Eine alte Scheune im Giebelstadter Rathausinnenhof dient dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK) seit drei Jahren als provisorische Rettungswache. Ein Zustand, den Paul Justice, Geschäftsführer des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung, zutiefst beklagt. „Das ist keine optimale Lösung“, sagt er und fordert, dass das BRK endlich mit dem Neubau der Rettungswache beginnen möge. „Ansonsten müssen wir den Rettungsdienst für Giebelstadt neu vergeben.“
Paul Justice ist sauer. Sauer auf das BRK. Bei der jüngsten Sitzung des Zweckverbandes war deutlich zu spüren, dass die Geduld des Geschäftsführers bald am Ende ist. Seit dem 1. Oktober 2012 ist der Rettungswagen in einer Scheune der Gemeinde untergebracht. Auch die Besatzung hatte hier zeitweise eine Unterkunft, hält sich jetzt aber hauptsächlich im Feuerwehrhaus auf. Die Scheune werde nur noch als Lager genutzt, sagen die vor Ort tätigen Rettungsdienstkräfte.
„Die Gesamtbedingungen entsprechen nicht den baulichen Vorgaben, die an eine Rettungswache gestellt werden“, so Justice. Im Sommer 2015 wollte das BRK eigentlich schon mit dem Neubau begonnen haben. Doch bis heute sind am künftigen Standort im Güßgraben keine Bagger zu sehen.
Justice hat beim BRK nachgefragt, warum sich der Bau verzögert. Als Antwort bekam er, dass die Sicherung der Baufinanzierung schwierig sei und eine Kalkulation der Baukosten wegen der Anforderungen an eine Muster-Rettungswache schwer falle. Überhaupt würde der Bau mehr Zeit in Anspruch nehmen, als ursprünglich gedacht, begründete das BRK gegenüber Justice die Verzögerung. Im Winter 2015/16 soll mit der Baumaßnahme begonnen werden, versicherte ihm das BRK. „Wenn nicht, sehe sich der Zweckverband gezwungen, noch einmal über die Beauftragung zu reden“, so Justice in der Zweckverbandsversammlung.
Dass diese Bedingungen für die Mitarbeiter im Rettungsdienst nicht optimal sind, räumt BRK-Geschäftsführer Reinhold Weißenseel ein. „Auf den Rettungsdienst haben sie aber keinen Einfluss“, versichert er. Zugleich ist er guter Dinge, dass es jetzt mit dem Bau der Rettungswache vorangeht. Noch bis zum 20. Dezember würden die Ausschreibungen laufen, sagt er. Drei Firmen wurden eingeladen, ein Angebot abzugeben. Gesucht wird ein Generalunternehmer, der das Bauvorhaben bis zum Oktober stemmt und fertig stellt. Am 11. Januar sei eine Vorstandssitzung, so Weißenseel. Dann würde der Auftrag vergeben. Mitte Oktober soll die Rettungswache im Giebelstadter Güßgraben dann fertig sein.
Weißenseel ist sicher, dass diese sportliche Bauzeit kein Problem darstellt. Entstehen wird das zweistöckige Gebäude auf einem Grundstück der Gemeinde Giebelstadt, das dem BRK zu einem günstigen Zins in Erbpacht überlassen wird.
Als Grund für die Verzögerung nennt Weißenseel personelle Gründe beim BRK, die es vor allem 2014 gegeben habe.
Obwohl das Gebäude aufgrund der Grundstücksgröße nun zweistöckig werden muss, wird es trotzdem eine Muster-Rettungswache werden. Nach diesem Vorbild will das BRK künftig auch an anderen Standorten ihre Wachen bauen. Würden diese dann ebenerdig, ließe sich einfach das Obergeschoss abnehmen und auf dem Plan daneben setzen.
Ausgestattet wird die Wache mit drei Ruheräumen für das Personal und einem Aufenthaltsraum, sowie einem kleinen Büro. Diese Zimmer befinden sich zusammen mit Toiletten im Obergeschoss der Wache. Im Erdgeschoss gibt es neben der Garage für den Rettungswagen eine Hygieneschleuse, Duschen für die Besatzung, Umkleideräume und ein Lager. Erste Schätzungen gehen von 630 000 Euro aus.
Noch bis 2017 läuft der Vertrag zwischen dem Zweckverband und dem BRK für die Besetzung der Rettungswache in Giebelstadt. Weißenseel ist sicher, dass er um fünf Jahre verlängert wird. Danach würde neu ausgeschrieben werden – und andere Hilfsdienste könnten sich bewerben. Für den Fall, dass eine andere Organisation den Zuschlag bekommt, werde die Wache aber nicht abgerissen, sondern wird weiter ins Netz des Rettungsdienstes eingebunden sein, so Weißenseel. Dabei betont er auch, wie wichtig der Standort Giebelstadt sei.
Durchschnittlich fielen 200 Einsätze pro Monat an und dabei habe sich gezeigt, dass der gesamte südliche Landkreis davon profitiert. Aber auch der Würzburger Heuchelhof, der von Giebelstadt aus in zehn Minuten erreicht werden kann. „Wir fahren eben in alle Richtungen“, so Weißenseel.