Die aktuellen Gasversorgungsprobleme erschweren auch der Gemeinde Veitshöchheim die Entscheidung über die sinnvollste Heizungsanlage in den eigenen Liegenschaften.
Da der auf dem Jahr 1998 stammende, mit Gas betriebene Hauptkessel der Heizanlage der Vitusschule seit Ende 2021 defekt und wirtschaftlich nicht mehr zu reparieren ist, muss nun kurzfristig eine vollständige Sanierung der Heizzentrale und des zugehörigen Schornsteins erfolgen – unter Einbeziehung der bislang separat versorgten Turnhalle und der Hausmeisterwohnung.
Hierzu hatte das vom Gemeinderat im Februar beauftragte Ingenieurbüro Burmester aus Würzburg eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für vier Varianten unterbreitet, wovon drei mit Gas und eine mit Pellets heizen. Bei der Beratung in der jüngsten Sitzung entsprach nun der Gemeinderat einstimmig den Antrag der Grünen-Fraktion auf Vertagung in die Ferienausschuss-Sitzung und dem Wunsch, in die Wirtschaftlichkeitsberechnung als fünfte Variante eine Grundwasser-Wärmepumpe, perspektiv mit Photovoltaik-Anlage, einzubeziehen.
Gastherme und Durchlauferhitzer
Die 1911 erbaute Vitusschule ist eine Grundschule mit vier Klassen. Sie enthält neben den Schulräumen noch einen Hort, eine über eine Gastherme (Baujahr 2001) separat versorgte Hausmeisterwohnung im Kellergeschoss und Räume von Musikschule und Vereinen im Dachgeschoss. Die im Jahr 1960 errichtete Turnhalle der Vitusschule, eine Kleinsporthalle mit Abstellraum und Sanitärräumen, wird dezentral über eine Gastherme (Baujahr 2007) und zwei Durchlauferhitzer mit Wärme versorgt.
Als Entscheidungsgrundlage hat das Ingenieurbüro Burmester eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für verschiedene Wärmversorgungsanlagen unter Einbindung der Hausmeisterwohnung und der Vitusturnhalle mit einer Heizlast von 160 kW für beide Gebäude durchgeführt.
Neuerungen durch den Technikraum
Bei allen vier betrachteten Anlagenvarianten sind Wärmeübergabesysteme, Systemtemperaturen und Umbaumaßnahmen gleich und in den Kosten inkludiert.
So soll die Hausmeisterwohnung neu über eine Wohnungsstation versorgt und die bestehende Therme demontiert werden, die Turnhalle über in einem Graben verlegte Nahwärmeleitungen an die neue Technikzentrale eingebunden werden. Für den neuen Technikraum ist eine Übergabestation für die Lufterhitzer vorgesehen, zusätzlich soll eine Frischwasserstation für die dortigen Warmwasseranlagen montiert werden.
Kosten über zwei Jahrzehnte ermittelt
Das Büro Burmester hatte für die vier untersuchten Varianten neben Investitionskosten auch die jährlich entstehenden Kosten über einen Zeitraum von 20 Jahren ermittelt.

Die 128.000 Euro teure Variante 1 (Gas-Brennwertkessel 150 kW mit Blockheizkraftwerk) ist mit 53.000 Euro jährlichen Kosten die unwirtschaftlichste Lösung. Zwar ist die Variante 2 (Gas-Brennwertkessel 100 kW mit Luft/Wasserwärmepumpe) trotz der höchsten Investitionskosten von 181.00 Euro bei einer Förderung von 54.000 Euro die wirtschaftlichste Lösung mit den niedrigsten jährlichen Kosten von 49.500 Euro, jedoch müssen beim Aufstellort der Außenwärmepumpe eventuelle Schallemissionen beachtet werden. Bei Variante 3 (Pelletkesselkaskade zwei mal 80 kW) ist bei Investitionskosten von 140.000 Euro bei einer Förderung von 49.000 Euro Aufwand und Betreuung, Wartung und besonders des Platzbedarfes in der Zentrale bei jährlichen Kosten von 51.500 Euro nicht zu vernachlässigen. Die mit 62.000 Euro von der Investition her billigste Variante 4 (Gas-Brennwertkessel zweimal 80 kW) mit 52.400 Euro von den jährlichen Kosten zweitteuerste Lösung diente allein zur Referenz. Die Burmester-Experten favorisierten die Varianten 2 und 3, wobei eine Unabhängigkeit von dem fossilen Energieträger Gas nur mit Variante 3 möglich ist.
Gas sollte aktuell keine Lösung sein
Mit Gas betriebene Heizanlagen sollten jedoch, so Grünensprecherin Christina Feiler, in der aktuellen Situation keine Lösung mehr sein. Bei der Holzpelletsheizung befürchtet sie steigende Preise, wenn immer mehr Gebäude auf Holzpellets umgestellt werden. Durch die Notwendigkeit, dreimal im Jahr Holzpellets nachzukaufen, sei man extrem abhängig vom Tagespreis. Außerdem seien Holzpelletheizungen nur bedingt nachhaltig und nicht klimaneutral.
Die Grünen schlagen deshalb eine Grundwasser-Wärmepumpe vor, was laut geologischer Vorauskunft im Umweltatlas Bayern grundsätzlich hier im Altort möglich sei, aber ein Wasserrechtsverfahren erfordere. Das Büro Burmester soll nun diese Variante in die Wirtschaftlichkeitsberechnung mit einzubeziehen. Um schnell von fossilen Brennstoffen wegzukommen, muss nach Meinung der Grünen auch die Installation von Photovoltaik auf den Schulgebäuden ernsthaft geprüft werden. Dazu erklärte der Bürgermeister, dass dies derzeit nicht möglich sei, da zuvor die Dachstühle der beiden Gebäude wegen statischer Probleme erst erneuert werden müssten.