Wollten Sie auch schon immer mal Wolfsspuren lesen, Schildkröten aus nächster Nähe beobachten oder bedrohte Vogelarten zählen. Einem Geparden beim Laufen zusehen, dieser geschmeidigen, eleganten Raubkatze, die kein Mensch einzuholen vermag. Und das, ohne in den Zoo zu gehen oder in einen überfüllten Safari-Bus zu steigen. Diesen Traum erfüllt der Höchberger Dr. Matthias Hammer. Der promovierte Biologe ist Gründer und Leiter der Organisation Biosphere Expeditions.
In elf verschiedenen Projekten werden seine Kunden in Länder wie Peru, Oman oder Namibia geschickt, um Leoparden, Geparden, Wölfe, Bären, Papageien oder sogar Delfine zu beobachten, zu zählen und zu vermessen. Nach entspanntem Urlaub klingt das nicht, eher nach Arbeit. Trotzdem gibt es jede Menge Interessenten.
Warum, das kann Matthias Hammer erklären: „Natürlich wollen die Leute etwas erleben, eine Alternative zum All-Inclusive-Urlaub oder der Safari, wo man daran, wo die meisten Busse stehen, sieht, wo sich die meisten Tiere befinden“, sagt der Höchberger. Aber er sieht auch ein anderes Motiv: „Menschen, die bei uns buchen, möchten etwas Gutes tun, für die Natur und den Artenschutz. Sie möchten Urlaub nicht mehr einfach nur konsumieren, sondern selbst etwas bewirken.“
Zwei Drittel des Beitrages der Teilnehmer fließt direkt an die Expedition, die dadurch oft überhaupt erst ermöglicht wird. Und zwei Wochen Tauchexpedition auf den Malediven oder im Oman seien immer noch billiger, als ein regulärer Tauchurlaub in Thailand.
Hammer hat die Firma mit Geschäftssitz in Höchberg und Projekten in aller Welt vor zwölf Jahren gegründet. Nach Studium und Promotion in den englischen Eliteunis Oxford und Cambridge, sah er sich mit einer langweiligen Schreibtischtätigkeit konfrontiert. Dabei hatte er schon als Kind Feldforscher in der freien Natur werden wollen, nachdem ihn sein Vater oft auf Spaziergänge in den Spessart oder den Guttenberger Wald mitgenommen hatte.
Hammer entschloss sich zur Selbstständigkeit und Gründung von Biosphere Expeditions. Die Gefahr reizte ihn dabei schon immer. Vor dem Studium war er Fallschirmspringer bei der Bundeswehr, heute ist der 43-Jährige ausgebildeter Bergführer, Tauchlehrer und Trainer fürs Überleben in der Wildnis. Auch auf seinen Expeditionen vermuten die Teilnehmer Gefahren. Dabei sei „die gefühlte Angst der Leute viel größer, als die tatsächliche Gefahr“, meint Hammer. „Im Dschungel haben die Leute Angst vor Spinnen und Schlangen, dabei ziehen die sich sofort zurück, wenn sie die Erschütterungen von menschlichen Schritten spüren.“
Statistisch gesehen ist Heimwerken viel gefährlicher, als durch den Dschungel zu laufen, erzählt Hammer. Und auf den Expeditionen sind nicht etwa giftige Schlangen oder hungrige Krokodile die größte Gefahrenquelle, sondern Autos. Einmal überschlug sich Hammers Jeep samt seinen Expeditionsteilnehmern, glücklicherweise wurde niemand verletzt.
Natürlich erweitert so viel Reisen den Horizont. Das geht dann schon mal so weit, dass einem sein eigenes Heimatland surreal vorkommt. Am meisten ärgern Hammer die Luxusprobleme, mit denen sich die Deutschen herumschlagen: „Hier zerbrechen sich die Leute den Kopf, ob sie den neuen BMW mit oder ohne Klimaanlage nehmen. In Afrika geht es darum, wo die nächste Mahlzeit herkommt oder was passiert, wenn das Kind krank wird.“ Dort sei der nächste Arzt oft drei Tage entfernt und schon kleine Krankheiten könnten lebensgefährlich sein.
Doch trotz allen Ärgers über die deutsche „Kultur des Jammerns“, hat der Weltenbummler nicht vergessen, wo er herkommt: „Höchberg ist mein ruhender Pol. Hier lade ich meine Batterie auf.“ Hier lebt er mit Frau und fünf Kindern. Sein Großvater sagte, angesichts all der Reisen seines Enkels, einmal: „Junge, dass Du mir die Heimat nicht vergisst.“ „Unmöglich“, antwortete der weitgereiste Höchberger.