönes aus Schrott!

WÜRZBURG/ARNSTEIN

Upcycling: Mach was Schönes aus Schrott!

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    Bilder aus dem Laden "Zeychen und Wunder" in Würzburg zum Thema Upcycling
    Bilder aus dem Laden "Zeychen und Wunder" in Würzburg zum Thema Upcycling Foto: Patty Varasano

    Tische aus Fässern, Hocker aus Skateboards und Uhren aus Schallplatten – mit etwas Kreativität und handwerklichem Geschick lassen sich aus alten Dingen schöne neue Sachen herstellen. Upcycling nennt sich dieser trendige Prozess, bei dem Stoffe nicht nur irgendwie wiederverwertet werden, sondern ihr Wert dabei steigt.

    Dass Upcycling im Trend liegt, zeigt sich nicht nur in neuen Labels mit entsprechenden Produkten: „Paletten sind teurer geworden“, sagt Thilo Wolf, der in seinem Laden „Zeychen und Wunder“ in Würzburg viele Produkte kleiner Labels, darunter auch viel Upgecyceltes, anbietet. Auch er selbst verwertet vieles wieder und bastelt aus Altem Neues – wenn ihm die Zeit dazu bleibt. Upcyceln geht aber nicht nur mit Paletten, einem Klassiker bei der Herstellung von Möbeln wie Sofas, Stühlen oder Tischen. Die erste Firma, die mit Upcycling groß herausgekommen ist, war „Freitag“.

    1993 in der Schweiz gegründet, hat sie mit Taschen und Accessoires aus Lkw-Planen auch heute noch großen Erfolg.

    Ulrike Hortig aus Arnstein (Lkr. Main-Spessart)
    Ulrike Hortig aus Arnstein (Lkr. Main-Spessart) Foto: Martina Müller

    Früher Lastwagenplane, jetzt schicke Tasche

    Mit Lkw-Planen bastelt auch Ulrike Hortig aus Arnstein (Lkr. Main-Spessart). Für ihre Taschen kombiniert sie die Planen mit Filz. Auch aus Werbebannern und alten Kaffeetüten macht sie Taschen und Etuis für Tablet-Computer. „Taschen aus Kaffeetüten mache ich schon seit fast zehn Jahren“, erzählt sie. „Mit den Werbebannern habe ich voriges Jahr angefangen. Ich hatte das irgendwo gesehen – und einfach beschlossen, es nachzumachen.“ Ihre Werke verschenkt die Schweinfurter Redaktionssekretärin oder verkauft sie auf dem Weihnachtsmarkt.

    „Es gibt so viele spannende Materialien und tolle Ideen“, sagt Thilo Wolf und zeigt auf seinen von Käfern zerfressenen und etwas krummen Ladentisch. „Die Platte wäre anderen vielleicht zu schief und unregelmäßig, um sie als Schreibtisch zu benutzen. Ich finde gerade das schön: Das Holz erzählt eine Geschichte.“

    Upcycling: Taschen aus Kaffeetüten
    Upcycling: Taschen aus Kaffeetüten Foto: Ulrike Hortig

    Eine Geschichte erzählen auch die alten Skateboards, aus denen Bianca Rebhan-Müller und Jonas Licha etwa Schmuck, Bilderrahmen oder Hocker basteln. „Je abgefahrener die Decks, desto beliebter ist der Schmuck“, erzählt die Schweinfurterin. Vor rund drei Jahren haben die beiden Unterfranken „broken. Upcycling Skateboards“ gegründet und verkaufen ihre Produkte auf Messen, im Bekanntenkreis oder übers Internet. Mittlerweile rentiere sich „broken“ schon. „Es läuft aber auf Hobbybasis“, sagt Bianca Rebhan-Müller. Hauptberuflich arbeitet sie als Erzieherin und Kinder-Yogalehrerin, Jonas Licha ist Ingenieur – unbegrenzte Zeit fürs Upcyceln bleibt da nicht.

    Auch Skateboards sind ein super Rohstoff

    „Wir wollen uns nicht unter Druck setzen oder den Spaß daran verlieren“, sagt Bianca Rebhan-Müller. Ihr gefällt die Idee der Wiederverwertung an sich: „Wir müssen weg von diesem ,alles neu' und davon, die Dinge schon nach zwei Wochen wegzuschmeißen“, sagt sie. „Aus Altem Neues zu machen, spart Energie und Kosten – auch in ökologischer Hinsicht. Außerdem ist das Material viel spannender – die Skateboards zum Beispiel sind einfach ein super Rohstoff, die Gebrauchsspuren machen die Produkte noch viel geiler.“

    Die Motivation der Menschen, Neues aus scheinbarem Schrott selbst zu basteln oder Upcycling-Produkte zu kaufen, ist unterschiedlich. „Teils ist das ökologisch motiviert“, sagt Ulrike Hortig. „Anderen geht es vor allem darum, etwas Individuelles zu haben. Manche Menschen sind skeptisch – meine Taschen seien ja ,nur' selbst gemacht und das könne jeder. Andere finden gerade das Selbstgemachte super.“

    Alte Dinge haben ihre Geschichte

    Auch Thilo Wolf sagt, im Grunde gebe es zwei Strömungen: „Zum Teil sind es Leute mit hohem ökologischem Bewusstsein, denen eben die Wiederverwertung wichtig ist und die die Produkte und die dafür aufgewendeten Ressourcen an sich wertschätzen. Andere finden die Sachen einfach trendy, individuell und schön. Es sind ja auch sehr spannende Materialien, die eben ihre eigene Geschichte und viel Charme mitbringen.“

    Thilo Wolf aus dem Laden "Zeychen und Wunder"
    Thilo Wolf aus dem Laden "Zeychen und Wunder" Foto: Patty Varasano

    Billiger oder ressourcenschonender sind selbst gemachte Sachen oder auch scheinbar upgecycelte Produkte aber nicht immer. „Es gibt dabei viel Augenwischerei“, erklärt Wolf. „Fahrradschläuche zum Beispiel werden sehr oft verwendet, etwa für Taschen, Portemonnaies oder Sitzkissen-Bezüge. Wenn es aber neue Schläuche sind, geht das am Prinzip des Upcycling vorbei.“

    Ökologischer Mehrwert

    Mit durchschnittlich 462 Kilogramm Abfällen, die laut Statistischem Bundesamt im Jahr pro Einwohner in Deutschland anfallen, gibt es eigentlich genügend Zeug, an dem man sich bedienen könnte. Recycling kostet viel Energie und am Ende ist das Produkt maximal genauso viel wert wie vorher. Upcycling ist da – ökologisch betrachtet – schon sinnvoller. Und das Produkt aus dem scheinbar nutzlosen Müll ist einzigartig.

    Für Ulrike Hortig ist gerade das und die Freude am Basteln die Motivation dabei. „Ich habe schon immer gerne und viel Handarbeiten gemacht“, sagt sie. „Eine Zeit lang habe ich mir auch viele Klamotten selbst genäht. Es ist etwas anderes als Stangenware; es sind Dinge, die eben nicht jeder hat.“

    Alte Obstkiste? Neues Regal!

    Dabei muss es keinesfalls schwierig oder kompliziert sein, die Gebrauchsgegenstände selbst zu basteln. Regale beispielsweise lassen sich ganz einfach aus alten Obst- oder Weinkisten bauen oder – wenn die Ablagen auch rund sein dürfen – indem man Konservendosen mit der geschlossenen Seite nach unten auf ein altes Brett nagelt. Für eine Garderobe braucht es nur einen Ast und Metallketten, mit denen man die natürliche Kleiderstange an der Decke befestigt.

    Beispiele für sinnvolles Upcycling mit einfachen Mitteln gibt es genug. Das Internet bietet viele Anregungen, etwa das Videoportal Youtube, soziale Netzwerke oder Blogs wie „Pinterest“ oder „We Upcycle“. Hat man das benötigte Material nicht zu Hause, wird man vielleicht auf Flohmärkten, in Trödelläden oder Second-Hand-Shops fündig. Spezielle Werkzeuge kann man in vielen Baumärkten mieten oder man kann in Offenen Werkstätten wie dem „FabLab“ in Würzburg basteln.

    Tassenlampen und Schallplatten-Uhren sind was für Könner

    Dinge wie etwa die Tassenlampen oder die Uhren aus Schallplatten, die Thilo Wolf in seinem Laden anbietet, lassen sich nicht so einfach selbst basteln. Dafür braucht man schon etwas handwerkliches Geschick und Erfahrung. Geld spart man dabei auch nicht unbedingt: „Einer Kundin haben die Tassenlampen so gut gefallen, dass sie die selbst nachbauen wollte“, erzählt Thilo Wolf. „Gut, die Tassen hatte sie umsonst. Zwei Tassen sind wohl zerbrochen, als der Fliesenleger ihr ein Loch in den Boden gebohrt hat. Zusätzlich zu ihm musste sie auch das meterlange neue Kabel bezahlen. Billiger weggekommen ist sie damit im Endeffekt nicht.“

    Schallplatten-Uhren aus dem Laden "Zeychen und Wunder"
    Schallplatten-Uhren aus dem Laden "Zeychen und Wunder" Foto: Patty Varasano

    Wenn Menschen seinen Laden inspiriert verlassen und zu Hause selbst basteln, sieht er das mit gemischten Gefühlen: „Einerseits ist es natürlich schlecht für mich, wenn sie die Sachen nicht bei mir kaufen“, sagt Wolf. „Andererseits ist es gut, wenn sie etwas selber machen und der Müll wiederverwendet wird, anstatt in der Tonne zu landen. Das macht vielleicht auch etwas mit dem Bewusstsein der Menschen, dass sie bescheidener werden und dass sie bewusster konsumieren.

    Unterm Strich finde ich, ist das eine gute Sache.“ Er selbst kaufe auch Dinge, die er relativ einfach selber nachbauen könnte: „Eine gute Idee muss man auch wertschätzen.“

    Eine Geldbörse basteln Leere Tertapacks muss man nicht wegwerfen. Daraus lassen sich neue Dinge basteln – zum Beispiel eine Geldbörse. So geht's: 1. Den Boden eines Tetrapaks mit Drehverschluss herausschneiden und den Terapack oben aufschneiden. 2. Die Packung flach zusammenfalten und die Knicke falzen. 3. Die Seitenteile nach innen falten, Vorder- und Rückseite liegen übereinander. 4. Mit dem Verschluss nach oben den Tetrapak zweimal nach hinten falten, gegebenenfalls überschüssige Pappe wegschneiden. 5. Von dem hinteren Drittel alles bis auf die äußerste Seite des Tetrapaks wegschneiden. Die wird als Klappe genutzt. 6. An der Stelle über dem Verschluss ein ebenso großes Loch in die Klappe schneiden. 7. Gegebenenfalls die Form anpassen, die Ecken der Klappe abrunden – fertig! nana

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