Dank für Treue und Engagement: Gut 300 Mitglieder des ver.di-Bezirks Würzburg/Aschaffenburg wurden im Felix-Fechenbach-Haus für ihre jahrzehntelange Mitgliedschaft geehrt. 60 von ihnen – die meisten konnten bei der Jubilarehrung nicht persönlich anwesend sein – sind bereits seit 60, 65 oder 70 Jahren Mitglied in der Dienstleistungsgewerkschaft und ihren Vorgängern. Gastrednerin war Doris Stadelmeyer, die Geschäftsführerin des ver.di-Bezirks Oberfranken-West. Sie richtete einen Appell vor allem an die ältesten anwesenden Mitglieder: „Gebt euer Wissen um die Bedeutung einer Gewerkschaft an eure Familien weiter. Enkel hören auf ihre Großeltern häufig mehr als auf ihre Eltern.“ Denn Gewerkschaften werden heutzutage genauso dringend gebraucht wie früher, betonte Stadelmeyer. Sie erinnerte in ihrer Rede an die Jahre, in denen die Jubilare in die Gewerkschaft eingetreten sind.
Zum Beispiel 1992, als die für 25 Jahre Mitgliedschaft Geehrten ihre Beitrittserklärung unterschrieben haben: Nach rechtsradikalen Übergriffen gegen Asylbewerber in Rostock gingen damals bundesweit hunderttausende Menschen mehrmals gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit und für den Erhalt des Asylrechts auf die Straße.
„Heute starren die etablierten Parteien nach der Bundestagswahl auf das Wahlergebnis der AfD wie das Kaninchen auf die Schlange“, sagte Stadelmayer. Dabei gebe es gute Gründe dafür, dass die Anzahl der Protestwähler stark zugenommen hat: „Die Große Koalition hat nichts für den Wohlstand getan. Die Wirtschaft boomt, aber die meisten Beschäftigten haben nichts davon. Sie arbeiten immer öfter in unsicheren Jobs, deren Verdienst nicht zum Leben reicht.“ Konsequenzen ziehen die Parteien daraus aus Stadelmayers Sicht bisher keine – statt dessen würden Flüchtlinge und Migranten als Sündenböcke installiert, um von den wahren Ursachen sozialer Ungerechtigkeiten abzulenken.
Daher sei es damals wie heute Aufgabe der Gewerkschaften, den sozialen Protest zu verstärken und auf die Straße zu bringen: „Lasst uns nicht nachlassen mit unserem Einsatz für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen. Gewerkschaften werden heute so gebraucht wie in den Jahren, in denen ihr dazu gestoßen seid“, so Stadelmeyer.