Die Probleme des Radverkehrs auf der Löwenbrücke bleiben in Würzburg Dauerthema: Während mit finanzieller Unterstützung des Freistaats Bayern die Machbarkeit einer zusätzlichen Fuß- und Radbrücke über den Main untersucht wird, hat die städtische Fachabteilung Tiefbau und Verkehrswesen in der jüngsten Sitzung des Radverkehrsbeirats (RVB) neue Vorschläge gemacht, um die Situation für Radfahrende auf der Löwenbrücke zu verbessern.
Der Hintergrund: Auf den Fahrbahnen der Brücke, die sie sich mit dem KfZ-Verkehr und mit der Straßenbahn teilen müssen, fühlen sich Menschen auf Fahrrädern und Pedelecs häufig nicht sicher genug. Viele von ihnen benutzen deshalb die nur etwa 1,50 Meter breiten Gehwege auf beiden Seiten und beeinträchtigen dadurch Fußgängerinnen und Fußgänger. Vorstöße zur Verbesserung gab es in der Vergangenheit viele – unter anderem hat das "Bündnis Verkehrswende" bereits kurz nach seiner Gründung im Frühjahr 2019 vorgeschlagen, die rechte Fahrspur stadtauswärts in einen baulich getrennten Zwei-Richtungs-Radweg umzuwandeln.
Machbarkeitsstudie für eine neue Radbrücke
Diesen Vorschlag hatte das Tiefbauamt zunächst aufgegriffen und im Anschluss auf der Westseite der Löwenbrücke unter dem Titel "Highbike" eine aufgeständerte Radbrücke über die Kreuzung Saalgasse/Leistenstrasse/Mergentheimer Straße vorgeschlagen. Die Pläne scheiterten im vergangenen Jahr am Widerstand der betroffenen Anwohner, so dass stattdessen die Machbarkeitsstudie für eine neue Radbrücke in der Nähe der Löwenbrücke in Auftrag gegeben wurde. Ende Juli wurden im Radverkehrsbeirat als Ergebnis der ersten Untersuchungen zahlreiche Varianten und jede Menge offene Fragen vorgestellt.
Die Brücke müsste einen Querschnitt von mindestens 4,50 Metern haben, um Radverkehr in beide Richtungen zu ermöglichen. Eine möglichst optimale Anbindung an bestehende Radachsen, Belange des Denkmalschutzes und Auswirkungen auf den Schiffsverkehr und die Anlegestellen auf der östlichen Mainseite gehören zu den Fragen, die geklärt werden müssen.
"Wir befinden uns in einem sehr frühen Stadium, es müssen noch viele Akteure eingebunden werden", betonte Annette Messerer, die Chefin des städtischen Tiefbauamts. Varianten, die mit einem Eingriff in den Ringpark verbunden wären, lehnte ihr Kollege vom Gartenamt bereits im RVB ab: "Das würde einen sehr starken Eingriff in den Baumbestand bedeuten", sagte Helge Bert Grob.
Vorschlag: Zwei-Richtungs-Radweg auf der Löwenbrücke
Wenn die Studie zu dem Ergebnis kommen sollte, dass ein Brückenschlag machbar ist, muss als nächster Schritt ein Planfeststellungsverfahren durchgeführt und die Finanzierung geklärt werden. Das Tiefbauamt will nicht so lange warten und hat im RVB erneut vorgeschlagen, die nördlichste Pkw-Fahrspur der Löwenbrücke zum Zwei-Richtungs-Radweg umzubauen.
Auf der westlichen Brückenrampe soll dieser Radweg dann im Seitenbereich bis zu dem Übergang zur Unterführung unter der Rampe fortgesetzt werden. Von dort aus könnte der Radverkehr, je nach Variante, auf einer der beiden Seiten der Brückenrampe in Richtung Maria-Theresia-Promenade neben der Mergentheimer Straße weitergeführt werden.
"Damit hätten wir relativ einfach eine sichere und durchgehende Verbindung", erläuterte Verkehrsplaner Niklas Benz. Bei einer Umsetzung ohne Umweg durch die Unterführung, also auf der östlichen Seite der Mergentheimer Straße bergauf zur Maria-Theresia-Promenade, wäre laut Benz auch eine Verlängerung in die andere Richtung möglich: Ein Zwei-Richtungs-Radweg entlang der Saalgasse Richtung Richtung Alte Mainbrücke mit einer Querung in die Burkarder Straße, die vor einigen Jahren zur Fahrradstraße umgewidmet wurde. Das wären – die Zustimmung des Stadtrats immer vorausgesetzt – "zwei kurz- oder mittelfristig umsetzbare Varianten", betonte Messerer.
Forderung nach mehr Platz für den Fuß- und Radverkehr
Ein Problem all dieser Ideen ist allerdings die Anbindung des Radverkehrs stadteinwärts auf der Ostseite der Löwenbrücke. Dort müssten Radfahrende Richtung Innenstadt oder Sanderau von der aus ihrer Sicht linken Seite der Brücke über die Kreuzung auf die andere Seite geleitet werden.
Im Radverkehrsbeirat gab es nicht nur Zustimmung für den Vorschlag, der für einige Mitglieder mit zu vielen Kompromissen verbunden ist. "Wenn man etwas verändern will, muss man dem Auto mehr Fläche wegnehmen. Wir brauchen auch Platz für den Fuß- und Radverkehr", forderte zum Beispiel Christian Loos als Vertreter des Verkehrsclubs (VCD) Mainfranken-Rhön.
Als Antwort verwies Bürgermeister Martin Heilig (Grüne) auf die aktuelle Straßenverkehrsordnung: "Auch wenn wir vielleicht daran verzweifeln, ist die Leistungsfähigkeit des KfZ-Verkehrs eine gesetzliche Gegebenheit." Messerer sprach sich ebenfalls mit klaren Worten für mehr Kompromissbereitschaft aus. "Irgendwann müssen wir endlich zu pragmatischen Lösungen kommen", sagte die Tiefbau-Chefin.